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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 22.1887

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631

Preisbewerbungen. — Kunst- und Gewerbevereins. — Sammlungen und Ausstellungen.

632

T Der Maler Hans von Maröes ist am L. Juni zu
Rom im 44. Lebensjahre gestorbsn. Der Künstler, welcher
seins Studien in Berlin und in München bei Piloty gemacht
hatts und mit Unterstlltzung des Grafen Schack nach Rom
gekommsn war, ist in Deutschland wenig bekannt geworden.
Nur gelegentlich erfuhr man, daß er auf diesen oder jenen
aus Deutschland gekommensn Künstlsr von großem, sörder-
samen Einfluß gewesen, so z. B. auf den Bildhauer Adolf
Hildebrand, und einmal sind auch einigs Bildnisse von seiner
Hand in Gurlitts Kunstsalon in Berlin erschienen, welche
jedoch dem großen Rufe nicht entsprachen, der mit seinem
Namen verbunden war. Hosfentlich wird uns sein Nachlaß
über seine Bedeutung aufklären. Jm zoologischen Jnstitut
zu Neapel hat er einigs Fresken ausgesührt.

preisbewerbungen.

Der Magistrat der Stadt Barcelona macht bekannt,
daß in Gemäßheit der Bestimmungen des Legats des Herrn
Francisco Martorell y Penna ein Preis von 2Ü0Ü0 Pesetas
fllr das beste Originalwerk über spanische Archäologie,
das in lateinischer, kastilianischer, katalonischer, französischer,
italienischer oder portugiesischer Sprache geschrieben oder ge-
druckt sein kann, ausgesetzt wird. Die Bewerbungen müssen
bis zum 23. Oktober l89l bei dem Sekretariat des Magi-
strats eingereicht sein. Die näheren Bedingungen können
auf dem königl. spanischen Generalkonsulat zu Berlin, Wilhelm-
straße 701>, eingesehen werden.

Aunst- und Gewerbevereine.

II. -I. I-. Sächsischer Kunstverein zu Dresden. Nach dem
kürzlich zur Ausgabe gslangten Jahresbericht des sächsischen
Kunstvereins ist die Zahl der Mitglieder von 2511 im Vor-
jahre auf 2703 angewachsen; die Eintrittsgelder, welche von
Nichtmitgliedern fllr den Besuch dsr Vereinsausstellungen er-
hoben werden, haben sich von 1817 Mk. 50 Pf. auf
1659 Mk. 50 Ps. gehoben. Leidsr konnten die vermehrten
Einnahmen nicht ausschließlich für Kunstzwecke verausgabt
werden. Die Einrichtung des vom König Albert dem Verein für
seine Ausstellungszivecke überlassenen Obergeschosses des ehe-
maligen Brühlschen Palais verursachte nämlich so bedeutende
Kosten, daß dieselben auf drei Jahre verteilt werden mußten.
Für die Verlosung wurden 23927 Mk., für das Vereinsblatt
8275 Mk. 75 Pf. und aus dem Fonds für öffentliche Zwecke
8450 Mk. verausgabt. Von der letzten dieser Positionen ent-
fielen 8100 Mk. auf den Rest der Honorare, welche den Her-
stellern der vier Evangelistenstatuen an der neuerbauten
Martin-Lutherkirche zu bezahlen waren. Der höchste Preis
sür ein zur Verlosung angekauftes Ölgemälde betrug lOOO Mk.;
Loch wurde diess Summe überhaupt nur zweimal zu diesem
Zweck aufgewendet. Alle übrigen Nummern sind billiger er-
worben worden, z. B. die Ölgemälde von 800 Mk. an bis herab
zu 120 Mk. Es ist aber leicht ersichtlich, daß für so niedrige
Beträge mit ganz seltenen Ausnahmen nur ganz Mittelmäßiges
zu bekommen ist, und daß sogar eine große Anzahl von Ge-
winnen weit unter mittelmätzig ausfallen müssen. Wer die Aus-
stellung des Kunstvereins regelmäßig besucht, weiß, daß dies
seit Jahren in der That so ist. Um so notwendiger erscheint ss,
immer wisder darauf hinzuweisen, daß es der Aufgabe des
Kunstvereins weit mehr entspräche, weniger Gewinne zur Ver-
losung zu bringen und bei ihrer Auswahl mit großer Sorgfalt
und Strenge zu verfahren. Nur auf diesem Wege könnte der
Verein zu einem wahren Kunstverein sich entwickeln, statt
wie gegenwärtig der Hauptsache nach nur die Mittelmäßig-
keit zu unterstützen. Von Privaten wurden 65 Kunstwerke
im Wert von zusammen 14884 Mk. angekauft, der ganze Ab-
satz aber belief sich auf 37412 Mk. 50 Pf., eine Summe, die
im Verhältnis zu der Größe der Stadt Dresden und der
beträchtlichen Anzahl vermögender Einwohner nicht gerads
bedeutend genannt werden kann.

5ammlungen und Ausstellungen.

Hä. Hannover. Sammlung Culemann. Jn der Mai-
sitzung der kunstgeschichtlichen Gesellschaft zu Berlin berichtete
Herr Bode über die Culemannsche Sammlung, welche er im

Auftrag besichtigt hatte. Wir entnehmen den Berichten der
genannten Gesellschaft darüber folgendes. Die Erwerbung
für die Stadt Hannover wurde dadurch möglich, daß der
Staat die Hälfte des durchaus angemessenen Kaufpreises von
600000 Mark hergab. Ein großer Teil der Objekte ist
niedersächsischer Herkunft, ein Moment, welches bei der Er-
werbung ins Gewicht fiel. Die Sammlung soll in dem im
Bau begriffenen Kestner-Museum ihren Platz sinden, wo sie
eine erwünschte, ja notwendige Ergänzung der Kestnerschen
Schenkung bilden wird. Erst durch diesen bedeutenden Zu-
wachs erhält dieses Kestner-Museum die Berechtigung einer
Sonderexistenz neben dem Provinzialmussum. Dis Cule-
mannschen Sammlungen haben einen sehr mannigfaltigen
Charakter. Als Besitzer einer Buchdruckerei war Culemann
in erster Linie auf das Sammeln von alten Druckwerken,
Jnkunabeln, Kupferstichen, illustrirten Büchern u. s. f. hin
gewiesen. Diese Abteilungen sind daher auch durch Zahl und
Güte der Gegenstände besonders hervorragend. Die Samin-
lung besitzt eine große Zahl berühmter alter Drucke vom
15. und Anfang des 16. Jahrhunderts (darunter auch ein
Exemplar der 42zeiligen Gutenberg-Bibel), eine sehr reich-
haltige Sammlung päpstlicher Bullen und Ablaßbriefe, kaiser-
licher Erlasse u. s. f. Die Sammlung der Kupferstiche und
Holzschnitte beschränkt sich auf einige hundert Stücke, aber
fast sämtlich gewählte Stücke in guten und trefflichen Ab-
drücken; darunter Blätter von Schongauer, vom Meister D. 8.
(die kleine Madonna von Einsiedeln), von Dürer, L. von
Leyden u. s. f Auch die Bibliothek ist namentlich in ein-
zelnen Abteilungen von hervorragendem Jnteresse; insbeson-
dere zählen die Goethe- und die Schillerbibliothek zu dsn
wichtigsten Sammlungen dieser Art. Ebenso bedeutend ist
die Abteilung der kirchlichen Altertümer, welche zum größten
Teile in Haiinover und Braunschweig zusammengebracht ist.
Die romanischen Emailgefäße verschiedener Art (namentlich
mehrere rheinische Reliquienschreine), die Sammlung von ro-
manischen und gotischen Leuchtern, von Glocken, von Aqua
manilen und anderen Ausgußgefäßen, die Ciborien, Leder-
kästchen u. s. f. sind nur in wenigen öffentlichen Sammlungen
Deutschlands so zahlreich und so gut vertreten, wenn sie auch
in ihrem jetzigen vernachlässigten Zustande zum Teil un-
scheinbar sind. Die der Zahl nach nicht minder bedeutende
Sammlung von Autographen wird gleichfalls nach verschie-
denen Richtungen als hervorragend geschildert; dieselbe snt-
hält unter anderen etwa 130 Briefe von Goethe, einige
70 Briefe von Schiller, etwa 60 Briefe der Reformatoren,
3 Briefe von P. P. Rubens u s. f. Die Abteilungen der Ge-
mälde und Bildwerke, gleichfalls fast ausschließlich dsutschen
Ursprungs, sind insofern den bisher genannten Sammlungen
nicht ganz gewachsen, als die größten Meister, wie Dürer
und Holbein, nicht vertreten sind; aber sie enthalten doch
eine Reihe guter und interessanter Werke der Meister zweiten
Ranges: von Burckmair, Cranach, H. von Kadenbach, voni
Kappenberger Meister, von Scorel (Papst Hadrian VI.),
mehrere seine altkölner Klöppelbücher in trefslicher Erhaltung
u. a. m. Unter den Holzschnitzereien befinden sich zwei un-
zweifelhafts Tafeln mit der Verkündigung von Veit Stoß.
Den wichtigsten Teil der Bildwerke nehmen die Elfenbein-
schnitzereien ein, Arbeiten vom 10. bis zum 14. Jahrhundert,
von denen namentlich die byzantinischen und die niedsr-
sächsischen Nachahmungen byzantinischer Elfenbeintafeln des
11- Jahrhunderts von besondsrem Jnteresse sind. Auch
unter dsn etwa 200 deutschen und italienischen Medaillen
sind manche gute Stücke. — Da das Kestner-Museum im
kommenden Jahre vollendet werden soll, so wird die
Aufstellung der Kestnerschen und Culemannschen Samm-
lungen im Laufe dss Jahrss 1888 erfolgen können. Hoffent-
lich gelingt es, für diese außerordentlich verschiedenartigen
Sammlungen einen Direktor zu finden, welcher mit den
Kenntnissen zugleich den Geschmack für die Ausstellung und
Herrichtung dsr Gegenstände verbindet und das Talent be-
sitzt, das Jnteresse für dieselben allmählich in Hannover reqs
zu machen.

0. II. Tcm Kiinstgcwcrbcmuseuin in Berlin ist von der
Großherzogin von Baden eine Standuhr zur Aus-
stellung übergeben, welche dieselbe als ein psrsönliches Ge-
schenk dem Kaiser zu seinem neunzigsten Geburtstage dar-
gebracht hatte. Die Uhr ist vollständig in künstlerischer
Vollendung bemalt — nach Erfindung des Prosessor Herm.
 
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