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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Eduard von Steinle
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0071

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22. Iahrgang.

Aunstchronik

Nr. 9.

1886/87. s ^ 9. Dezember.

wochenschrift für Aunst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Aunstgewerbeoereine

^erausgeber:

Larl v. tntzow uud Arthur j)abst

wien Berliri, XV.

Theresianumgaffe 25. Kurfürstenstraße 3.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. ^5. Berlin: w. L). Rühl, Jägerstr. 73.

^ie Runstchronik erscheint von lvktober bis Lnde guni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller ^ Cage und kostet in verbindung
Nlit dem Aunstg ew erb eb latt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark.— gnserate, ä 30 pf. für die dreispaltige petitzeile,
^khmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein L vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

Eduard von Steinle f. — Zu Larstens' plastischer parze. — Rorrespondenz: München (Schluß). — vom Lhristmarkt. III. — peter
Reitsamer f; Meyer von Bremen -f. — Ausstellung im Berliner Runstgewerbemuseum. — Aus Rom; Aus Düffeldorf; A. L. Müller;

Lduard von 5teinle f.

Die Kunde von dem Ableben Eduards von Steinle
am 19. September — ist an dieser Stelle bereits
»ntgeteilt worden. Aber wir haben gezögert, die kurze
'^Nzeige zu einem Nekrologe zu erweitern, weil wir
^lftcn, daß die geplante Ausstellung von Werken des
-bieisters bnld zur That werden wiirde und mithin
^elegenheit brächte, das Urteil iiber die vielumfassende
^hatigkeit Steinle's auf eingehender Anschauung zu re-
Nidiren. Nun erfahren wir, daß diese Steinle-Aus-
ttellnng erst im Januar etwa stattfinden wird, so
wir nicht länger anstehen möchten, dem Gedächtnis
des Verewigten einige Worte zu wibmen. Es wird
t^egenstand eines besondcren Essays sein, den die Zeit-
fchrist seinerzeit bringen wird, zn schildern, wie die
^gensätze nnd Wandlungen in Steinle's kiinstlerischer
^ntwickelung zu einem harmonischeu Ganzen zu-
fnninienflossen und wie sie sich widerspiegelten in der
t»ngen Reihc seiner Werke. Man hat das eigenartige
^sen dieses letzten hervorragenden Künstlers aus dem
^berbeckschen Kreise als ein bualistisches bezeichnet, in-
^^»1 man ihn bald einen Romantiker, bald einen ortho-
'- vpen Katholiken nannte, und man glaubte zu bemerken,
die poetische Kraft seiner Jndividualität mehr in
^ romantischen als in der streng kirchlichen Richtnng
leiner Werke in die Erscheinung träte. Wir halten eine
f»lche analytische Auffassung, welche es fiir nötig findct,
^ Persönlichkeit zu spalten, um die wechselnden
Uußerungen ihrcr Natur beguemen Kategorien unter-
äuvrdnen, einer so einheitlichen Erscheinung gegenüber,
Wie Steinle es war, sür unangemessen. Sie zer-

stört den organischeu Ausbau einheitlichen Wesens.
Steinle war in der starren Beschränkung seines
Wollens ein Künstler aus einem Gusse. Frühzeitig
hatte er sein Jdeal aufgerichtet, und er ist ihm im
Wandel der Jahre tren geblieben bis an sein Ende.
Dieses Jdeal ist ein einseitiges, fremb dem Treibcn
unserer Zeit, es ist dasjenige der stkazarener, Over-
becks im Besonderen — rückwärtsblickend aus die Kunst
vergangener Zeiten, getragen von dem Geist der Ro-
mantik und belebt durch die tiese Empfindung eincr
allezeit hochstrebcnden Künstlernatur. Jn Sleinle's
Werken sinden wir sein Leben, sie sind ein klares
Transparent, durch das wir den ruhigen Fluß seines
Daseins rinneu sehen — ein Leben ohne pnckende Er-
eignisse, aber voll warmer Hingabe an deu idealen
Beruf des Künstlers.

Wir fllgen diesen vorläufigen Bemerkungcn cinige
Daten ausder Biographie Steinle's bei. Jvhann Eduard
Steinle ward am 2. Jnli 1810 in Wien geboreu.
An der Wiener Kunstakademie und bei Kupelwieser
machte er seine ersten künstlerischen Studicn, 1828 zog er
nach Rom, wo er sich an Overbcck und Führich anschloß.
Der römische Aufcnthalt hatte mit einigcu Unter-
brechungen bis zum Jahre 1834 gewährt, dem Jahr
seiner Rückkehr nach Wien. Da aber Sleinle's Hoff-
nungen auf einc crsprießliche Thätigkeit in dcr Bater-
stadt nicht in Ersüllung gingen, wandte er sich nach
Deutschland. Jn den Jahren 1838 bis 1840 war
der Künstler mit den Arbeiten in der Rheinecker Kapelle
beschäftigt, wenig später (1843 bis 1846) mit den
Fresken im Kölner Dom; 1850 wurde er Prosessvr
der Historienmalerei am Frankfurter Städelschen Jn-
 
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