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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Die Platzfrage des Künstlerhausbaues zu München
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Lübke, W.: Thorn im Mittelalter, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0273

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533

Die Platzfrage des Künstlerhausbaues zu München. — Thorn im Mittelalter.

534

bis vor kaum einem Dezennium ein steriles, wüsten-
artiges Stück Land, das durch den verstorbenen
Gartenbaudirettor Effner in eine blühende, grüne An-
lage umgewandelt wurde, so daß München wirklich
um einen schönen Platz reicher geworden ist.

DieBebauung einesTeiles diesesTerrainszöge selbst-
verständlich den Verlust eines Partikels der Anlagen nach
sich, die aber immerhin noch vollauf groß genug bleiben,
wenn man bedenkt, daßein Bau von ca. 1360gm Grund-
fläche etwa stg der einen Hälfte, also stg der ganzen An-
lagebeanspruchenwürde. Franz von Lenbach hat kürz-
lich, wie Sie wissen, einen dahingehendenVortrag darüber
beim Magistrate gehalten; doch ist das Resultat kein
Lejahendes gewesen, indem zunachst betont wurde, ein
architektonischcr Abschluß in solchem Sinne habe nicht
in der Jntention Effners gelegen, der lediglich an einen
Monopteros und eine entsprechende Fontäne gedacht, sich
aber entschieden gegen Schädigung der Anlagen durch
einen Monumentalbau verwahrt habe. Darüber ließe
sich streiten! Soll das KUnstlerhaus äußerlich den-
jenigen Charakter tragen, den die Münchener Kunst
in der Welt für sich in Anspruch zu nehmen berechtigt
ist, dann gehört auch eine freie, große Entwickelung
jenes Hauses dazu, welches bestimmt ist, die geistigen
Jnteressen ebenso wie die materiellen zu fördern,
mögen auch einzelne Parteischattirungen sich zu-
sammengruppiren, wie sie wollen. Differirendes Wesen
unter tausend Menschen ist Lebensbedingung, denn Gott
sei Dank sind wir bis zu dem künstlerischen Drillen noch
nicht gekommen, das nns dazu brächte, ohne zu mucken,
untcr einem Dache bei einander zu hausen.

Wie sich die Sache gestalten wird? Wer's weiß,
wird's wiffen, sagt man am Rhein. Momentan rührt
sich kein Lüftchen. Jst's Schlaf oder ist's jene Stille,
die einer großen Bewegung voranzugehen Pflegt?
6ki Ic> sa. Jch weiß es nicht.

Mit Recht darf man aber darauf gespannt sein,
ob wir eines Tages nicht mit einem lait s.ooomxli
beglückt werden, — os.r savsr-vons, nion obsr, on niws
ioi 1s8 8nrpri868! So viel für hente.

v. L.

Thorn im Mittelalter.

(Schluß.)

Die Epoche der Renaiffance brachte im wesent-
lichen hier nur dekorative Werke in den Kirchen- und
Profanbauten hervor; anch manche Wohnhaussaffaden
wurden im Stil der Zeit erneuert und endlich um
1600 der Artushof nmgebaut. Als während des
dreißigjährigen Kricges die Anlage moderner Be-
festigungen nötig wurde, mußte eine Anzahl mittel-
alterlicher Kirchen und Klöster weichen. Trotzdem

vermochte die Stadt sich der Schweden nicht zu er-
wehren, welche im Jahre 1703 sie mit Erfolg be-
schossen und erstürmten. Von da ab sank Thorn im-
mer tiefer und erlitt bis in die neueste Zeit noch manche
Zerstörung seiner alten Denkmäler, so 1796 des Artus-
hofes, 1820 der wichtigsten Reste der Burg und des
in eineKirche umgestalteten Neustädter Rathauses, 1834
der Nikolaikirche.

Wie reich trotz alledem die Stadt immer noch an
mittelalterlichen Denkmälern ist, und wie diese haupt-
sächlich die Frühepochen der Gotik mit der ernsten
Strenge und der gediegenen Technik jener Zeit ver-
treten, beweist das schöne Werk Steinbrechts auf Schritt
und Tritt. Znnächst sind die Überreste der Stadt-
mauern mit ihren Türmen, namentlich zwischen Alt-
und Neustadt, noch wohlerhalten und, zu den um-
fangreichsten ihrer Art gehörend, von großer Bedeutung.
Daß dieselben schon vor Gründung der Neustadt im
Jahre 1264 bestanden, unterliegt keinem Zweifel.
Eine Erhöhung der Mauern und Türme der Altstadt
um etwa 1,5 rn wurde im Jahre 1420 ausgeführt.
Die Anlage war die, daß die etwa 1 in starke Mauer
in Entfernungen von etwa durchschnittlich 40 m von
sehr stattlichen viereckigen Türmen verstärkt wurde.
Die einzelnen Türme wurden nach einem System,
welches sich noch aus dem Altertum herschreibt, nach
der Jnnenseite durch einen Verteidigungsgang verbun-
den, dessen Tragbogen auf Kragsteinen ruhen. Vor
der Mauer zog sich auswärts eine etwa 10 m breite
Terrasse hin, welche nach außen durch eine Mauer mit
Zinnenkranz geschützt und von dem tiefen Graben ge-
trennt wurde. Dieser Zwinger führte den Namen
Parcham. Die Thore bestanden meistens ebenfalls aus
viereckigen, besonders massigen Türmen; die auf der
Landseite über den Graben führenden Brücken wurden
durch einen zweitcn Turm verteidigt, der sich an den
beiden Hauptthoren der Altstadt zu einem mächtigen
runden Bollwerk mit vorliegendem Zwinger entwickelte.
Bei großer Einfachheit und Gediegenheit der Behand-
lung zeichncn sich alle diese Teile, soweit sie nicht spä-
ter umgestaltet wurden, durch jene charaktervolle Form
aus, in welcher das Notwendige sich künstlerisch ge-
staltet.

Bon der Ordensburg wurden im Jahre 1820
Aufnahmen gemacht, welche eine annähernde Wieder-
herstellung ermöglichen. Heut ist nichts mehr vor-
handen als cin Rest des zweischiffigen Kapitclsaales
mit dem Ansatz seiner hohen Gewölbe, sowie der von
diesem ausgehende, von zwei mächtigen Bogen getra-
gene Verbindnngsgang nach dem sogenannten Dansker,
einem gewaltigen viereckigen Turm, sowie die Stau-
anlage für den altstädtischen Burggraben am Junker-
hof. Alle diese ältesten Bauten zeichnen sich durch
 
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