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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die Donatello-Ausstellung in Florenz
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0307

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22. Iahrgang.

Nr. 38.

Aunstchronik

1886/87. I i 30. Iuni.

Wochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Runstgewerbevereine

t^erausgeber:

Larl v. tützow und Arthur j)abst

wien Berlin, XV.

Lxpedition:

keipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: W. ks. Uühl, Jägerstr. 72.

Die Kunstchronik erscheint von Vktober bis Lnde Iuni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
mit dem Runstgemerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark.— gnserate, L 30 j)f. für die dreispaltige ssetitzeile,
nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von HaasensteinL vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. entgegen.

Inhalt: Die Donatello-Ausstellung in Llorenz. — Die Ausstellung des Runstoereins für Rheinland und westfalen. (Schluß.) — I. B. Nordhoff,
Die Aunst- und Geschichtsdenknräler der j)rovinz westfalen; E. woerner, Runstdenkmäler im Großherzogtum Hessen. — R. weißbach, R.
Bart, G. Braun, Hartel und Neckelmann; verlet. — Archäologische Gesellschaft in Berlin. — Nationale Runstausftellung in Madrid. —
Der Gurlittsche Salon zu Berlin; Die königl. Gemäldegalerie zu Dresden. — Neue Bücher. — Zeitschriften. — gnserate.

NE" Die nächste Nuinmer der Aunstchronik erscheint am s^. Iuli.

Die Donatello-Ausstellung in Florenz.

Jm Museo Nazivnale sind während der letzten
Monate eine Anzahl Räume geschlossen gewesen, in
Vorbercitung der am 11. Mai ervfsneten Ausstellung
don Werken Donatello's nnd seiner Schnle, sowie
anderer Kunstgcgenstände sciner Zeit. Die Ausstellung
bietet manches Jnteressante, vieles davon wird auch
für das Museum selbst von bleibender Bedeutung sein,
uud so den Wert diescr an sich einzigen Sammlung
noch steigern. Jm Erdgeschoß hat man eineu neuen
Saal niit Oberlicht an der Ostseite des Hofes ervffnet.
Än diesem sind die Reliefs spielender und singender
Kinder, welche Donatello und Lnca della Robbia
sür die Cantoria des Domes ausgeführt haben, an
den Wänden etwa zwei Meter über dem Fußboden
angebracht, so daß man diese Meisterwerke jetzt endlich
beguem studiren kann. Bekanntlich waren dieselben
mehr als ein Jahrzehnt in einem oberen Saal pro-
visorisch an die Wand gestellt. Derselbe Raum im
Erdgeschoß enthält auch den berühmten Kamin aus
dem Hanse del Turco mit Skulpturen von Benedctto
da Rovezzano, ini Jahr 1883 von der Regierung
sür 60000 Franken angekauft. Seither in Kisten ver-
Packt, ist dieses Kunstwerk erst jetzt wieder zugänglich
geworden. Jn den Figuren sind so viel Proportions-
fehler, und sie habcn auch sonst so viel auffällig Un-
geschicktes, daß man die Vermutung nicht abweisen
kann, daß die zahlreichen Figuren — welche Ubrigens
Vasari gar nicht erwähnt — Gesellenarbeit seien.

Der große Saal des ersten Stockwerks ist jetzt in
ein Donatcllo-Mnseum nmgewandelt, welches in

Permaneuz crhnltcn werden soll. Jn der Mitte steht
i der Gipsabguß des Reiterstandbildes des Gattamelata
mit seiner Basis. Jn diesem hohen gewölbten Saale
scheinen mir die außerordentlichen Vorzüge dieser impo-
santen Kunstschöpsung mehr zur Geltung zu kommen, als
auf dem weiten freien Platz neben dem Santo in Padua,
wo sich bekanntlich das Original befindct. Nach unten
sindet die Reproduktion des Monumentes einen schönen
Abschlnß in der Ausstellung von vier abgcstumpsten
Pilastern von etwa 1 ^ Meter Höhe, welche ein weites
Plateau von der Form cines Rcchtccks abschließen.
Diese vier Pilaster, welche man jetzt aus irgend einem
Magazin ans Licht gebracht hnt, sind ganz mit Orna-
menten im Geiste Donatello's bedeckt. Den oberen
Abschluß bildet ein Lorbeerkranz, auf dem ursprünglich
Büsten oder Statnctten gestanden habcn mögen. Auf-
fällig ist, daß die Pilaster ursprünglich einc ähnliche
Bestimmung gehabt haben müssen, als man sie ihnen
hier gegeben hat. Daraus deuten nicht nur ihre
Konstruktion, sondern auch die Stufenansätze an ihrer
Basis.

Vor dem Reiterstandbild ist jetzt der Mazzocco,
jene bekannte Löwensigur mit dem Wappen von Florenz,
aufgestellt, und vor dieser das berühmte Schwert aus
der kvniglichen Waffensammlung in Turin, dessen
Knopf mit der Jnschrift: 0?V8. VOAL-MllLI. VVO.
zwei Genien mit dem Haupt der Medusa auf jeder
Seite und sonstige Ornamente in ciselirtem Guß auf-
weist. Ringsherum stehen Gipsabgüsse nach den Ori-
ginalwerken Donatello's in Florenz, Padua, Prato,
Siena, London, Paris und Berlin, von Originalen
dic Bronzefignren deS David nnd der auf Schlangen
 
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