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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die neuen Säle der französischen Schule im Louvre
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Schultze, F.: Die Arbeiten der Tiberregulirung
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0044

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Die neuen Säle der sranzösischen Schule im Louvre.

großen Perioden der nationalen Kunst: zur Linken das
17. Jahrhundert, wie es fruher aufgestellt war, nur
vermehrt durch die Schlachtgemälde des Lebrun, die aus
dem Pavillon Denon genommen wurden, wo es un-
mvglich war, sie zu sehen; zur Rechten das 18., in der
Mitte aber und sich erstreckend bis zur Galerie des
Rubens das große 19. Jahrhundert mit Prud'hon,
Jngres, Delacroix, Paul Delaroche, Troyon, Decamps,
Rousseau, Corot, Millet, Fromentin, Courbet, Henri
Regnault.

Von den Bildern in diesem Saale sind einige
ganz neu in die Sammlung eingereiht. So ein großes
Jugendgemälde von Prud'hon: „Die Weisheit, welche
die Wahrheit zur Erde herabführt", ein Plafond,
der aus dem Brande von Saint-Cloud gerettet wurde;
von demselben Meister das Porträt der Kaiserin
Josefine mit landschaftlichem Hintcrgrund; es ist be-
gleitet von „Christus am Kreuz" nnd „Napoleon bei
Austerlitz". Ferner „Die Ankunst der Postkutsche", ein
sehr interessantes Bild von La Berge, einem Vorläufer
der großen modernen franzvsischen Landschafter; Jngres'
Porträt von Cordier, von der Gräfin Mortier dem
Museum vermacht; Gerards Porträt der Marguise
Visconti, ein Vermächtnis der Gräfin von Porto u. a.

Man hat an der Dekoration des Herrn Guillaume
den allzu großen Reichtum, sowie einzelne Details von
zweifelhastem Geschmack getadelt. Man hat sich über die
Medaillons an den Gewölben, die Bildniffe der großen
Meister lustig gemacht, so z. B. über die Jean Cousin
und Clouet, deren Anblick unwiderstehlich zum Lachen
reizt; über die Jngres und Delacroix, denen man die
üble Laune über das Los, das sie getroffen, sörmlich
ansieht rc. Dies hat aber nicht gehindert einzugestehen,
daß der Saal im großen und ganzen ein Anblick von
gediegener Pracht ist; daß die Dimensionen desselben,
trotz ihrer riesigen Ausdehnung, den Blick vollkvmmen
befriedigen; daß die Bilder, mit weisem Vorbehalt der
vvrnehmsten Plätze für dic Marksteine der Entwickelung,
sämtlich sür die Betrachtung beguem angeordnet sind,
ohne daß eines vvn dem anderen erdrllckt würde; daß
unter dem in reichticher FUlle herabströmenden Oberlicht
manche Tafeln cinen geradezu blendenden Eindruck
machen. Packend ist vor allem, wenn man sie wie hier,
den Schvpfungen eines Jngres gegenüber gestellt erblickt,
der Effekt der Werke eines Eugvne Delacroix, die groß-
artige Harmonie der beiden Meister vor der Nachwelt,
dic überraschende Versöhnung dieser beiden gewaltigen
Ringer, die einander ergänzen und durch die Betonung
ihrer kontrastirenden Eigenschaften einander wechsel-
seitig zur Geltung bringen. Man kann sich kaum
etwas Jmposanteres vorstellen, als den Anblick des
„Einzuges der Kreuzfahrer in Konstantinopel" im An-
gesichte der „Apotheose des Homer". Das Hauptwerk

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des großen Koloristen übt, von seinem vis-ü-vis ge"
hoben, eine wahrhast Uberwältigende Wirkung; abcr
auch Jngres hat durch dasselbe an Adel, Haltnng und
Würde gewonnen.

Über den Saal des 18- Jahrhunderts wurdcu
anfänglich nicht so einmütige Lobsprüche, im Gegentcl
zahlreiche Klagen laut. Herr de Tauzia war durch
Platzmangel genvtigt worden, unter die reizenden, kösll
lichen Meister des Jahrhunderts der Eleganz bu'
lärmenden Esfektstücke einiger moderner Künstler Z"
mengen. Jkeben den Werken eines Boucher, CharduV
Lancret die schreienden Tafeln wie der „Sklavenmarkt
von Giraud, die widerlich hohle „Exekutivn in Gra"
nada" von Regnault: welch ein häßlicher Anblia-
War sie notwendig, diese Mengerei, da man doch Z"'
Aufstellung eines geradezu wunderbaren Saales des
18. Jahrhunderts alle erforderlichen Mittel besaß^
Warnm, so sragte man, wnrden dem Marinemuseui»
so eilfertig Räume abgetreten? Lag es doch nahe ge^
nng, sie so zn sagcn als Wartsäle fllr die Werke untew
geordneten Nanges und bestrittenen Wertes zu be-
nutzen, und letztere, bis ihncn die Ehren dcs ersieu
Stockes definitiv zuerkannt würden, darin nnterzu-'
bringen. diiemand hat die Berechtigung dieses Tade^
niehr empfunden, als Herr de Tauzia selbst, dem du'
Anordnung, zu der ihn, wie gesngt, Raummang^

c>

<§r

genötigt hatte, von vornherein ein Greuel war.
gab sich anch redlich MUhe, Abhilfe zu schaffen, und U'ie
man hört, ward sein Streben von Erfolg gekrönt, u»d
ist alle AnSsicht vorhanden, daß der Saal des 18. Jahr^
hunderts allen störenden Eindringlingen verschlosst"
bleibe. — s —

Die Arbeiten der Tiberregulirung.

Rom, Anfang November 1886.

Die Kontrollkommission hat unlängst dem Miu^
ster dcr öffentlichen Arbeiten den Bericht über die
Jahre 1885 vorgcnommenen Ausführungen übergebeu-
Von den Arbeiten der ersten Serie (Gesetz vom 30. 3u>U
1876) wurden demnach vollendet: die an den beideu
Ufern flußauf- und flußabwärts nächst Ponte Sisto bc^
gonnenen Konstruktionen mit einem Gesamtkostenausi
wande von 484662 Lire. An der Negola wnrde der
Abtrag des alten Ufers vvrgenommcn nnd die »eue
Ufermauer aufgeführt, welche Arbeiten, mit 1325892 k-
veranschlagt, im Abschluß anf 1287253 L. sich stelleui
über Ponte Cestio wnrde die Ufermauer auf 270 ^
aufgeführt nnd zwar mittclst Fnndirnng durch Luft"
druck mit eisernen Caissons; die Kostcn betrugeb
1153714 L.; anch wurdcn an ca. 1400 Kubikiucte'
Mauerverkleidung in Travertinstein aufgebracht »ud
aus ca. 62 in Länge dic Krönungsstücke ausgesetzt.
 
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