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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Levin, Th.: Die Ausstellung von Bildern älterer Meister zu Düsseldorf, [4]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0262

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519

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

520

die Ansstellung am längsten aufhalten kännte. Neben
zwei Bildern, welche den Jan Davidsz de Heem
in seiner Meisterschaft repräsentiren, interessirte eine
srühe Arbeit von 1629 — nicht 1610, wie ich zuerst
gelesen hatte — wegen ihrer Verwandtschaft mit Pieter
Potter, dessen Milschüler de Heem zu jener Zeit
bei D. Bailly war (Mitteilung von A. Bredius). Ein
Stillleben von Dirk de Bray von 1673 (Maler
Lerche-DUsseldorf) ist wohl seit den Auktivnen im vorigen
Jahrhundert unter eigener Flagge hier zum erstenmal
in die Öffentlichkeit getreten. Der Monogrammist
8. b,., den man jetzt als Simon Luttichuys kennt,
war durch zwei Bilder vertreten, ebenso der seltene
Marten Boelema de Stomme. Um bei den Selten-
hciten zn bleiben, nenne ich noch ein Werk von Jasper
Geerardi (R. Pflaum), zwei unter sich ganz un-
gleichartige Bilder von I. A. Rotius, eineu toten
Hahn von I. Spruijt, 1659 (A. Frowein) und das
bedeutendste, den toten Schwan von Matheus Bloem,
1653 (Graf Esterhazy). Die schönste Vereiniguug von
Werken dieser Art bietet die Sammlung des Malers
G. Oeder. Jn der Ausstellung bewunderte man drei
Meisterwerke des Pieter Claasz und eins von Abraham
van Beyeren, dem sich aus der Sammluug Michel
eiu ebenbürtiger Rivale zugesellte. G. Oeder ist auch
der Besitzer eines Kolossalbildes von Jacomo Victor
(lebender Psau mit Hühneru), das durch seiue glän-
zende dekorative Wirkuug zu den Werken ersten Ranges
zählt. Zwei trcffliche Frühstücksbilder von Heda (Graf
Esterhazy und A. Lucius-Düsieldors), ein Bouguet der
Rachel Ruysch und ein Stilllebcn mit Nautiluspokal
von I. van Streek (beide im Besitze von W. Dahl)
gehvren zum Besten ihrer Gattuug. Uuter den sehr gut
vertretenen Fischmalern (Adriaeussen, Beyeren, Puter)
interessirte vornehmlich der ueu erscheinde I. Dirven
(B. Suermvndt), dem die Stilkritik ein zweites be-
deuteuderes Bild aus der Sammlung Oeder mit Sicher-
heit überweisen konnte.

Svviel wie mvglich bciuüht, allen Auöstelleru gc-
recht zu werden, mußte ich doch vielcs der Erwähnung
werte übergehen. Dvch kann ich diescn Bericht nicht
schließen, ohne der Mitlvirkung W. Dahls zu gedenkeu,
dcsien aufopfernde Teiluahme deiu Unternehmen ebenso
zu statten kam, wie seine Sachkcnntnis. Wenn der
Eindruck der Ausstellung, wie allseitig anerkannt wurde,
eiu harmouischer war, sv ist dies der geschmackvollcn
Auordiiuug zu verdankeu, welche Herr Maler G. Oeder
im Verein mit Herrn Maler H. Hempcl übernommcn
hatte. Th. Levin.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Die verschiedcnen Malartcn. Kurz dargestellt von Josef Schön-
brunner, Jnspsktor der Albertina in Wien. Selbstverlag
des Verfassers. 1886. 43 S. 8.

Js schwieriger es für den Laien und auch für die mei-
sten, dem Kunstleben fern stehenden Gelehrten ist, in die
mannigfachen Geheimnisse und Kunstgriffe der malerischen
Technik einzudringen, um so willkommener mutz ihnen jede
Unterweisung in dsrselben sein, welche das Wissenswerte
schlicht und sachgemäß darstellt und es überdies, wie die vor-
liegende kleins Schrift, mit Beispielen aus der Vergangenheit
und Gegenwart ansprechend erläutert. Auch ausllbendenKünst-
lern wird das inhaltreiche Heftchen des rühmlich bekannten
Wiener Malers und kenntnisreichen Jnspsktors der Albertina
gewitz mannigfache Dienste leisten können. Schönbrunner
behandelt zunächst die verschiedenen Arten der Wasserfarben-
malerei, und zwar besonders eingehend die Miniaturmalerei
auf Psrgament und die Dekorationsmalerei für die Bühne,
dann geht er zu der „vornehmsten aller Malweisen," demFresco
über, woran sich die Temperatechnik, dann die Ölmalerei,
die Enkaustik und die Glas-, Porzellan-, Emailmalerei nebst
den ihnen verwandten Zweigen der Technik anreihen. Das
hsutigen Tags wieder so schwungvoll betriebene Pastell blieb
ausgeschlossen, weil es Zeichnung mit farbigen Stisten, nicht
eigentliche Malerei ist. — Bei dem Fresco gedenkt Schön-
brunnsr des Stucco-Lustro und macht die Bemerkung, diess
Technik scheine ihm „mit dem Wiedererwachen der pompe-
janischen Frescotechnik im Zusammenhange zu stehen". Jn
der That wurden im neuen Reichsratsgebäude in Wien zahl-
reiche im pompejanischen Stil gehaltene Wanddekorationen
nach Hansens Entwürfen in Stucco-Lustro ausgeführt, welche
einen den altpompejanischen sehr verwandten Eindruck machen,
und Hansen selbst glaubt im Stucco-Lustro die eigentlich
pompejanische Technik erkennen zu sollen. — Bei Besprechung
der heute am meisten praktizirten Öltechnik wendet sich
der Autor warnend gegen das Überwuchern der Leinwand-
anwendung für kleine Bilder. „Wie sähe es" — sagt er mit
Recht — „mit den Gemälden der van Epck, Dürer, Cranach,
Holbein, Breughel und Ostade aus, wären sie nicht auf Holz
gemalt!" Er plaidirt eifrig sür das Befolgen der guten altsn
Malprinzipien und schlieht sich damit den Bestrebungen
Keims in München an, welche neuerdings in der Künstler-
schaft überhaupt regeres Jnteresse zu erwecken scheinen. —
Wir begrllßsn alle diese Anregungen schon deshalb mit be-
sondsrer Freude, weil sie der gedankenlosen Empirie ent-
gegenarbeiten, welche in der modernen Kunst einzureißen
und namentlich auch die Dauerhaftigkeit ihrer Erzeugnisse
ernstlich zu gefährden drohte. 0. v. D.

lor/u Vppsniiios al 6ataIoA0 Asnsrsls äslls lixiocku-
moni tdtoKiatiobs xubbiicsts xsi ouis üsi 1?istslli
Aliuaii. 8". I?iieu2s (Vis blsmousls 8) 1887.

O. i?. Der neueste fast 200 Seiten umfassende Anhangs-
katalog der bekannten Firma wird von vornherein manchen
lange gehegten Wunsch der Kunstfreunds und Sammler be-
friedigsn. Das Verzeichnis führt uns in der That einen
reichen Schatz von Kunstwerken und von Vsduten vor, die
sich nunmehr jsdermann mit der größten Leichtigkeit in trcuen
und klaren Abbildungen in verschiedenem Format anschaffen
kann. Das Buch ist Praktisch in drei Teile geteilt: der erste
umfaßt Veduten und Skulpturwerke, der zweite Gemälde,
Tapeten, Zeichnungen und Mosaiken, der dritte Aufnahmen
nach modernen Stichen. Dazu kommt noch ein Abschnitt mit
Miscellen, welcher naturwissenschaftliche Gegenstände, Fest-
lichkeiten, Porträts, Trachten u. dergl. umsaßt. Es ist be-
sonders hervorzuheben, daß die Photographen es nicht geschent
haben, manchs der abgelegensten und doch oft so gehaltreichen
Dörfer und Städtchsn aufzusuchen und zu illustriren. Ganz
spezisll sollen darunter nicht nur die mit dsr Eisenbahn zu-
gänglichen Stationen der Romagna, Umbriens und der
Marksn, sondern auch die hochgelegene Republik San Marino,
Urbino, Loreto u. s. w. erwähnt werden. Desglsichen die
Städtchen Cagli, Viterbo, Borgo San Sepolcro, Cittä di
Castello, welchs erst neuerdings mit den größeren Eisenbahn-
linien verbunden worden sind. Es kommen dazu reichliche
Ergänzungen fllr Florsnz und andere toskanische Städts.
Von dem besonderen Verdienst, das den Aufnahmen in Padua
und in Venedig zukommt, ist in disser Zeitschrist bereits ge-
 
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