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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Heydemann, Heinrich: Zu Carstens' plastischer Parze
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Korrespondenz München [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0073

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Korrespondenz aus München.

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'ch nicht zu sagen. Jn der Sammlung der GewerLe-
akademie zu Berlin befinden sich nur ein Gipsabguß
^°n diesem Thvnmodell und eine Aussührung des-
^lbcn in Erz (vgl. dazu Niegel a. a. O.). Da aber
k>as Carstenssche Modell „aus ungebranntem Thon"
""d „sxhx t^jcht gauz zu zerstören" war, so wird es
^'solge des Formens wohl verdorben sein, jedenfalls
schwerlich heute noch vorhanden sein. Sicher ist nur,
^ß alle heute im Umtauf besindlichen Abgüsie auf
Ew einziges Original, auf das von Tieck ergänzte
^kemplar zurückgehen; von einem abweichenden Wei-
"wrschen Exemplar kann nach der angeführten Bricf-
sielle fortan nicht mehr die Rede sein.

Halle a. S. H. Heydemann.

Aorrespondenz.

München, Mitte November 1886.

(Schluß.)

Jn der Fleischmannschen Kunsthandlung
war eiu hvchst anziehendes Bild: „Aller Anfang ist
schwer" von Hermann Kaulbach ausgestellt, das mit
si^benswürdigem Humor den Versuch eines mittel-
^sierlicheu Hosnarren, das Spiunen zu erlernen, schil-
Die Charakteristik der Gcstalten, die Derbheit
,bs ungefügen Schülers, wie die Anmut der Burg-
Uaulein, die dem possierlichen Beginnen lachend zu-
'chauen, ist vortrefflich gelungen, daS Kolorit ebenso
si^iftig nsie vornchm.

2im Kunstverein endlich erregten außer dem
t>on der Berliner Ausstellung zurückkehrenden Bilde
t>vn Ernst Zimmermann: „Christus und die Fischer"
E^ptsächlich einige Historienbildcr Aussehen. Friedrich
s^tto führt die heil. Elisabeth von Thüringen vor, die
Klostcr zu Marburg von ihren Kiudern Abschied
"i"'Mt, uud bringt in seinem Werke die finstere Askese
w dc,u Kopfe des Klosterpriors und der Nvnne, den
siuninien Schmerz in dem blasien Antlitz der Mutter
die unschuldige Lebensfreude in den lieblichen
Wderköpfchen wirksam, wenn auch mit einem gewisieu
siutinientaleu Anstrich, zum Ausdruck. Adolf Pichler
sisi)rt den Betrachter in das Arbeitszimmer des Spinoza
wo dieser, von Büchern, wisienschaftlichen Jnstru-
^uten und ärmlichem Hausrat umgeben, mit Glas-
Ichleifen fein Bret verdicnt und dabei die Entstehung
^Uies Spinnennetzes beobachtet. Wie wvhlthucnd auch
. ^ ^lbwechselung ist, welche dieses Bild in das ewige
^ werlei abgenutzter Motive bringt, fv hat doch der Maler
^u> Beiwerk eine zu große Bedeutung geschenkt, das

sttinennetz zu massiv behandelt
° Philosophen zu sklavisch an die vcrschwommenen
"sifvrstichprwträts des 17. Jahrhunderts angelehnt.

und sich in dem Kopfe

Noch weniger Gutes läßt sich von Franz Eiseuhuts
„Tod des heil. Gül-Baba in Ofen" sagen, eiuem
Bilde, das zwar durch kecke Pinselführung uud blcn-
deude Behandlung des Beiwerks die Aufmerksamkeit
erregt, dasür aber an sorgfältiger Ausführung und
feinerer Charakteristik der Figuren viel zu wünscheu
übrig läßt. Desgleichen dürften in dem mythologi-
schen Gemälde Karl Hartmanns, welcher die Verse
aus Goethe's Fischer: „Halb zog sie ihn, halb sank er
hin" zu einer anmutigen Darstellung verarbeitete, die
landschaftlichen Teile des Hintergrundes weniger skizzen-
haft behandelt sein. Unter den Genrebildern machten
sich drei durch minutiöse Aussührung, subtile Zeich-
nung und gefallige Farbenzusammenstellung bemerkbar.
F. C. Maper in Nürnberg machte scin im Renaissance-
stil geschmackvoll ausgestattetes Atelier, in dem er selbst
e>usig bei der Arbeit sitzt, zum Gegenstande eines sau-
ber ausgeführten Gemäldes, während F. Löwith in
nicht minder sorgfältiger Weise vier Schachspieler,
Emil Rau eine junge Spinnerin darstellt, die lächelnd
spielenden Katzen zusieht. Mehr durch ihre launigen
Motive fesselten zwei Arbeiten von A. Lins und
F. Pröls. Lins führt in einem origiuellen, leider in zu
anspruchsvollem Format gehaltenen Genrebild, „Krieg
im Frieden", zwei Dachshunde vor, die mit einem auf
dem Boden liegenden Knaben spielen, während Pröls
in einem heiter empfundenen, wenn auch nicht tadel-
los gezeichneteu Bildchen eine Anzahl frischer Tiroler-
buben Larstellt, kic auf das Holzdach ciner Hütte ge-
klettert sind und von da das Scheibenschießen im Thal
beobachten. Das Porträt war durch mehrere Arbeiten
von Papperitz, HLßlin, Melnik, Herrmann und Olde
vertreten. Papperitz giebt das Bildnis eines jungen
Maunes, das mit plastischer Bestimmtheit gezeichnet ist,
aber im Farbenton zu sehr ins Süßlich-Rosarvte hin-
Uberneigt, G. v. Hößlin eineu duftig behandelten, von
weißem Hintergrunde sich abhebenden Frauenkopf, worin
er Herkomers Damenporlrät, das auf der Berliner
Ausstellung so großes Aufsehen erregte, nicht ungeschickt
nachahmt, C. Melnik das Bildnis zweier Kinder, das
durch geschickte Gruppirung und treffliche kvloristische
Behandlung auffällt, Kurt Herrmann das Kniestück
eines bärtigen Herrn, Ivorin sich seine Charakteristik,
präzise Zeichnung uud nobler Farbenton zu einem
harmonischen Ganzen vereinen. Bei der Betrachtung
dieser Bildnisie erkennt man recht klar die Geschmack-
losigkeit ber französischen Pleinairmalerei, wie sie sich
in dem übrigens talentvollen Frauenporträt Haus
Olde's breit macht. Die lebensgroße Figur einer
Dame auf eine grüne Wiese mit blühenden Bäumen
zu setzen, ist zwar an sich kein übler Gedanke; nur hat
sich der Maler nicht im geringsten bestrebt, die Figur
von dem eintönig giftig grünen Hintergrunde loszu-
 
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