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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Langl, J.: Die erste Jahresausstellung der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0148

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291

Nekrologe.

292

einer Neihe (für Kaesers Verlag in München) radirten
Blättern nach Marakschen Landschaften nnd älteren
Meistern. Unter Hechts geistvollen Blättern (für
Aumüllers Verlag) ragen besonders die Bildnisse nach Len-
bach hervor. Von den Deutschen imponirt Mannfeld
mit seinen geradezu monumental gehaltenen Bildern vom
Rhein. Jn malerisch keckem Vortrag reiht sich ihnen
Ritters „Schöner Brunnen zu Nürnberg" würdig an.
I. L. Raab bekundet in seinen Radirungen nach Raffael,
Dürer, Ribera rc. seine bewährtc Meisterschast in der
sicheren Führung der Linie; die Blätter smd in ihrer
Klarheit und Durchsichtigkeit kaum von Stichen zu unter-
scheiden. Krauskopf hat in seinen großen Platten
nach Defregger vorwiegend das koloristische Moment
betont; Eilers und Koepping sind in der Radirung
mit schönen Blättern nach alten und modernen Meistern
vertreten.

Unter den französischen Nadirern steht seit langem
Waltner an der Spitze. Wir finden von seiner Hand
fünf Prachtblätter, welche sich in französische und englische
Verleger teilen. 9?bs losb birä nach Stvne ist ein
Meisterwerk malerischer Abtonung. Damman, Chau-
v e l sind geistreiche Zeichner, und nicht minder interessiren
Gautier in seinen Originalradirungen von Architek-
turen und Ricardo de Los Rios im Fache des
Jllustrativen.

Offenbart sich in den Radirungen der Franzoscn
vor allem der Esprit des Zeichners, so überwiegen bei
jenen der Engländer die malerischen Elemente, die
Stimmung und zarte Licht- und Schattengebung.
Es ist der feine Duft ihrer Landschaften, über die sich
eine verschleierte Atmosphäre legt und das Licht
nur gedämpft, transparent walten läßt. Jn dieser
Richtuug hat Herkomer die brillantesten Erfolge er-
zielt und nach ihm Heydemann, Lander, Slocombe,
Law rc. der I?ins Looistzi treffliche Blätter
geliefert. Unter des Letzteren ausgestellten Arbeiten
ist namentlich die „Seufzerbrücke bei Nacht" von
gewaltiger Wirkung. Steele's „Napoleon auf dem
Bellerophon", nach dem Gemälde von Orchardson,
interessirt besonders durch den geistvollen Vortrag im
Figürlichen. — Der Holländer Storm van s'Grave-
sande schildert mit der Radirnadel in reizvollen Ve-
duten uns seine heimatliche Welt.

I. Langl.

(Schluß folgt.)

Nekrologe.

Friedrich u. Amerling ch. (Geboren zu Wieu am
14. April 1803, gestorben ebenda am 14. Januar 1887.)
Wenigen Sterblichen war es vergönnt, sich so ganz
auszuleben wie der Künstler, dessen Wirken hier skizzirt
werden soll. Man kann mit Beruhigung annehmen,
daß Amerling wirklich alles geworden ist, was er seiner

^ Begabung nach werden konnte; er hat keine künst-
! lerische Schuld hinterlassen. Die Anzahl seiner Werke
! ist ganz ungewöhnlich groß, und läßt sich gegenwärtig
j noch nicht vollkommen überblicken. Dies wird erst nach
Abhaltung einer „Amerling-Ausstellung" annähernd
möglich sein, die, wie wir hören, in Wien in Aussicht
genommen ist. Voraussichtlich wird eine solche Aus-
stellung der Hauptsache nach eine historische Porträt-
! ausstellung werden, denn das Hauptgewicht von
Amerliugs Thätigkeit liegt ja im Bildnis. Schon
der Knabe schien wie von vornherein zum Porträt-
maler bestimmt. Als erstes „Bild" hören wir vo>n
Künstler selbst das Porträt seines Schwesterchens be-
! zeichnen, das er schon zur Zeit, als er noch die Volks--
j schule besuchte, mit der Feder auf ein Blatt Papier'
^ zeichnete. ^) Auch später, als des kaum Dreizehnjähri-
^ gen Talent schon soweit Anerkennung gesunden hatte,
! daß er die Akademie besuchen durfte, wird ein Bildnis
und zwar das des Schuldieners, der Anlaß zu einein
I ersten Triumphe. Damals aber war die Bildnis-
malerei des jungen Künstlers noch nicht bedeutungs*
voll genug, daß er sie als Lebensunterhalt oder ggn
als Quelle des Reichtums hätte ausnutzen können, nsie
es späterhin geschehen ist.

Es gab einstweilen Jahre harter Entbehrung,
während welcher der Jüngling zum Jlluminiren vo»
Kupferstichen, zu handwerklicher Arbeit bei eineni Litho-
graphen, ja zum Zimmermalen sich hergeben mußte.
Als freundlicher Lichtblick in Amerlings Leben tritt erst
das Jahr 1824 hervor, das ihn nach Prag zu seineM
Oheim und an die dortige Akademie brachte. Obwohk
der Künstler zu jener Zeit auch Landschasten gemalt
haben soll, so blieb doch das Porträt seiu Lieblings-
fach. Eine kleine Summe, die er sich abgekargt hatte,
benutzte er denn auch dazu, um eine Reise zu Lawrence
nach London zu unternehnien. Es war ca. 1827, als
er einen mehrmonatlichen Unterricht bei dem englischs"
Maler genoß. Von London aus ging er nach Paris,
um in Horace Vernets Atelier Aufnahme zu finden,
Der Unterricht in demselben aber wurde, wie es
heißt, schon nach eincr Woche durch eine schwerc Er-
krankung Amerlings abgebrochen. Damit stimiill
es vollständig überein, wenn wir in den Werken des
Wiener Künstlers keine deutlichen Spuren von der
Weise des Franzosen auffinden können. Viel tieser
waren die Spuren, die Lawrence in dem jungen Ta>
lent zurückgelasten hat. Dezennien hindurch sind st^
in Amerlings Bildern ziemlich deutlich zu verfolgem
Nach seiner Nückkehr in die Vaterstadt erwapd
Amerling den Reichelschen Künstlerpreis (1828) nill
, seiner Dido, welche allerdings noch ganz im Ban»c
der von Füger eingeleiteten kalten akademischen Rich^
tung steht. Wohl dürfte ein „Moses in der Wüste"'
der in der Litteratur als Arbeit Amerlings im Jah^
1829 erwähnt wird, denselben Kunstcharakter trage"'
Als Bildnisse aus jener Zeit erwähne ich das vo»
Professor Jos. Redl, welches Eigentum der Wienec
Akademie ist, sowie ein Knabenporträt, das sich 187 t
bei Herrn Fischer von Ankern befundeu hat. 1831
entstand das Bildnis des Kardinals Erzherzog Rudoll,

I) Vgl. das Feuilleton der N. Fr. Presse vom 18. Mj''
1887 von L. A. Frankl, der niit dem Maler in jahrelanlv
Freundschaft verbunden war.
 
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