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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Levin, Th.: Die Ausstellung von Bildern älterer Meister zu Düsseldorf, [1]
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Der Louvre und die großen europäischen Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0221

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437

Der Louvre und die großen europäischen Museen.

438

von Egmont (Salm -Anholt), den Rheingrafcn
Friedrich Magnus darstcllend, als beglaubigtes Wcrk
des seltenen Meisters immerhin interessant genng, und
eines trefflichen Studienkopfes von Jacob Jordaens
(G- Oeder-Düffeldorf), dcffen Qualität allgemein an-
erkannt wurde, wogegen die Benennung auf Zweifel
stieß. Bis zur sicheren Bestimmnng von Studien-
köpfen sind wir eben noch nicht überall gelangt. Unter
der treuen Nachbildung der Natur glcicht sich die
persvnliche Künstlerschaft oft in ganz überraschender
Wcise aus. Th. Levin.

(Fortsetzung folgt.)

Der Louvre und die großen europäischen Museen.

Vor ungefähr vicr vder fünf Jahren fand ein
Bauer in Patissia eine Marmorstatue. Der franzö-
sische Gesandte, einer der geivicgtesten Kenner dcs ganzen
diplomatischen Korps, dem er sie um 12000 Frs. zum
Verkauf anbot, während er sie im übrigcn vor jeder-
mann sorgfältig verbarg, erkannte in dersclben ein
Meisterwerk des 4. Jahrhunderts. Die Regierung
setzte volles Vertrauen in seine Kennerschaft, und er
schloß ohne wciteres den Handel ab. Das Gesetz
Griechenlands, welches wie das italienische die Aus-
fuhr von Kunstwerken vcrbietet, offen übertreten durfte
er nicht. Er wußte es aber so einzurichten, daß der
Bauer an einem bestimmten Tage zu einer bestimmten

des Filzhutes seinen vornchmen Reiz verdankt. Der-
selben Sammlung gehört ein Hauptwerk des zweitcn
Frans Francken an, ein Bild, wohl geeignet, in den
Galericn seines Vnterlandes dcs Meisters Ehre zu
retteu. Zuuächst ist zur Ergänzung des Katalogs der
Signatur „vo k?. prsnoü 1635" zu gedenken. Aber
auch die daselbst gegebene Erklärung bedarf der Be-
richtigung. Herr Direktor vr. Jordan aus Lemgo,
dem ich eine Reihe wertvoller Mitteilungen verdanke,
Wies mich auch hier auf den rechten Weg, der übrigens
bei etwas mehr Ruhe kanm verfehlt werden konnte.
Der Kiinstler giebt uns eine Darstellung des Paris-
urteils in symbolischem Sinne. Unter dem Bilde des
Trojancrs haben wir den Mcnschen im allgemeinen zu
denken, den Fortuna vor die Wahl seines Lebens-
glückes stellt. Minerva bietet ihm mit der Weisheit
die christlichen Tugendcn und die Krast, Juuo irdischc
Macht und Grvßc, Venus die Freuden der Liebe und
sinntiches Genießen. Was ihm nicht srvmmen kann,
wird dem Beschauer durch die Darstellungen im un-
tercn Teile des Bildes zu Gemüt geführt. Von der
Seite der Juno her treibt der Tod den im Triumph
getragenen Hochmutsasfen, vom Venuskreise her Chro-
uos den triumphirenden Liebesgott dem Höllenschlunde
zu, über dcm Luciser thront. Das Bild zeigt in der
schilleruden Farbigkeit einen großen Reiz der Behand-
lung. — Aus der Sammlung des Grafen Esterhazy-
Nordkirchen stammt eine Kreuztragung, die man nach
alter Tradition dem Vincent Malo zuschreibt. Es
giebt zwei Künstler dieses Namens, von welchen Werke
bisher nicht nachgewiesen sind. Wcnn er zu Recht mit
dem Bilde in Verbindung gebracht wird, so dürfte die
Annahmc des Katalogs, daß es sich um den 1623/24
als Meister in der Lucas-Gilde zu Antwerpcn ver-
merkten Vater handelt, begründet erscheinen. Das Bild
zeigt volle Abhängigkeit von der Schule des Rubens.
Jch glaube aber durch dieses interessante Werk den
Arbeiten des Svhnes, welcher 1652/53 Meister wurde,
auf die Spur gekommen zu sein. Jm Rijksmuseum
zu Amsterdam befinden sich zwei Bilder mit dem aus
V, N und 1/ gebildeten Monogramm, das kleinere
(Nr. 211) eine Bauerugesellschaft im Freien, das
größere Jesus bei Maria und Martha (Nr. 211a,
frllher P. v. Mol genannt) darstellend. Die Erklärung
des Monvgramms als M. v. L. erscheint mir nicht zu-
lässig. Dic drei Majuskeln sind von gleicher Größe,
das V liegt über dem 51, und 51 und I, sind accolirt.
Die Abhängigkeit von Rubens ist eine ähnliche wie in
der Kreuztragung aus Nordkirchen, nur das Kolorit
sehr viel blühender, der Vortrag energischer. Mehr
als die Berechtigung einer Vermutung kann freilich
dieser Hinweis vorerst nicht beanspruchen. — Jch er-
wähne noch eines etwas frostigen Porträts von Justus

Stunde mit einem feldfrüchtebeladenen Wagen an einer
einsamen Strandgegend zufällig im Angesichte von Sa-
lamis sich einfand, daß zufällig um dieselbe Stuude der
französische Regierungsdampfer dort anlegte, und zu-
fällig cinen Mann, der die verlangte Summe bei sich
führte, an Bord hatte. Jm übrigen wusch er seine Händc
in Unschuld. Die Figur wurde ohne Störung aus
den Rüben und dem Kohl, in die sie vergraben war,
hervvrgezogen, ohne Störung verladen und in aller
Stille nach Paris geschafft, wo sie im Louvre steht in
demselben Saale wie die Venus von Melos, bezcichnet
als „eiu junges athenisches Mädchen".

Dieses nette Histörchen, meint der "bswxs, dem die
6üronigns ckss -5rts (Nr. 38) seinen Artikel nachdruckt,
sind die Engländer und die Deutschen bereit jedenAugen-
blick zu wiederholen. Die Konservatoren ihrer großen
Sammlungen reisen; sie haben ihreJnstitute in Rom und
in Athen; große Fonds stehen ihnen für diese Art von
Erwerbungen zur Berfügung. Auch für Frankreich
wäre es wünschenswert, daß sich dergleichen häufiger
ereignen würde. Aber da bedarf es des zufälligen Zu-
sammentreffens eines kunstliebenden Gesandten mit
einem Minister, der ihm völlig vertraut. Obendrein
ist man, dank den französischen Berordnungen, welche
 
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