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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 21.1886

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Piloty
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https://doi.org/10.11588/diglit.5792#0347

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2^. Iahrgang.

Nr. -11.

1885/86.

Aunstchronik


12. August.

Mochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Aukündigungsblatl des Verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine

Herausgeber:

Larl v. (ützow und Arthnr j)abst

wien Berlin, VV.

Theresianumgafse 25. Rurfürstenstraße 3.

Lxxedition:

Leipzig: E. A. Leemann, Gartenstr. ^5. Berlin: lv. !s. Aüstl, Iägerstr. 72.

Die Kunstchronik erscheint von Mktober bis Lnde guni wöchentlich, im Iuli, August und Leptember nur aller Cage und kostet in verbindung
mit dem Runstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark. — Inserate, ä 30 ssf. für die dreispaltige ssetitzeile, nehmen außer der verlagshandlung
die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in teipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

Während der Sommcrmonate erscheint die Knnstchronik nnr aller 14 Tagc.

Aünste zu Dresden. — vr. H. Lücke. — j)ermanente Ausstellung des wiener Aünstlerhauses; gnternationale Iahresausstellung.her gra-
phischen Aünste in wien; ^tudienmalerei der Runsthandlung von Aarl Triebel in Berlin; veues j?anorama in München. — Über die
verhältnisse des Städelschen Instituts; Aushängung der Meisterwerke im Louvre. — Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. — Zeit-

piloty f.

Eine rciche Ernte hat in diesem Svmmer der Tod
unter der Münchcner Künstlcrschaft gehalten. Am
18. Juni starb dcr Genremaler Alfvns Bodenmüller
am 25. der Tiermaler Friedrich Voltz, am 21. Juli der
Direktor der Akademie, Karl Piloty. Auch Piloty
ist nunmehr dahingeschieden, nachdem er mit dämoni-
scher Willenskraft Jahrzehnte lang gegen seine Krank-
heit angckämpft; er ist dahingeschieden, nachdcm er
als Künstler freilich sein letztes Wort schon lange ge-
sprochen. Jn wie wenige Jahre drängt sich doch die
Lausbahn Piloty's zusammcn! Mit elf Jahren be-
zog cr die Akademie, mit 16 Jahren llbernahm er
die selbständige Leitung des väterlichen Geschäfts, mit
23 Jahren vollendete er sein crstes Hauptbild „Die
sterbende Wöchnerin", mit 29 Jahren seinen „Seni",
mit 30 Jahren wurde er zum Professor an der grvßten
Kunstschule Deutschlands und mit 48 Jahren zum
Direktor derselben ernannt. Damals, in den Jahren
1860—75 stand er im Zenith seines Glücks. Der
„Seni" hatte seinen Platz in der Neuen Pinakothek
gefunden. Lenbach und Makart, Defregger und Max,
Ed. Grützner und Rud. Seitz, Ed. Kurzbauer und
Heinr. Lossow, Math. Schmidt und Al. Gabl, die
Ungarn Liezenmayer, Wagner und Benczur, die Polen
Brandt und Siemiradzky, der Schwede Hellguist und
der Böhme Brozik hatten den Ruhm des Lehrers in
alle Lande getragen. Wie in seiner Kunst, erlebte er
auch iu seiner Familie, uachdcm er sich am 2. Juni

1860 verheiratet hatte, nur Glück und Freude, und
sein Haus in der Briennerstraße neben der Schackschen
Galerie war der Sammelplatz aller berühmten Männer
von nah und fern. Da mit einem Male, seit dem
Ende der siebziger Jahre, wurde es still um ihn.
Die Söhne verließen München, die Töchter verheirateten
sich, und Piloty's Krankheit, ein chrouischer Magen-
katarrh, trat immer heftiger auf. Der Aufenthalt in
Benedig, dessen Luft anfangs beschwichtigend auf das
Leideu gewirkt hatte, reichte nicht mehr aus. Jn der
Leube'schen Klinik in Erlangen mußten wiederholt
schmerzhafte Operationen gemacht werden, die ihm
zeitweise Linderung schafften. Um niöglichst dem Tages-
treiben entrückt zu sein, baute er sich au den Uferu
des Starnbergersees in dem entlegenen Ambach an,
fand aber auch dort nicht die gesuchte Ruhe. Jeder
Mißersvlg — und er hat mit seinen letzten Bildern
ja nur Achtungserfolge erzielt — brachte ihn in ner-
vöse Anfregung. Noch einmal setzte er alle Kraft cin,
um das von der Berliner stlationalgalerie bestellte
Bild, den „Tod Alexanders des Großen" zu vollenden.
Alltäglich in früher Morgenstunde sah man die hohe
hagere Gestalt niit dem welligen kastanienbraunen
Haar, dem feurigen Jünglingsauge und den schars ge-
schnittenen energischen, sreilich auch vom Leiden durch-
snrchten Zügen, elastischen Schrittes der Akademie zu-
eilen. Schon war die Arbeit nahezn abgeschlosten und
nur die Ausarbeitung des sterbenden Alexanders, aus
den er seine ganze Kraft konzentriren wollle, noch
übrig. Aber die Vollendung war ihm nicht beschieden.
 
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