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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Die 25. Ausstellung des Kunstvereins zu Bremen
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Die Schweizerische Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0309

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Die Schweizerische Kunstausstellung.

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stücke von Kröner, namentlich die „Ahrendsklinter-
klippen im Harz" und die Bilder der Brüder Karl,
Friedrich und Johannes Deiker, die Pferdestücke von
Hartmann, die Viehherden von Chr. Mali und
die in ihrer flotten Malerei meisterhaften, aber allzu
oft wiederkehrenden struppigen Pferde von Schreyer.

Erst in den letzten Tagen erfreute sich die Aus-
stellung noch eines bedeutenden Zuwachses durch eine
große plastische Arbcit von Dausch in Rom: die
kolossale Marmorstatue des drachentötenden Siegfried
aus der älteren Edda, eine höchst imposante Gestalt,
untadelhaft in der Behandlung des nackten Körpers
und in der sauberen Ausführung des schuppenbedeckten
Drachen; nur der Bewegung des Hclden, namentlich
in den Armen, hätten wir größere Kraftentwickelung
und dem Ausdruck des Gesichts größere Energie und
Leidenschaft gewünscht; sein Verhältnis zu dem bereits
durchbohrten Ungeheuer und dessen aufgesperrtem
Rachen ist ein ziemlich ruhiges, vielleicht absichtlich kalt-
blüliges.

Wie der Besuch der allzu lang ausgedehnten Aus-
stellung (vom 1. März bis 18. April) mit Ausnahme
Ver Sonntage ein ziemlich flauer war, so regte sich
auch die Kauflust der Besucher nur langsam. Erst in
dcn letzten Tagen mehrten sich die Ankäufe und reprä-
sentirten am Schluß der Ausstellung eine Summe von
etwa 80000 Mark.

Bremen, im April 1886.

Die Lchweizerische Aunstausstellung.

Zürich, im Mai 1886.

Unsere Wanderausstcllung ist in einen westlichen
und östlichen Turnus eingeteilt; nnr jedes zweite Jahr
kam daher bis jetzt die Ausstellung zur Besichtigung
in unsere Stadt. Daß Zürich sich — seine centrale
Lage erlaubt dies — darum beworben hat, jedes Jahr
in den Turnus aufgenommen zu werden, ist als ein
erfreuliches Zeichen erwachenden Kunstsinnes zu be-
grllßen. Somit war es uns vergönnt, auch dieses
Jahr wieder eine ganz ansehnliche Ausstellung in den
Börsensaal aufzunehmen, nachdem wir erst letztes Jahr
eine nicht unbedeutende Ausstellung dort beherbergt
hatten, die auch in dicsen Blättern besprvchen wurde.
Die diesjährige Ausstellung ist etwas reichhaltiger aus-
gefallen, da einige bedeutende Maler — Frank
Buchser an der Spitze —, die sich voriges Jahr von
der Wanderausstellung ausgeschlossen hatten, dieses
Jahr wieder ihre Schöpfungen derselben anvertraut
haben. Freilich diese einerseits erfreuliche Erscheinung
hat auch ihre Kehrseite, denn jenc Herren hofften da-
mals eine neue „schweizerische Kunstliga" und damit
verbnnden einen schweizerischen Salon gründen und da-

durch den schweizerischen Kunstverein und seinen etwas
veralteten Ausstellungsmodus entbehren zu können.
Leider sind diese Bestrebungen auf verschiedent-
lichen Widerstand gestoßen; da jedvch den Künstlern
die Ausstellungen schließlich ein unentbehrliches Existenz-
bedürsnis sind, so kehrten die Abtrünnigen wieder
zu unserem althergebrachten Ausstellungsturnus zurück.
Jedenfalls haben sich unsere Ausstellungen im Laufe
der letzten Jahre auf eine bedeutend höhere Stufe ge-
hoben. Während sie vor noch nicht einmal einem
Dezennium fast nur mittelmäßiges Dilettantenwerk be-
herbergten, können sie sich heute mit jeder Ausstellung
einer deutschen Stadt mittlerer Größe kecklich messen.

Die Historie ist diesmal allerdings gar nicht ver-
treten. Auch die religiöse Malerei eigentlich nnr durch
K. Lüthi's „Anbetung der Madonna durch dieEngel",
eine ziemlich kindliche Schöpfung, in der das Stndium
alter Meister sich höchstens durch die steise Gruppirung
und grelle Farbengebung verrät, weil sie in dieser Be-
ziehung an die vorraffaelische Zeit erinnert. Fräulein
Rödersteins, einer in Paris ausgebildeten Dame,
„Jsmael" zögern wir unter die religiösen Gemälde zu
rechnen, da der religiöse Name sür den schlafenden
Hirtenknaben ganz willkürlich gewählt ist. Das Bild
bekundet einen bedeutenden Fortschritt der Künstlerin
durch Behandlung des Aktes sowohl als durch die nach-
lässige leichte Haltung, gegenüber ihrer früher etwas
steifen Stellung der Modelle. Die beiden Porträts
derselben Künstlerin sind trefflich gemalt, besonders das
Stoffliche an der „Dame mit Schlittschuhen", nur
etwas steif in der Haltung. Dann ist noch ein recht
gelungenes Pastellporträt von Ad. Treidler in Mün-
chen als interessant in der Durchführung hervorzu-
heben, nur wird der lächelnde Ausdruck des Mundes
auf die Dauer zur Griniasse. Sehr fesselnd ist ferner
Treidlers kleine Citronenverkäuferin mit dem wehmuts-
vollen Blick in den dunklen Angen. Das Kinder-
porträt von E. Beurmann weist ein reizendes, keck
gemaltes Kindergesicht auf, wäre es nur nicht durch
den so geschmacklosen Hut verunstaltet. Lisa Ruutz'
„Blumenverkäuferin" ist ansprechend. E. Pfyfsers
„Kärtenspielende Arbeiter" sind gut gemalt, nur frap-
piren sie nicht mehr, denn es sind die gleichen Gestalten
seines vorjährigen Bildes, nur in der Situativn etwas
verändert. Frank Buchsers „Räuberleben in den
Abruzzen" ist interessant, wie alle Buchserschen Bilder;
die Farben sind kräftig und doch harmonisch, der Ge-
sichtsausdruck lebendig. Fast zu ausdrucksvoll sind die
Augen des Mannes mit den großen weißen Punkten,
die fast die ganze Pupille einnehmen. Jn etwas
unglücklicher und unnatürlicher Situation klebt der
an sich prächtig durchmodellirte Hund an den Felsen.
Ravels Bild „kroniisrs pas" ist unschön trotz vor-
 
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