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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Wolf, U.: Die nationale Kunstausstellung in Venedig
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0280

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555 Kunstlitteratur. — Todesfälle. — Kunsthistorisches. — Sammlungen und Ausstellungen. — Verm. Nachrichten. 556

Seite. Da Pozzo hat zwei im Chore singende lebens-
große Nonnen und mehrere kleine sehr ansprechende
Sachen ausgestellt.

Es würde zu weit führen, alles zu nennen, was
die denezianischen Figurenmaler Gutes gebracht haben.
Doch sei von Milesi noch eine große Traghettoscene
genannt, welche dnrch ihre frische Farbe erfreut, und
von Karl Reichard drei grvße Arazzimalereien, welche
in der Abteilung der Kunstindustrie ihre Aufstellnng
fanden und venezianisches Leben vortrefflich wieder-
geben. — Jn der Landschaft zieht, nicht nur unter
den Venezianern, sondern im allgemeinen, Giardo mit
seinen sechs Bildern die gerechte Bewunderung auf sich.
Er versteht es ebenso gut, das ruhige Spiel des Lichtes
auf der regungslosen unendlichen Wasserfläche der La-
gune am frllhen Morgen darzustellen, wie den glllhend
heißen Mittag der fruchtbaren, in reicher goldener Saat
prangenden Ebene mit dem fernen blauen Gebirge. Vor-
trefflich ist sein felsiges Thal mit halb ausgetrocknetem
Flusie und der in leichtem Kahne nach Wasierhühnern
ausspähende Lagunenjciger. Neben ihm hat Fra-
giaccomo sehr vorzügliche Lagunen- und Strand-
bilder ausgestellt. Gavagnin tritt mit einem vor-
züglichen Strandbilde von Sottomarina auf.

A. Wolf.

Aunstlitteratur.

— Aus Mainz. Zu der Eröffnung der grostartigen
Hasenanlagen in Mainz wird in der Druckerei von C.Wallau
eine glänzend ausgestattete Festschrift hergestellt, welche unter
anderen bildlichenBeigaben auch ein grotzes, aus der Vogelschau
von Norden her aufgefatztes Stadtbild mit den ausgedehn-
ten Erweiterungs- und Hafenbauten enthalten wird. Letztere
nehmen die Mitte des Zwischengrundes ein, so datz damit
die Umgestaltung des Stadtgebietes im Bilde zum erstenmal
recht anschaulich gemacht wird. Die künstlerische Projektirung
lag in der Hand des Hsrrn Architekten C. Sutter, dsr in
der That in dsm grohen Blatt eine Ansicht von so künstle-
rischer Vollendung und trefflicher Durchbildung geschasfen hat.
daß es dem Besten auf diesem Gebiete würdig zur Seite
tritt. Merians prächtige Ansichten geben mit unnachahmlichem
Reiz das „goldene Mainz" als malerische vieltürmige Stadt des
Mittelalters. Das neue Stadtbild wahrt in der Ausfassung
den historischen Charakter der Altstadt und fügt die grotz-
artigen Umgestaltungen und modernen Zubauten ebenso treu
wie malerisch dem alten Kern hinzu, so daß eins mit dem
andereN zu einem der schönsten Städtebilder vereinigt wird,
dessen Deutschland sich berühmen kann.

Todesfälle.

Der englische Kupferstecher Samuel Cousins, ein
Schüler von Reynolds, welcher nach letzterem, nach Landseer,
Lawrence u. a. gestochen hat, ist am 7. Mai in London im
Alter von 86 Jahren gestorben

Der belgische Architekt Leon Suys, der Erbauer der
neuen Börse in Brüssel, ist daselbst am 7. Mai im Alter von
63 Jahren gestorben. Er hat sich besondere Verdienste um
die Neugestaltung Brüssels erworben.

Der französische Architekt Victor Nuprich-Robert,
Generalinspektor der geschichllichen Denkmäler Frankreichs,

ist im Alter von 67 Jahren in Cannes gestorben. Er hat
Entwürfe für Kirchen geliefert und zuletzt die Restaurations-
arbeiten an der Kathedrale zu Rheims geleitet.

Aunsthistorisches.

Zu H. Burgkmairs Holzschnittwerk. Jn dem Bsrichte
über „die kunsthistorische Abteilung der schwäbischen Kreisaus-
stellung zu Augsburg" (Heft 8 dieser Zeitschrift, S. 241—243)
beschrsibt H. E. v. Berlepsch unter den ausgestellt gewesenen
Holzschnitten Hans Burgkmairs „eine Folge von 16 einzelnen
Figuren", von welchen er meint, datz sie „bis zur Stunde
nirgends beschriebsn und wohl vielleicht die einzigen vor-
handenen Exemplare seien" und über deren einstige Be-
stimmung und Verwendung er nur Vermutungen auszusprechen
vermag. Die beigegebenen Abbildungen ermöglichen es mir,
zur vorläufigen Aufklärung des Sachverhaltes folgendes bei-
tragen zu können. Die beschriebenen 16 Holzschnitte Hans
Burgkmairs gehören dsr aus 77 Blättern bestehenden Folge
der „Genealogie des Kaisers Maximilian I." an. Ein voll-
ständiges Exemplar besitzt die k. k. Hofbibliothek in Wien.
Autzsrdem befinden sich noch, nach gefälliger Mitteilung dss
Herrn Direktor l>r. W. Schmidt, im königl. Kupferstich-
kabinett in München 33 Blättsr. Die Folae wurde zuerst
von A. Bartsch, Bsintrs - Oravenr, Vol. VII, S. 223 unter
Nr. 79 summarisch beschrieben. Auf ihn gehen die sämtlichen
Angaben in der folgenden Burgkmair-Litteratur mit Aus-
nahme jener bei Chmel und Fr. Bartsch zurllck. Nur Or.
Richard Muther hat in neuester Zeit aus eigener Anschauung
einige neue Notizen hinzugefügt (LIX. Bd. dieser Zeitschrift,
S. 379). Eine ins Detail gehende und erschöpfende Be-
schreibung fehlt also. Der im Herbste dieses Jahres zur
Ausgabe gelangende siebente Band des „Jahrbuchss der
kunsthistorischen wammlungen des Allerhöchsten Kaiserhauses"
wird eine vollständige Reproduktion der ganzen Folge mit
einer darauf bezüglichen, ausführlichen Abhandlung bringen,
worauf ich jene, welche sich für die Sache näher interessiren,
hiermit verweiss. Daselbst werden sie über die Frage genaue
Ausklärung finden.

S. Laschitzer.

5ainmlungen und Ausstellungen.

« Friebrich Schlie, der Direktor des großherzoglichen
Museums in Schwerin, hat von der vor sünszehn Jahren
unter Friedrich Franz II. begründeten kleinen Sammlung
von Gipsabgüssen antiker Bildwerke, welche im Erdgeschoß
des Museums aufgestellt sind, ein ausführliches Vsrzeichnis
herausgegeben und demselbsn als Anhang auch Beschreibungsn
der wenigen in Schwerin befindlichen Antiken und einiger
Nachbildungen antiker Werks in Marmor beigesügt. Die
Gipsabgüsse sind in kunstgeschichtlicher Folge beschrieben und
unter Berücksichtigung der einschlägigen Fachlitteratur ein-
gehend erläutert. Wir können es nur mit Freude begrüßen,
wenn sich im Publikum sür so ausgiebige Belehrung, wie sie
der vorliegende Katalog bietet, Empfänglichkeit und Jnteresie
zeigt, glauben aber doch, datz in einigen Punkten hier zu viel
des Guten geschehen ist. Namentlich die seitenlangen wört-
lichen Citate aus gleichzoitigen Autoren, deren Werke dem
Publikum leicht zugänglich sind, hätten füglich wegbleiben oder
doch beträchtlich gekürzt werden können. Druck und Aus-
stattung des Buchs sind im wesentlichen korrekt und sehr
gefällig.

vermischte Nachrichten.

8n. Das Leipziger Siegesdenkmal geht seiner endlichen
Vollendung entgegen und soll im Herbste dieses Jahres auf-
gerichtet werden. Über den Platz, auf dem es sich erheben
wird, herrscht indessen noch immer dieselbe Unsicherheit wie
srüher, da der Stadtrat auf der Wahl des Marktes beharrt,
die Stadtverordneten sich aber neuerdings wieder mit großer
Mshrheit für den Augustusplatz ausgesprochen haben. Jetzt
ist man auf der Suche nach einem dritten Platze in den
 
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