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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Rosenberg, Adolf: Ausstellung des Vereins Berliner Künstler
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Die Ausstellung des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0301

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Die Ausstellung des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen.

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in Hcunbnrg (Abcndlcmdschast bei Nebel), Ednard
Fischer (Spätherbstabend), E. Hallatz, Hermes,
(Blick auf den Königsberg bei Pyrmont), Karl Lud-
wig (Fränkisches Dorf), Gustav Meißner, Ednard
Ockel, H. Schnce und Ernst Koerner. Letzterer hat
übrigens in einer äußerst anziehenden Darstellnng dcr
Rninen des Tempels der Königin Hatasu (Oer el
Ouoliri) mit zahlreichen Fignrcn einen bemerkenswerten
Ansschwung zu jener Gattung exotischer Malerei ge-
nommen, welche Landschast und Staffage gleichwertig
behandelt. Dasselbe gilt von scincm spanischen Reisc-
und Studiengenossen Felix Possart, der zwei schwei-
zerische Landschaften (Motive aus Wengern und Engel-
berg) mit den slott und lebendig gezeichneten Figuren
cines Senners und ciuer Sennerin staffirt hat. Der
schon bejahrte Kiinstler hat sich erst vor etwa sechs
Jahren, nachdem er es bereits zum Amtsrichter ge-
bracht, völlig der Malerei gewidmet, und es ist ihm
gelungcn, alles abzustreifen, was an Dilettantismus
erinnert. Hans Herrmann, cin Schüler Eugen
DUckers in DUsseldorf, ist vollcnds Genre- und Land-
schastsmaler zugleich. Jn eincr Ansicht des Jnnern
der Fleischhalle zu Middelburg in Holland hat cr dcn
Käufern und Verkäufern, dem Stillleben der ausge-
breitcteu und aufgehängten FleischstUcke und dcr Kon-
struktion der Decke, der Verkaufsstände u. s. w. dic
gleiche liebevolle Ausmerksamkeit gewidmet, welche
vielen vom „ästhctischen" Standpunktc zu blutig vor-
gekommcn ist, die aber bei einem Realisten das Grund-
element seiner Knnst bildet. Ein zweites Bilb, „An der
Prinzengracht in Amsterdam", ist auf einen versöhn-
licheren Tvn gestimmt, wcil nicht das krasse grelle Rot,
sondern ein tichtdurchflossenes Weiß, Grau und Gelb
dic Herrschaft sUhren. Schlagcnde Wahrheit der Dar-
stelluug uud cinc koloristische Behandlung von höckister
Virtuvsität sind stets, wie man auch Uber die Wahl
seiner Stoffe denken mag, die VorzUge der Herrmann-
schen Bilder. Unter den Leistungen der jüngeren Land-
schastsmaler sind dann noch die kleinen seingestimmten,
ganz im Geschmack des sranzösischen intims

gehaltenen Waldpartien von W. Bröker, eine An-
sicht des alten Berlin an der Fischerbrücke von
Dammeier, zwei ganz in der empsindungsvollen,
etwas verschleierten Art von Scherres behandelte ost-
Preußische Landschasten von v. Saucken, ein „Ostsee-
strand" bei seiner Sonnenbeleuchtung von H. Schleich
in Berlin und eine Harzlandschaft (Schierke mit dem
Königsberg) von der begabten Fran Lisca Schröder
hervörzuheben.

Erheblich schwächer als die Landschaft ist das
Genre vertreten. Bemerkenswcrt sind eigcntlich nur
ein alter Kesselflicker von Benedicter in MUnchen,
einem Kleinmaler, der sich wohl in der Schule von

Löfftz gebildet hat, ein sehr geistvoll charakterisirtes und
pikant gemaltcs Rococobildchen „Nach dcm FrUhstUck"
von F. Poppe, cin holländischer Kavalierdes 17. Jahr-
hunderts beim Glasc Wein und der Tabakspfeife von
Zaak in Berlin unv die „falschen Spieler" von
Ernst Hausniann, einem Sohn Karl Hausmanns, den
wir kürzlich in dem Berichte über die Ausstellung in
der Nationalgalerie charakterisirt haben. Ernst Haus-
mann war ansangs Schtiler seines Vaters, hat sich
dann in Paris ausgebildet, war eine Zeitlang in
Münchcn ansässig und hat sich jetzt in Berlin nicder-
gelasscn. Jeues Bild und cinige andere Arbeitcn
zeigen, daß er die Gabe einer energischen Charakteristik
mit solider Technik vereinigt. — Auch aus dem Ge-
biete des Bildnisses treten die jüngeren KUnstler in
den Vordergrund, besonders der geistvolle, in Paris
gebildetc F. Encke, M. Koner und C. Fehr, ein
SchUler vvn Löfftz, der nnmentlich im Pastellporträt
Ausgezeichnetes leistet.

Adolf Nosenberg.

Die Ausstellung des Auustr'ereiiis für Rheinland
und Westfalen.

Düsseldorf, im Juni 1887.

Die Ausstellung unsercs Kunstvereins, welche am
29. Mai eröffnet wurde, bietet in dem ihr nun einmal
durch die Verhältnisse gegebenen engeren Rahmen ein
außerordentlich anziehendes Gesicht. Mit 237 Nummern,
wovon 215 auf die Ölbilder entsallen, kommt sie dem
Umfange ihrer Vorgänger, so weit dieselben dem Rcfe-
renten zugänglich waren, etwa gleich, überragt sie aber
entschieden an wirklichem Wert.

Arthur Kamps, dessen ebenso stark empfundenes
wie meisterhast hingeschriebenes Erstlingswerk: „Die
letzte Aussage" an dieser Stelle von anderer Seite
nach Gebiihr gewürdigt worden ist, beweist in einem
ganz eigenartigen Genrebilde, daß senatorische Alt-
klugheit, der auch ganz große KUnstler den Tribnt
zahlen, obgleich sie in ihrer Jugend allem akademischen
Herkommen und Gesetz nur zu gern einen Esel bohrten,
unnötige Besorgnis gehegt hat, als sie es nicht wagte,
den jungen Kiinstler zum Fortschritt auf der bcdenk-
lichen Bahn durch Erteilung der goldenen Medaille
zu ermuntern. Besser war nie eine verdient worden.
Der geiährliche StUrmer und Dränger zeigt sich hicr
ganz zahm und Lberaus liebenswürdig. Eine älterc
Dame mit cinem nnglaublich raffinirten Gesicht sitzt
mit ihrer Tochter, die „so etwas Apartes" hat, an dem
durch cinen Gazevorhang von dcr Straße abgeschlossencn
Spiegelfenster eines Cafs's nnd findet in der Zeitung
„eine interessante Nachricht", deren Mitteilung anch
das junge Mädchen von der Lektüre eines jedenfalls
 
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