Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

DOI Artikel:
Graul, Richard: Pariser Ausstellungen
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0295

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
577 Nekrologe u, Todesf. — Ausgrabgn. u. Funde. — Konkurrenzen. — Personalnachr. — Sammlgn. u. Ausstellgn. rc. 57Z

lagert, es ist, als habe den Künstler die Ahnung des
nahen Endes bei der Arbeit beschlichen. Aber diese
schwermütige Stimmung ist bei allem frohen Sonnen-
licht nicht selten auf seinen Werken, und was man
wohl bon den Liedern seiner Landsleute sagt, das
klingt leise in diesen Bildern wieder: die Worte sind
heiter, aber die Weise ist traurig.

Mit diesen vier ist die Reihc der Pariscr Früh-
jahrausstellungen nicht abgeschlossen. Noch einige sünf
oder sechs buhlen um dic Gunst der schaulustigen
Menge. Wir begnügen uns damit, einige wenigstens
zu nennen. Der Pavillon der Stadt Paris, an der
Stelle der früheren Tuilerien, vereinigt die Ausstellung
sranzösischcr Künstler für die Tombola, welche die
Mittelzu einem Denkmal Claude Lorrains in Nancy
ergeben soll, — und die alljährliche Lxposition cln
blano st än noir; endlich findcn sich in der Galerie
Rothschild Werke des seinsühligen Sittenschilderers
Frantzvis Bonvin, eines mitunter glücklichen Nach-
eiferers des Pieter de Hoogh.

Nichard Graul.

Nekrologe und Todesfälle.

X. — Karl Daubigny, Landschaftsmaler, geb. den g.Juni
18t6 in Paris, starb kürzlich aus seinem Besitztum in Anvers
sur Oise.

x. — Edouard Frbrc, Genremaler und Schüler P. Dela-
roche's, starb in Ecouen; er war gleichfalls aus Paris ge-
bürtig, wo er am 10. Januar 1819 geboren wurde.

(-) Der Kupfcrstecher Philipp Hermann Eichcns ist am
17. Mai in Paris gestorben. Am 13. Sept. 1812 in Berlin
geboren, widmete er sich anfangs unter Hensel der Malerei
und erlernte dann in Paris die Lithographie. Unter seinen
Lithographien sind „Die Gioconda" nach Lionardo da Vinci,
„Der Schützenkönig" nach Meyerheim und „Die Hussiten-
predigt" nach Lessing zu erwähnen. Nachdem er sodann den
Mezzotintostich in Berlin bei Liideritz erlernt, ging er 1849
nach Paris, wo er bis an sein Lebensende thätig war. Seine
hauptsächlichsten Stichs sind: „Die Madonna von Sevilla"
(Louvre) und „Die unbefleckte Empfängnis" nach Murillo,
„Die christliche Märtyrerin" nach Delaroche, „Die Aufer-
weckung der Tochter des Jairus" nach Gustav Richter und
„Der Jmprovisator" nach Maes.

Ausgrabungen uud Funde.

0. L. Kindergräbcr auf der Akropolis zu Athcn. Bei
den Ausgrabungsn, die man auf der attischen Akropolis vor-
nimmt, smd kürzlich zwischen dem Erechtheion und der nörd-
lichen Burgmauer in bedeutender Tiefe unter vorpersischem
Schutt zwei Kindergräber aufgedeckt worden. Die Gehäuse
sind aus Platten gebildet, die ohne künstliche Fügung
zusammengestellt waren; von den Leichen waren noch an-
sehnliche Knochenreste vorhanden, die aus ein Alter von
sieben bis neun Monaten schlietzen lietzen. Der Fund ist
viel besprochen worden und hat Anlaß zu romanhaften Er-
klärungen gegeben. Nach griechischem Kultusgesetz durfte
innerhalb der Heiligthümer niemand sterben und geboren
werden.

Aonkurrenzen.

« Bci der Konkurrenz um das Walterdcnkmal in Bozen
hat der Bildhauer Heinrich Natter in Wien den ersten Prsis
errungen. Es ist ein Brunnenmonument, aus dem sich auf
schlankem Piedestal die Marmorstatue des Dichters erhebt.
Das Werk soll in zwei Jahren vollendet sein.

personalnachrichten.

8. L. D. Prof. Hähnel in Dresden ist zum Ehrenmit-
gliede der deutschen Kunstgsnossenschaft ernannt worden.

Aunst- und Gewerbevereine.

8n. Der Freiberger Kunstverein, welcher aus Anlaß des
fünfzigjährigen Amtsjübiläums des Zeichenlehrers Müller
und der damit verknüpften, durch freiwillige Beisteuern unter-
stützten Gründung eines Kunstmuseums 1885 ins Leben trat,
versendet seinen ersten Jahresbericht, welcher auf eine ge-
deihliche Weiterentwickelung des Unternehmens schließen lätzt.
An der Spitze des Vereins steht der Bürgermsister Beutler
und als dessen Stellvertreter der um die Förderung der
lokalen Kunstinteressen verdiente Buchdruckereibesitzer Gerlach.

5ammluugen und Ausstellungen.

Hinsichtlich der in Berlin für 1888 gcplaiiten
deutsch-iiatioiialcn Gcwcrbcausstelluiig sind weitere Schritte
geschehen. Der geschäftsfiihrende Ausschutz hat beschlossen,
datz das Ausstellungsterrain bei Treptow 100000 gm um-
fassen soll. Dieses Terrain ist gleichsam in zwei Teile ge-
teilt, in den Spreepark, welcher an den Ufern der Spree,
und in den Seepark, welcher an dem dort befindlichen See
belegen ist- Jm Seepark soll das Repräsentationsgebäude
der Ausstellung, sür welches von den 100000 gm 20000 gm
beansprucht werden, errichtet werden, während die übrigen
80000 gin zur Herstellung der anderen Ausstellungsgebäude
bestimmt sind. Jn dem Spreepark wird ein grotzes Restau-
rationsgebäude seinen Platz finden. Das Ausstellungs-
gebäude wird eine Erleuchtungseinrichtung nicht erhalten, da
dasselbe jedesmal vor Eintritt der Dunkelheit geschlossen
werden wird. Der Bsitrag der Stadt Berlin sür das Unter-
nehmsn ist auf 2 Millionen Mark festgesetzt worden.

Pz-. Städtisches Miiscuiii zu Gcnt. Die aus Kirchen,
Klöstern und anderen öffentlichen Gebäuden stammenden
historischen und Kunstaltertümer der Stadt und Provinz
Gent sind in der ehemaligen Karmeliterkirche daselbst zu
einer städtischenSammlung vereinigt worden. Zugleich wurdsn
derselben die Kunstschätze einiger einheimischer Kunstfreunde
zu zeitweiliger Ausstellung überlassen. Besondere Beachtung
verdienen darunter eine Reihe gravirter Erzgrabplatten, wie
sie im Mittelalter und bis in die Renaissance hinein in den
Niederlanden häufiger als sonstwo vorkamen, — sodann
Waffen, Wandteppiche, Majoliken, Möbel, Schmiedeeisen-
werke und sonstiger künstlerischer Hausrat vergangener Jahr-
hunderte.

x. — Der Mitteldeutsche Kunstgewerbevcreiii zu Frank-
surt a/M. hat seit Beginn dieses Monats eine Spezialaus-
stellung alter Zinnarbeiten eröffnet, die von neuem darthut,
welche Fülle reicher Kunstschätze der Frankfurter Privatbesitz
birgt. Wir werden nicht ermangeln, in einer der nächsten
Nummern des Kunstgewerbeblattes auf diese interessante Aus-
stellung in einem illustrirten Bericht eingehend zuriickzu-
kommen.

Vom Aunstmarkt.

VL, Die Kunsthaiidlung von Fr. Muller in Amsterdam
versendet soeben drei Auktionskataloge auf einmal, deren
jeder eine besondere Aufmerksamkeit beanspruchen darf. Der
eine enthält eine reiche Sammlung von niederländischen
Schabkunstblättern, welche der Kunstsammler Verloren van
Themaat in Utrecht zu dem Behufe anlegte, um auf Grund
derselben ein Werk über diese Kunstgattung zu versassen.
Wenn man den Katalog durchblättert, wird man sich in der
That wundern über den Reichtum des Vorhandenen: von
Ludwig v. Siegen 8 Bl., vom Prinzen Ruprecht 6, von
W- Vaillant 187 Bl. Nebenbei sei bemerkt, datz das Por-
trät von Potemkin (von Blooteling) in Wessely's SupPle-
menien beschrieben ist. Man wird sich aber auch wundern,
warum bei den einzelnen Meistern die Werke derselben
 
Annotationen