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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Zwei mit der Punze gravirte Bildnisse Kaiser Karls V.
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0207

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2(. Iahrgang.

Nr. 2q^.

Aunstchronik

lVochenschrift sür Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine.

b)erausgeber:

Larl v. (ützow u»d Arthur j)abft

wien Berlin, VV.

Lxpedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartenstr. i>5. Berlin: w. ks. Anhl, ILgerstr. 7Z.


Ld. Grützners Shakespeare-gllustrationen; Das kaiserliche Stiftungshaus am Schottenring in wien; Lisenmengers Gemälde im Abgeord-
netenhause des wiener j)arlamentsgebäudes; Aus Stuttgart; Garibaldi-Monument in j)erugia; Gutzkow-Denkmal; Dresden: Schilling-
Uluseuin; L. ). b)ähnel. — Gemäldeversteigerung in Aöln; Vom Berliner Runstauktionsmarkt; Auktion Morgan. — Neue Bücher und

Zwei mit der punze gravirts Bildnisse Aaiser
Rarls V.

Die k. k. Allerh. Privat- und Familien-Fidei-
kvmmiß-Bibliothek in Wien besitzt zwei sehrinteresiante
alte Abdrücke auf Papier von Platten, welche Kaiser
Karl V. im Brustbilde darstellen. Jeder dieser Ab-
drücke zeigt sich als ein negativer, da die höchsten
Lichter schwarz, die tiefsten Schatten weiß sinv, und
die beigesetzten Schriften im Abdrucke verkehrt erscheinen,
also durch den Spiegel zu lesen sind. Die Platten
waren mithin ursprünglich wohl nicht zum Abdruck
auf Papier bestimmt; sie sollten entweder schon siir
sich als bildliche Darstellungen dienen, wie die Niellen,
oder konnten durch Abdruck nur mit lichter Farbe
auf dunklem Grunde zur richtigen Wirkung in An-
sehung des Verhältnisses Vvn Licht und Schatten ge-
bracht werden. Jedenfalls geschah die Gravirung,
welche ausschließlich mit Punkten durchgeführt ist, die
nur bei dem Bildnisie von 1560 eine weitere Nach-
hilfe erhalten haben, durch die Punze des Goldschmiedes;
in den zwei Bildnisien liegen Werke zweier verschiedener
Künstler vor.

Der einc Abdruck, auf Papier mit dem alten
Wasierzeichen des „Ochsenkopfes mit dem Stern", zeigt
das Bruftbild des Kaisers in sehr einfacher kreisrunder
Umrahmung, die aus aneinandergereihten Scheibchen
innerhalb zweier Kontnrkreislinien gebildet ist. Über
diese Umrahmung hinaus ragt nur noch ein schmaler
Plattenrand, so daß die runde Platte gcunu eincn Durch-
messer von 16,7 om hat. Der Oberkörper der Figur

I ist in halber, der Kopf aber in reiner Profilwendung
! nach links dargestellt. Das unbedeckte Haupt ziert ein
^ Lorbeerkranz. Während die rechte Hand auf den Reichs-
apfel gelegt ist, trägt die linke das blanke Schwert,
desien Spitze nach vorwärts gerichtet ist. Die edlen
Linien des Gesichtsprosils beleben ausdrucksvollc Züge
und sinnend blickt der Kaiser gerade vor sich hin. Die
Schrift, wie gesagt, verkehrt im Abdruck, besteht nur
aus den Worten: Ourolns, rechts vom Haupte der Figur,
V. iinxsr., links von demselben. Auf den Künstler
deutet kein Zeichen.

Sehr verschieden davon und vornehmlich, dem
künstlerischen Werte nach wcit geringer ist das andcrc
Brustbild des Kaisers, obwohl Anordnung und Motive
der Hauptsache nach dieselben sind. Hier hat der
Kaiser das Haupt mit der Krone bedeckt. Das Augen-
lied ist höher aufgeschlagen, so daß das Auge weit
geöffnet hervortritt; das auf dem erstbesprochenen
Bilde maßvolle Profil ist hier durch eine höckerhafte
Nasenbildung gestört und der allzu weit gevffnete
Mund mit der übermäßigen Betonung der Stärke der
Unterlippe drückt dem Gesichte eine leere Starrheit auf.
Eine mangelhafte Abtönung von Licht und Schatten,
das Ausbleiben der Schwärze oder, besier gesagt, die
ungenügende Vertiefung der Punkte bei Bart und
Haar verstärken den ungünstigen Eindruck des Kopfes
der Figur.

Auch sonst bleiben durch unklare Kouturlinien
die Hauptformen der Gestalt unbestimmt; und unschön
knorrig sind die Finger der rechten Hand gebildet, welche
sich anf den Reichsapfcl legen. Aber auf die dekora-
 
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