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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0018

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23

Vermischte Nachrichten.

24

Glanben cntgcgenbringen tönnte. Sie schwebt isolirt über
der Scene, die mit symphonischer Gewalt zu nns spricht nnd
in ihrer Einheit empfunden werden will. Denken wir unS
die qenrehafte Gestatt, die nebenbei in vollem Realismns
plastisch aus dcn Wvlken herausgearbeitct ist, hinweg, und
dasür das schwcre Grau des Hinunels allein über der
Gruppe, — der Eindruck ivttre ein nnglcich größerer nnd er-
habenerer. — Das Gemttlde ist bekanntlich sür die piational-
galerie in Berlin um den Preis von 20,0V0 Mark angekauft
worden.

II. ü. I,. Dic Aquarell-Ausstellunq in Dresdcn hat nicht
nur cinen bedentenden künstlerischen Ersolg gehabt, svndern
nnch einer stattlichen Reihe der auf ihr vertretenen Künst-
ler den Verkaus ihrer Arbeiten ermöglicht. Allerdings rich-
tete sich die Kauflust der Kunstsrennde zum größten Teil
auf die Werke auslttndischcr Meister, wührend sie die der
deutschsn weniger beachtete. Unter den Ankttufen erregen
die des königl. Knpferstichkabinets das grvßte Jnteresse.
Für dassclbehvurde erworben: Erlvin Oehmei „Der Eis-
schutz" (Nr. l822 des Katalvgs), Erulo Eroli: „Fran mit
Kind: Kostüm der Oastelli 'lloumni" (Nr. 553), Nicolaas
van der Waag: „Die Radirer" (Nr. 2379) und Gustav
Schönleber: „Jn den Dünen" (Nr. 2l8l). Zur Vcrlo-
suna dss sttchsischen Knnstvereins wurden angekanft: Schön-
leber: „Venetianischcs Fischcrboot" (Nr. 2l83), Hans
Gude: „Alte Brücke bei Llambcrris in Wales" (Nr. 7L9),
Ascan Lntteroth: „Baveno am Lago Maggivre", F. A.
Schlegel: „Landschaft an der Donau" (Nr. 2l36) nnd
Max Fritz: „Am Stadtgrabcn" (Nr. 652). Jn den Besitz
Jhrer Majestttt der Königin Carola von Sachscn gingen
über: Augusto Bompiani: „Die Tante wollte spinnen"
(Nr. 295), Emile Wauters: „Kinderkops", Pastell (Nr.
2387) und C. W. Mnller: „Hannibalfeld im Albaner-
gebirge" und „Serpentara im Sabinergebirge" (Nr. 1779
und 1786). Vvn Privaten wurden nnter anderen erworben:
Die beiden „Arabischen Jnterieurs" Vvn Gnstav Simoni
(Nr. 2231 und 2232), sowie desselben Künstlers: „Markt-
platz in Tlemcen" (Nr. 2233). Ferner: Edoardo Navone:
„Kriegsprüliminarien" (Nr. l8lv) nnd das Pendant dazn:

^ „Friedensprüliminarien" (Nr. 1811), sowie V. Colombo:
„Der Messerschleifer" i Nr. 4t v). Jn dem Saale der Nieder-
lünder trugen den Vernicrk „Verkauft" z. B. fvlgende
Nu»imern:'Gotthard Kuchl: „Vor meinem Atelier" (Herbst)
(Nr. 1414), Gustav Den Duyts: „Flandrische Hütte" (Nr.
536) uud ,,Jni Oktober" (Nr. 537), Otto Erdmann:
„Berghund" (Nr. 541) und Doris Hitz: „Das Butterbrot"
(9!r. 1099). Unter den deutschen Künstlern, welche ihrsBil-
der verkanft haben, sind noch zn ncnnen: Hans Bartels:
„Kartoffelernte auf Rügen" (Nr. 131) und „Nebelstimmnng
auf Rügen" (Nr. 132), Hans Gude: „Mönchgut anf Rü
gen" (Nr. 796), Walter Petersen: „Begrttbnis bei Rcgen-
ivetter" (Nr. 1863) und Jacgues Schenker: „Am Hafcn
bei Dieppe" (Nr. 2086). Das Preisgericht war znsammcn-
gesetzt aus den Malern Adolf Menzel, Peter Janssen,
Ferdinand Pauwels, Jnlius Scholtz und Erwin Oehme.
Es hat 56 Künstlern Ehrendiplome zuerkannt, deren Namen
der Dresdner Anzeiger vom 25. Scptember 1887 in der 8.
Beilage mitteilt. An dem glücklichen Ausfall des Unter-
nehmens warcn als Mitglieder des Ausschufses beteiligt die
Herren: Carl Bantzer, Wilhelm Clandius, Fi eye, Berthold,
Paul Förster, Max Fritz, Paul Kießling, C. W. Müller,
Erwin Oehme, Fritz Rentsch, Wilhelm Ritter, Moritz Rödig,
Alexander Stichart; ferner Ernst Fleischer, Hultzsch, Möller,
Paul und Schroth.

vermischte Nachrichten.

Der Direktor dcr Abteilung antikcr Skulpturcn ini
Bcrliner Museuin, Professor vr. A. Conze, hat, wie die
„Magdeb. Ztg." meldet, uni als Generalsekretttr des deutschen
archäologischenJnstituts den archttologischcnVeröffentlichungen
desselben seine Krüfte ungeteilt zuwcnden zu können, semc
Stellung als Museumsbeamter aufgegeben. Er redigirt
fvrtan ausschließlich die „Antiken Denkmttler" und dns'nr-
chttvlogischs „Jahrbuch".

2*2 Fiir die im nächstcn Jahre stattfindcndc deutsch-
nationäle Kunstgcwerbcausstellung wird in Preußen. wie die
„Nordd. Allg. Z'tg." mitteilt, auf Veranlassung deS Ministers

für Handel nnd Gewerbe und deS Kultusministers die Bil-
dung cines Landeskomitees und eines die Geschttfte sührcn-
dcn Ausschnsses vorbereitet. Das Landeskvmitee dürfte sich
zunttchst mit dem Direktorinm des Unternehmens in München
in Verbindnng setzen nnd dann die in nnderen Städten der
Monarchie sich bildenden Kvmitees bitten, sich ihm anzu-
schlicßen.

Dcr vcrstorbcnc Ehrcnbürgcr dcr Stadt Aachcn, Alsccd
v. Ncuiuoiit, hat der Stadt dcn lveitans größten Teil seiner
überaus reichhaltigen und wertvollen Bibliothek vcrmacht,
nud zwar sür das Suermondt-Museum den kunstgeschicht-
lichen Teil derselben (922 Bünde) und den übriaen (histori-
schen und litterarhistorischen) Teil (ca. 26VV Bünde) der
städtischen Biblivthek.

*2* Für die 1875 bis 1879 iin romanischc» Stile crbautc
Garnisonkirchc zu Stuttgart hat das königl. Jnstitut für
Glasmalerei in Cha'rlottenburg bei Berlin zwei Chor-
fenster nach den Entwllrfen von Prof. Pfannschmidt ausge-
fiihrt. Die Fenstsr bilden mit einem dort bereits befindlichen
einen Cyklus von Darstellungen ans dcm Leben des Heilands.
Das schon bestehende mittlero Fenster zeigt in dem großen
Mittelfelde die Einhllllung des Leichnams Jesu; über dem-
selben den thronenden Christus und in den unteren Feldern
dis Auferweckung des Jiinglings von Nain und den Haupt-
mann von Kapernaum. Die von dem Berliner Jnstitut ge-
lieferten Fenster enthalten die folgenden Bilder: die Ver-
kllndiqnng Mariä, die Geburt Jesu, Maria und Martha, den
zwölfjährigen Jesus im Tempel, zwei Osterscenen, den auf-
erstandenen Christus als Gärtncr und eine Himmelfahrt.
Jn den Roscn des einen Fensters sind drei Engel dargestellt,
welche dein iin mittelsten Fenster ebenfalls oben in der Rose
thronenden Christus zuschweben, während in der Rosette des
zweiten Fensters Moses, Elias und Luther ihreKronen Christus
zu Fllßen legen.

x.— Aithur Kampf aus Aachen, welchcr sich durch sein
Erstlingswerk „Die letztc Aussage" auf der nkademischen
Jubilttumsausstellung zwar nicht belicbt, aber doch interes-
sant gemacht hatte ivergl. Zenschr. fiir bild. Kunst XXII,
S. 99), scheint die Hofsnung nicht zu tttuschen. welche das
adschreckende Gemttlde dnrch die Kraft des seelischen Ans-
druckes und durch die dramatische Lebcndigkeit der Scene
erweckte. Ans einem Wettstreit um den Freiherr v. Biel-
schen Stiftungspreis als Sieger hervorgegangen, hat er
kürzlich das nach der Preisgekrönten Skizze auszuführendc
Wandgemälds in dem Hanse des Fabrikbesitzers Leopold
Peill in Düren vollendet. Gegenstand des Bildes ist das
„Gebet nach der Schlacht bei Lenthen". Ein Korrespondent
der Kölnischen Zeitung schildert die Darstellung wie folgt.
Eine Schar preußischer Grenadiere hält unter Anführung
eincs Korpvrals auf der abendlich dämmernden Schneefläche
des Schlachtfeldes im Marsch inne und stimmt den Choral
an: „Nun dnnket alle Gott!" Die Reihe der Soldatenge-
stalten aller Altersstufen prägt zugleich die verschiedenen
Äusdrncksformcii der Frömmigkeit ans. Der alte Korporal
an der Spipe betet, das Gewehr nachlässig im Arme gelehnt,
mit einer Art ordonnanzmäßiger Frömniigkeit: Gott'esdienst
ist ihm wie Herrendienst Sache selbstverständlicher Pflicht-
übung. Unter den andern aber fiiiden wir alle Stufen von
der b'cinerisch einfältigen Andacht bis zur männlich ernsten
Gemütsbewegung. Jn allen diesen Köpfen Prägt sich zu-
gleich der Soldatentypus, der deutsche Typus und ganz be-
sonders auch die geistige Eigenart des Lnthertums ans, Der
Thpus wird aber nicht zur Schablons, sondern der Künstler
bringt innerhalb desselben einen reichen Wechsel von Psrsön-
lichkeiten zustande. Da die auch in der Ausführnng der Köpfe,
der Hnnde, der Körperhallnng niusterhaften Figuren die volks-
tümlich derbe Lebensechtheit der Soldaten ihrer Zeit nirqend
in einer die Würde des Vorganqes durchbrechenden Ver-
zerrung und Übertreibnng darstellen, entsteht grade durch
den Gegensatz dicser knorrigen, im Kriegsleben wetterhart
gewvrdcnen deutschen Bauernsöhne im Königsrock und der
srommcn Andacht, die sich in ihren rauhen Gestalten ans-
Prägt, das Ergreifende, kommt die in der geschichtlichen
Thatsache gclegene geistige Bedeutung zum vollsten Aus-
druck. Man gewinnt'keineswegs einen genrehaften Eindruck,
sondern der Beschauer hat das bestimmte Gefühl, daß in der
verhältnismäßig kleincn Gruppe die Armee des großen Kö-
 
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