Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

DOI Artikel:
Heigel, Karl Theodor: Gedanken Friedrich Wilhelms IV. über einen neuen Baustil
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0019

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Iahrgang.

Nr. 3.

1886/87.

Aunstchronik

28. Gktober.

Wochenschrift für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der dentschen Runstgewerbevereine

^erausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

Mien Berlin, VV.


Kurfürstenstraße 3.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. ;s. Berlin: w. H. Rühl, Iägerstr. 73.

Mit erscheint von Mktober bis Lnde )uni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller Tage und kostet in verbindung

n . Runstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — Inserate, ä 30 pf. sür die dreispaltige petitzeile,
»en außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

^"halt:

Dedanken Friedrich wilhelms IV. über einen neuen Baustil. von R. Th. Heigel. — Rorrespondenz: München; venedig. — Ludwig
^iichters Selbstbiographie. — Ernst Eugöne ^iolle -s; Tasado del Alisal -s. — Museum zu Rostock; Ausstellung im österreichischen Runst-
verein. — Die Leipziger Gliederpuppe; Das wiener Radetzky-Denkmal; Das Berliner Ausstellungsgebäude; Gustav Freytags Bildnis sür
die Berliner Nationalgalerie. — Zeitschriften. — Inserate.

^^'danken Friedrich lVilhelms IV. über einen
neuen Baustil.

von U. Th. lseigel.

^ 2>n Wintersemester 1830 bezog der Kronprinz
Bayern (nachmals König Maximilian II.) die
Berlin, um bei Raumer uud Ranke ge-
^ichtliche Borlesungen zu hören. Während dieses
^chenthaltes schloß er ein Freundschastsbündnis mit
Kronprinzen Friedrich Wilhelm, das alle späteren
unninngen der Kabinette der beiden Könige über-
nin Dem Frennde in Berlin vertraute Max
selten Lieblingspläne und geheimste Jntentionen
und ebenso schenkte anch der „getreueste Onkel und
trg^^ " Hwem „theuersten Max Rox" herzliches Ver-
^ uen. Die Briefe der beiden Fürsten sind eine reiche
^ ^ sur die Geschichte ihrer Regierungen nnd

8r?^>"' ^dnig Max schreibt immer knapp und kurz,
iaa/^> Wilhelm dagegen Pflegt weit auszuholen,

sifllen"^ ^lten drastischen oder phantastischen Ein-

shin überhanpt jede Stimmung, welche

Crr ersüllt, Heiterkeit, Wehmut, leidenschastliche

gel/^^ offen und ohne Umschweife zum Ausdruck
ssiepn^"'. ^^nn z. B. Max ein Memoire über seine
^se/"^^' beutsche Kolonien auf der Balkanhalb-
^ill ^ b^ünden, mitgeteilt hat, erwidert Friedrich
"^in Ptan entzückt mich sehr, und meine.
schuv^^rM' die weit hastiger als die Deine ist,
»np schun in Gedanken an eine Fahrt mit Dir
s'vlis'. Donnu hinab nach „Maximiliano-

ssu müßte der Hanptort heißen) und womvg-

lich zurück durch Bosphoros und Hellespont über Athen
nach Triest und von da auf der Eisenbahn zu Haus!!!!!!
Einen entsetzlichen Einwurf gegen Deine und meine
Wünsche gebietet mir aber, schon ehe ich die Nsmoirss
gelesen, mein Gewissen Dir zu sagen: darf man ehr-
liche Teutsche unter Türkische Herrschaft setzen'? d. h.
nnter die Herrschaft der allerfurchtbarsten Willkür der
Welt, das ist die eines altersschwachen, sterbenden, heid-
nischen Despotismus — Vielleicht finde ich Beruhigung
in Deinen Denkschriften, aber die brauch' ich auch sehr,
denn ich halte es für Christenmenschen die tiefste und
bedenklichste Schmach, unter dem Türken zu stehen!"
Weil Max im bayerischen Staatsrat dem Mißtrauens-
votum gegen das Ministerium Abel, das sich Bedrückung
der protestantischen Bevölkerung zu schulden kommen
ließ, zugestimmt hat, schreibt Friedrich Wilhelm in
freudiger Aufregung: „Jch will Dich wund herzen und
küssen aus Dankbarkeit für Dein muthvolles edles
Votiren im Staatsrath in der Angelegenheit der Evan-
gelischen. Du, geliebter Max, und Dein Bruder Luit-
Pold habt meine freudigste, innigste Anerkennung da-
durch errungen, und kannst Du das einmal recht leise
in Luitpolds Ohr flüstern, so wirst Du mir Freude
machen. Du hast nicht allein muthvoll und edel, recht
und schön gehandelt, sondern auch sehr klug für Deine
und Deines Landes Zukunft. Nach Allem, was ich
höre, kann ich die Ueberzeugung nicht unterdrücken,
daß das Treiben jener verruchten und unsinnigen
Parthey schon anfängt, die Grundlagen Eures Staats-
gebäudes zu untergraben. Der göldige Hauch des
Vertrauens der Bayern beyd er Confessionen ist schon
 
Annotationen