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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Zwei mit der Punze gravirte Bildnisse Kaiser Karls V.
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0209

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Konkurrenzen. — Personalnachrichten. — Sammlungen und Ausstellungen.

stecher Frcmz Huys, der um jene Zeit, aus welcher
unscre Puuzenstiche stammen, in Antwerpen thätig war.
Uusercm Exemplar des Stichcs vvn Franz Huys fehlt
die Kartouche mit der Unterschrift. Nagler giebt in
den „Monogrammisten" die Unterschrift und sie lautet
wörtlich so, wie die Schrift auf unserem zweitbespro-
chenen Punzenstichc von 1560 '). Es ist also wohl
evident, daß auch der Meister des Punzenstiches von
1560 das Brustbild dcs Franz Huhs als Vorlage bc-
nutzt hat.

Wien, im März 1886. Janku.

Aonkurrenzen.

I'. o. 8. Für den Entwurf zur Fassade des Mailänder
Domes ist ein internationaler Konkurs erösfnet. Der Sieger
erhält eine Prämie von 4U000 Lire mit der Verpflichtunq,
die Zeichnungen zur Ausführung zu liefern. Kleinere Preise
gshen nebenbei.

Der Mittcldeutsche Kunstgewcrbcvcrein beabsichtigt in den
Monaten Juni bis September 1886 in seinen Ausstellungs-
räumen zu Frankfurt a. M. eine Ausstellung nebst Preis-
bewerbung von Arbeiten dekorativer Holzskulptur zu veran-
stalten. Zu letzterem Zwecke sind vom Vereine Geldpreise
ausgesetzt, welche in folgenden Beträgen zur Verteilung
kommen sollen: Für vorwiegend figürliche Arbeiten ein erster
Preis von 500 Mark, ein zweiter Preis von 300 Mark, ein
drittsr Preis von 200 Mark, ein viertsr Preis von 100 Mark
(die beiden letzten gestiftet durch das Freie deutsche Hochstift
in Frankfurt); für Arbeiten mehr ornamentalen Charakters
ebenfalls ein erster Preis von SOO Mark, ein zweiter Preis von
300 Mark, ein dritter Preis von 200 Mark, ein viertsr Preis
von 100 Mark. Außer diesen acht Geldpreisen wird je nach
dem Grade der Beteiligung noch eine Anzahl von Ehren-
diplomen verteilt werden. Über die Zulassung zur Aus-
stellung wird ein besonderes Zulassungsdiplom erteilt. Es
werden keine größeren Möbelstücke oder fertigen Gegenstände
des inneren Ausbaues verlangt, sondern nur Teile derselben.
Letztere können in geschnitzten Füllungen mit Verzierung in
Relief oder erhabener Ausführung, Kapitälen, Konsolen,
Pilastern, Hermen, freistehenden Figuren, soweit solche dekora-
tivenZwecken dienen, figürlichen und ornamentalenMedaillons,
oder auch in kleinen Möbeln, als Kassetten, Rahmen, Uhr-
gehäusen, Hängeschränkchen, Postamenten, kleinen Sitzmöbeln
und dergleichen bestehen; die Größe soll im allgemeinen das
Maß von 1,50 m nach der größten Abmessung nicht über-
schreiten. Figuren sollten unter Lebensgröße ausgeführt sein.
Für die ausnahmsweise gewünschte Einsendung größerer

1) Jm zweiten Bande, S. 785, 2149 sind zwei Ovalbild-
nisse Kaiser Karls V. als von Franz Huys gestochen angs-
führt; Nagler bemerkt bei dem snd 1) aufgesührten Oval,
daß es eine Kopie nach Enea Vico's Blatt von 1550 sei.
Allein der Vergleich des Stiches des Franz Huys mit dem
schon von den Zeitgenossen so bewunderten Stiche des Enea
Vico zeigt, daß wenigstens das Huyssche Ovalbild, welches
das Monogramm §. ü. unten in der Mitte hat, also gerade
das Bild des Huys, welches in der Zeichnung so genau
mit unserem Rundbilde in Punzenmanier übereinstimmt, daß
es als die Vorlage unserer zwei Punzenstiche angesehen wer-
den muß, durchaus keine Kopie nach Vico ist. Den Künstlern
unserer Punzenstiche war vielleicht die kräftigere Strichfüh-
rung des Niederländers sür ihre Technik zusagender als die
seinere, mehr der Radirung sich nähernde Schraffirung des
Vico, welchsr der Schule Marc Antonio Raimondi's folgte.
Wahrscheinlich war ihnen der Stich des Huys aus Antwerpen
auch leichter zugänglich.

Möbel- oder Dekorationsstücke bedarf es vorheriger Ver-
ständigung mit dem Vereinsvorstande. Nähere Angaben
über die Preisbewerbung und die erforderlichen Anmelde-
bogen sind zu erlangen beim Sekretariat des Mitteldeut-
schen Kunstgewerbevereins, Nsue Mainzerstraße 35 in
Frankfurt a. M.

— Jn der Preisbewerbung zum Schinkelfest 1886 hat
der Beurteilungsausschuß des Berliner Architektenvereins
unter den zwöls Bewerbern für die Aufgabe im Hochbau —
Entwurf zu einer sürstlichen Sommerresidenz — dem Regie-
rungsbauführer Otto Schmalz (Motto „So") den Staats-
preis von 1700 Mark und die Schinkelmedaille und den
Regierungsbauführern Alfred Bürde („Fürstensitz") und
Hermann Malachowski („Für deutsche Lande") die Medaille
zuerkannt.

I'. 0. 8. Die Jury für das dcm Andenken Ouintino
Sella's in Rom zu errichtende Monument hat dem römi-
schsn Bildhauer Ettore Ferrari (Sieger für das Viktor
Emanuel-Monument in Venedig) den Preis zuerkannt und
die Ausführung übertragen. Weitere Preise erhielten die
Bildhauer Giulio Tadolini und Augusto Passaglia.

personalnachrichten.

— u — Der Bildhauer Emincrich Andresen in Dresden
ist zum Vorsteher der „Gestaltungsbranche" (giebt's dafllr
kein besseres Wort?) an der Porzellanfabrik zu Meißen er-
nannt worden. Derselbe ist ein Schüler Hähnels. Am be-
kanntesten hat ihn seine köstliche Bräsigstatuette gemacht, die
in Hunderten von Nachbildungen über ganz Deutschlnnd ver-
breitet ist. Außerdem rührt von ihm das Hölderlin-Denkmal
in Tübingen her: ein vom Himmel herabschwebender Genius,
der eineii Kranz auf das Grab des Dichters niederlegen
will. Nur in kleinem Kreise bekannt ist endlich die Reihe
nordischer Götter und Helden, zu deren Ausführung in Holz-
schuitzerei der Künstler von einem Hamburger Kaiifmaiin be-
auftragt wurde.

D Zuin Konscrvator dcr Kiiiistdciikmäler im prcußischcn
Staat ist an Stelle des verstorbenen Geh. Regierungsrates
von Dehn-Rotfelser der bisherige Direktor der Schloßbau-
koinmission, Oberhofbaurat Persius ernannt worden.

Sammlungen und Ausstellungen.

Abgüsse von Kunstwerkcn in spanischcn Museen. Wir
lesen in der Münch. Allg. Zeitg.: „Die Abgüsse der Kunst-
werke des königl. Zeughauses, des Pradomuseums in Madrid,
des Escorial rc., welche von dem Formator des bayerischen
Nationalmuseums, Herrn Jos. Kreittmayr, eigenhändig
an Ort und Stelle von den Originalen abgsformt worden
sind und bisher in ungeordnetem Zustande in einem Ge-
wölbe des königl. bayerischen Nationalmufeums, den Augen der
Welt verschlossen, aufbewahrt waren, sind nun in jenem
Lokale des königl. Odeons, wo sonst die Fleischmannschen Aus-
stellungen stattfanden, in schönster Ordnung zur allgemeinen
Besichtigung öffentlich ausgestsllt und bilden daselbst ein
Museuni, das, im Hinblick auf seine hochinteressanten Gegen-
stände, in Deutschland bis jetzt einzig in seiner Art dastehen
dürfte. Die Sammlung bestshl aus 40 bis in die feinsten
Details getreuen Abgüsfen von Kunstwerken aus Spanien,
die in Deutschland brs ;etzt unbekannt waren und selbst den
Spaniern zum Teil noch unzugänglich sind. Was für uns
Deutsche das Erfreulichste ist: wir dürfen in diesen wunder-
vollen Arbeiten größtenteils wieder einen Triumph deutscher
Kunst erblicken. So trägt der hier zur Schau gestellte ver-
gatterte-Turnierschild Kaiser Karls V. zum Scharfrennen die
Jnschrift: „Daniel Hopfer in Nürnberg 1536"; die Tartsche
Franz' 1. mit der Darstellung: der gallische Hahn verfolgt
den deutschen Rittsr, bekundet Augsburger Arbeit; ein Hslm
König Phrlipps II. von Spanisn mit römischer Darstellung,
fowie ein Schild desselben Königs mit vier Reliefs, welche
Kämpfe der Centauren darstellen, während die Mitte des
Schildes einen stark erhabenen Frauenkopf träat, zeiaen
gleichfalls deutsche Arbeit. Von der Msisterhand Desiderms
Kollmanns, Harnischmachers in Augsburg, rühren her: 1) ein
 
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