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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Schumann, Paul: Blondel, Nehring und Broebes
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0174

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343

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

344

akademie zu Berlin. Er empfing damals vom Könige
den Befehl, alle Paläste und Landhäuser des Königs
in und außerhalb Berlins aufzunehmen (Isvsr) und
Stiche danach ansertigen zu lassen- Da er aber in
seiner Jugend in seiner Vaterstadt Paris das Stechen
gelernt hatte, fertigte er die Zeichnungen an und stach
sie auch selbst; er war ein guter Stecher, der berühmte
Marot war sein Lehrer in dieser Kunst. Der König
war sehr befriedigt von diesen Platten, die indessen
nicht alle vollendet waren, als der Tod diesen großen
Fürsten abberief. Broebes wurde, wie man mir ver-
sichert hat, durch Versprechungen ermutigt, sein Werk
fortzusetzen; er hat es indessen nicht gethan, offenbar
weil er vom Herzog Heinrich von Sachsen nach Barby
gerusen wurde, um einen sehr scbönen bereits ange-
fangenen Palast zu vostenden. Jn dieser Stadt ist er
vor einigen Jahren gestorben. Marperger spricht (in
Fölibiens Buche „Historie und Leben der berühnitesten
Baumeister". Hamburg 1711. 8) lobend von Broebes.
Diese Platten würden in irgend welchem Kabinett
vergraben wordeu sein, wenn nicht seine Witwe sie an
Johann Georg Merz zum Drucke verkauft hätte. Das
letzte Blatt betrifft nicht die Gebäude des Königs: es
enthält die Börse uud ein Stadtthor zu Bremen.
Man hat sie hinzugesllgt, weil sie von Broebes und
sehr gute Vvrbilder sind. Blatt 46 ist ein eigentüm-
licher Einfall (kuillis purtic!nliör6) von Broebes Uber
den Münzturm in Berlin. Jch habe über diesen Turm
in meinem Leben Sturms gesprochen. Dieses Stück
ist um so merkwürdiger, als man hier die Fehler
kennen lernt, bie beim Bau dieses Turmes begangen
worden sind. Übrigens hat der Verfasser die Pläne
nicht immer so wiedergegebe», wie sie heute erscheinen,
sondern so wie sie nach den ersten Plänen ge-
baut werden sollten; denn zuweilen hat man diese
Pläne eingcschränkt (rolranolis äs oss ässssins), zu-
weilen hat man nach den Launen der Architekten etwas
hinzugesügt, die denjenigen folgten, welche der Tod
abberufen hatte: das berühmte Zeughaus zu Berlin ist
hierfllr ein Beispiel, denn der erste Eutwurf ist von
dem berühmten Blondel gegeben worden, dann ist es
von Nehring, Bodt, Schlüter und Grüueberg aus-
geführt worden."

Diese Ausführungen, welche mit den Ausstellungen
Gurlitts vollkommen übereinstimmen, sind jedenfalls
geeignet, diese zu erhärten. Der ungenannte und vor-
eingeuommene Kritiker dürfte Nicolai's Quelle sein.
Humbert erscheint als eiu klardenkender, unparteiischer
Manu, der seine Aussagen nach bestem Wissen und
Gewisten macht; er hat überdies, wie aus seinen sämt-
lichen Schriften hervorgeht, gründliche Studien über
die Baukunst gemacht. Wichlig ist vor allem Humberts
Mitteilung, daß Blondel in Berlin, Kopenhagen u. s. w.

gewesen ist. Diese Mitteilung kann bezweifclt werden;
indes auf viel schwächerer Grundlage steht Dohme's
Ablehnung Blondels, die sich darauf stützt, daß im
königl. preußischen Staatsarchiv nichts über Blondels
Anwesenheit in Berlin aufzufinden gewesen sei. Da
kann jeder Tag einen glücklichen Fund bringen, der das
Gegenteil beweist.

Dresden. Paul Schumann.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

/. Die liiläiallisgiis iiitsriilitioiials äs I'urt, welche
unter Müntzs Leitung bei Jules Nouam in Paris erscheint,
ist wiederum um einige neue Bände bereichert worden, welche
wohl geeignet sind, das Jnteresse an dem Fortgange des uer-
dienstlichen Unternshmens von neuem anzuregen. Wir be-
gnügen uns an dieser Stelle aus diese Erscheinungen hinzu-
weisen, da dieselben in der Zeitschrift eingehende BesprechungeN
erfahren werden. Den zwölsten Band der ersten Serie bildet
des russischen Forschsrs N. Kondakoff lange erwartetes
Buch: D'art d^rantin oonsiäsrs xrllleixalsmsnt äans Iss
ininiaturss. Schon der Umstand, datz das Buch von Anton
Springer eingeleitet wird, erweckt das günstigste Vorurteil
für den Gehalt des Werkes. Als vierzehnter Band figurirt
ein Werk rnehr populären Charakters: Lucien Solvap's
D'art sspaKnoi sührt in augenehmer Weise in das Wesen
und in die Geschichte der noch ivenig gekannten Kunst auf
der iberischen Halbinsel ein. Echt wissenschaflliches Geprägs
eignet dem als vorletztem erschienenen dreizehnten Bande; ep
enthält eins an gründlichen Untersuchungen reiche Arbeit
Heinrich v. Geymüllers über die arg mihkannte Künstler-
familis der Du Cerceau. Alle drei Werke stehen, was typo-
graphische und illustrative Ausstattung anlangt, den früher
erschienenen Bänden kaum nach. Namentlich zeichnet sich das
letztgenannte Werk aus durch eine große Flllle zum Teil noch
nie reproduzirten Materials; es wird nicht nur seinen Weg
in die Händs der Kunsthistoriker, sondern auch der praktischeu
Architekten finden. — Jn gleichem Verlage hat einer der
feinsinnigsten und kenntnisreichsten Amateurs Frankreichs,
dsr durch mehrere treffliche Studien auf kunstgewsrb-
lichem Gebiete wohlgeschätzte Edmond Bonnaffs, ein kleineö
Bändchen voll liebenswürdiger Laune — I,ss xroxos äa
Valsntin — herausgegeben. Es stnd kleine pikante Er-
zählungen aus der Welt der Sammler und Kunstkenner,
reich an satirischen Aussällen und so recht geeignet, die Freude
an der edlen Kunst des Sammelns zu nähren.

— s— Zur Erimieiung an bic kunsthistorische Ausstellung
in Augsburg erschien Ende vorigsn Jahres ein Sr. königl-
Hoheit dem Prinzregenten Luitpold von Bayern gewidmetes
Lichtdruckwerk (in Albertotypie) „Meisterwerke schwäbischer
Kunst aus der kunsthistorischen Abteilung der schwäbischenKreis-
ausstellung 1886 in Augsburg", herausgegeben von der Vor;
standschaft genannter Abteilung, im Verlage der Kunstanstalr
des Hofphotographen I. Albert in München. Für das voiu
Verleger schön ausgsstattete Werk wurde die Auswahl der
hauptsächlich dem kunstgewerblichenGebiete angehörigenGegen-
stände mit verständnisvoller Sorgfalt vollzogen. Sein Wert
wird namentlich durch die Abbildungen vieler vorher öffent-
lich nicht bekannt gewesener, hervorragender Kunstschätze ge-
steigert, welchs außer dieser Gelegenheit nicht so bald zu er-
langen gewesen wären. Dis auf 83 Tafeln einzeln oder in
Aruppen vorgeführten 243 Gegenstände sind fastdiirchgehsnv
mit großer Schärfe aufgenommen, wodurch diese PublikatioN
nicht allein zu einer lieben Gedächtnisgabe eines gelungenen
Unternehmens, sondern auch zu einem nutzbringendsn Vor-
bilde sür das Kunststudium erhoben ist. Man braucht nur
zur Probe aus der Fülle trefflicher Darstellungen Tafel VI,
Elfenbeinkästchen der Augsburger St. Ulrichskirche, XVII
Hausaltärchen von Georg Seld, XXVI Humpen und Silber-
platten und XXXII Waffengruppe herauszunehmen, dere»
treue und gelungene Reproduktionen allen Erwartunge»
entsprechen. Nur auf Tafel V sind zwei Gegenstände i"
nennen, Fig. 1, Truhenwand mit Jntarsia, und 2, ein mu
Elfenbein singelegtes Kästchen, welche vermöge ihrer Färbung
 
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