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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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Die Ausstellung des Kunstvereins für Rheinland und Westfalen, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.4107#0310

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6l5

Kunstlitteratur.

616

auf der Heide" erreicht zwar nicht ganz das schwere
Problem, das er sich zur Lösung gestellt, bietet aber
in trefflichen Einzelheiten reichen Ersatz. Auch Karl
Wnttke zeigt in seinem „Tempel der Minerva in
Rom", daß ihm die künstlerische Atmosphäre an der
Jsar gedeihlich ist. Vereinfachung der Palette, der
sreilich die Vereinfachung der Naturanschauung voran-
gehen muß, bleibt noch immer zu wünschen. — End-
lich sei noch eines Bildes von Adols Hinze in
Blankcnburg gedacht, welches an Jnteresse gewinnt, wenn
man die Bedingungen kennt, unter denen es entstand.
Nicht jedem ist es vergönnt, dem Kunsttriebe frci zu
folgen, mancher zwingt der Berufspflicht hier und da
ein paar Stundcn ab, um als Künstler zu schaffen.
Hinze, der sich in dieser Lage befindet, packt in dem
Bilde „Felsige KUste" einen Naturmvment von großer
Eindrucksfähigkeit. Er übernimmt sich, und die Mittel
versagen. Aber Talent bleibt die Signatur der Arbeit.
Sollte da nicht ein ganz ungewöhnlicher Beruf für die
Theaterdekoration vorhanden sein?

Tiermalerei und Stillleben bringen manches Gute.
Die beiden Hunde von L. H. W. Klingender zeigen
wesentliche Fortschritte des Künstlers. Der Engländer
Arthur Bambridge führt sich mit einem großen de-
korativen Stillleben vorteilhaft ein. Fanny Coupette,
A. Hornemann, A. Jernberg, H. Klönne, Sophie
Meyer (Agnareü), Emilie Preyer, Gottfried Schultz
bewähren den Ruf, den der Referent alt nennen würde,
wenn seine Galanterie es ihm nicht verböte. Endlich
sei noch eines männlichen Bildnisses von L. Schäser
und eines durch Ähnlichkeit ausgezeichneten Kaisers zu
Pserde mit dem Kronprinzen und Gefolge von Karl
Wagner mit Ehren gedacht. Unter den Aquarellen
wirkt eine Darstellung zweier „Lustigen Vögel" im
Pierrotenkostüm von Sophie Meyer durch Anmut und
Leichtigkeit der Behandlnng.

Auch die Plastik ist mit acht Nummcrn vertreten.
Clemens Buscher hat dazu sieben gestellt. Dieser
talentvolle KUnstler, von den Anschauungen der Mün-
chener Naturalistenschule durchaus beherrscht, gewinnt
neben seiner Lehrthätigkeit -an der Kunstgewerbeschule
zum Schaffen Zeit. Freilich geht es bei den Natura-
listen etwas schneller von der Hand. Die Diana aus
der Jagd kann so recht als Glaubensbekenntnis gelten.
Eine im wilden Lauf hinstürmende, höchst ungöttliche
Göttin, an dcren Seite dcr Jagdhund hoch über der
Erde galoppirt. Das Tier schwebt thatsächlich in der
Luft und wird nur durch die Berührung mit dem
Gewande gehalten. Feuer und Leben ist darin. Aber
von der Berechtigung solcher Extravaganzen vermag
das Werk doch nicht zu überzeugen. Auch bei der Akt-
studie ist der erste Eindruck durch Lebendigkeit ein ge-
winnender, aber die Formengebung ist doch gar zu

unbestimmt. Eine Büste von Camphausen zeigt auch
kein tieferes Erfassen der individuellen Erscheinung,
dagegen sei nachgeholt, daß der Künstlcr vor längerer
Zeit eine Marmorbllste von einem katholischcn Prä-
laten ausgestellt hat, die sich dem Besten der Gattung
würdig anreiht. — Ein Christuskopf in Marmor von
Karl Müller, von zarter Behandlung nnd etwas
konventinonellem Adel steht mit einem Schnörkelrahmen
deutscher Wucherrenaissance in grellcm Kontrast.

Eine schöne Arbeit lieferte E. Forberg in der
Radirung (bei dem Überwiegen dieser Technik sei die
Bezeichnung erlaubt) nach der großen Erstlandschaft
von A. Achenbach in der hiesigen städtischen Galerie.
Auch Fritz Dingey zeigt sich in den „Guten Freunden"
nach E. Bosch in alter Anmut. Beide Künstler haben
Wichtigeres unter Händen. — Zwei Radirungen von
B. Mannfeld „Dom zu Limburg" und „Grabstättc
Friedrichs dcs Großen" sind des Künstlers würdig.

S D

Aunstlitteratur.

Die Aunst- und Geschichtsdenkmäler der provinz
westfalen. Herausgegeben vom Westsälischen Pro-
vinzialverein für Wissenschaft und Kunst. Stück H:
Kreis Warendorf. Jm AustragederKommission
zur Erforschung der provinzialen Knnst- und Ge-
schichtsdenkmäler bearbeitet von I. B. Nordhofs,
Prof. an der königl. Akademie zu Münster. Münster,
Coppenrath, 1886. 8.

Sechs Jahre nach Erscheinen des ersten Stückes, des
Kreises.Hanini (vgl. Jahrg. 15, 636), ist die Fortsetzung
obiger Publikation mit dem Kreis Warendorf ans Licht
getreten. Zwar ist die Frist etwas lang, wenn man
bedenkt, wie viel Kreise noch zu bearbeiten sind, aber
dafür haben wir auch eine gethane Arbeit vor uns.
Selbstverständlich sind die Grundsätze, die für das erste
Stück ausgestcllt waren, beibehalten; und wie schr sie
ihrem Zweck cntsprechen, beweisen wohl die inzwischen
erschienencn Denkmälerwerkc der Provinz Westpreußcn,
des Großherzogtums Hessen, des Königreichs Sachsen
und auch der Provinz Schleswig-Holstein, welche auf
denselben oder doch nicht wesentlich verschiedenen Prin-
zipien fnßen. — Allerdings erfordert diese Art der
Bearbeitung einen Mann, der wie der Verfasser das
Material beherrscht und von hoher Warte herab die
Dinge zu belcuchten im stande ist. Jn cinem kleinen
Gebiete, wie es ein Kreis ist, sllhrt er, nachdem er die
Denkmäler der vorchristlichen Zeit zusanimcnfassend bc-
handelt hat, seine Leser von Ort zu Ort, giebt jcdesmal
znnächst einen knappen geschichtlichen Überblick, mit be-
sonderer Betonung der Momente, die auf die Kunst vor-
teilhaft bez. nachteilig einwirkten, um dann, dasDoPpel-
 
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