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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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John Weber und die Erfindung der Lithographie, [1]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0026

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3V

Nekrolog. — Preisverteilungen. — Personalnachrichten.

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Entdeckungsreise gemacht, das Werk wäre allein hin-
reichend, ihn zu verewigen, wie jeder Sachverständige,
der das englische Originalkupfer davon gesehen hat,
gestehen muß. Es ließe sich indessen vermuten, Herr
Webber werde während dieser langen, berühmten Reise
mehrere Zeichnungen in diesen so merkwürdigen
Gegenden aufgenommen haben, die nicht alle in diesem
jetzt genannten Werke konnten herausgegeben oder ge-
stochen werden. Diese Vermutnng nun hat sich zum
Vergnügen nller derer bestätigt, denen die Knnde jener
nenentdeckten Länder angelegen ist; denn im Jahre
1788 gab er zwei, anf eine ganz neue, von ihm er-
fnndene Art gestochene und kolorirte Blätter herans,
welche in Neuseeland nach der Natur gezeichnet wur-
den. Unmöglich ist es, eine kolorirte Handzeichnung
mit mehr Tüuschung nachzuahmen, als er's mittelst
dieser neuen — den Liebhabern bis jetzt noch größten-
teils unerklärbaren Erfindung Vermvchte. Anch das
geübteste Auge vermag nicht gleich zn unterscheiden,
ob die Umrisse auf diesen beiden Blättern gestochen,
geätzt, gehämmert, oder mit Bleistift oder schwarzer
Kreide gezeichnet sind; so ähnlich sind sie denen von
letzter Art, nnd so vvllkommen haben sie das Zarte
und Leichte derselben; und doch soll alles gestochen
oder radirt, und von Aquatiuto- odcr Mezzotinto-
manieren doch verschieden sein. Etwas ähnliches mit
Le Prince's Manier mus; indessen diese nene Er-
sindung doch haben. Dem sei nun wie ihm wolle;
genug die Wirkung davon ist unübertrefflich schön,
sanft und doch bestimmt; und ich ziehe sie den schönsten
euglischen mit Farben gedruckten Blättern weit vor —
Was die Färbung dieser Blätter betrifft.... so muß
ich noch erinnern, daß sie doch auf die gewöhnliche
Art.... verfertigt ist, ... . d. i. mit dem Pinsel an
lavis." So weit Meusels „Museum". Wenn ich
nun noch hinzufüge, daß Fiorillo an der angezogenen
Stelle nichts von „Umdruck" sagt, so sind die littera-
rischen Beweisstücke für Webbers Erfindung erschöpft
und ich kann zu den technischen übergehen.

Diese technischen Beweisstücke liegen sämtlich in
Herrn Köuigs Webber-Sammlung, welche aus 23 Blatt,
und zwar lauter Bleistiftzeichnungen, besteht. Von
diesen 23 Blatt sind, nach des Besitzers Darlegnng
„vier Originalaufnahmen Webbers, vou denen zwei
von ihm für die Reproduktion in Detail umgezeichnet

sind_ Diese Originalaufnahmen sind auf starkem,

I. Whatmnn filigrainirten Velinpapier mit weicherem
Blei gemacht. Die anderen neunzehn Blütter sind
fiir die Reproduktion.... auf düunem geschöpftem,
I. Whatman filigrainirten Schreibpapier, mit sehr
hartem glänzendem Blei gezeichnet." Herr König denkt
sich nun, Webber habe eiue geeignete fette Materie
auf irgend eine Fläche ausgebreitet, habe darüber das

Schreibpapier gespannt und auf diesem seiue Zeich-
nung ausgeführt, „damit der Revers der Zeichnung,
jeder Strich derselben, von der chemischen, fetten, sein
schwarztönigen Unterlage genau und scharf aufnehme
und an derselben Stelle wiedergebe." Jm weiteren
Verlauf seiner Mitteilungen beschreibt dann Herr
König eine Zeichnung zu einem der in Meusels „Mu-
seum" erwähnten Blätter, Us Uannanisr, als ersten
und zwar mißlungenen Versuch „im Umdruck mit
lithographischer Kreide" (sio!), während eine Wieder-
holung desselben Blattes als „bereits vollkommen ge-
lungen" bezeichnet wird. „Daß dieser dlbdruck", fährt
Herr König fort, „der erste größere Versuch Webbers
in der neuen Vervielfältigungstechnik ist, ist an dem-
selben ganz zweifellos ersichtlich. Die Fettfarbe näm-
lich, die unter dem zum Zeichnen bestimmten Papier-
blatte lag, war entweder zu hell oder zu trocken
aufgetragen, oder die Striche der Bleistiftzeichnung,
des Averses . . . ., waren nicht mit genügender Kraft

geführt, denn sie kamen auf dem Revers_an den

besteu Stellen kaum sichtbar, an den meisten gar
nicht.... Webber zeichnete darauf den Gegenstand
nochmäls .... und da gelang der Revers vollkommen;
doch ist die Umdruckfarbe in di'esen ersten Versnchen
viel grauer uud silbertöniger .... als die seiner spä-
teren. . . ., wo die Umdruckfarbe bereits den Ton der
feinen romanischen schwarzen Kreide hat."

(Fortsetzung solgt.)

Nekrolog.

^ Der Landschaftsmaler Karl Schweninger, im Jahre
18!8 geboren, ist in Wien am 13. Okt. gestorben. Er hat eine
große Reihe von wirkungsvollen Gemälden geschaffen, von
denen wohl das Stimmungsbild „Mondnacht" aus dem
Jahre ! 875 das bekannteste sein diirfte. Bemerkenswert sind
auch seine Fresken im Hossalon des Nordbahnhofes zn Wien.

preisverteilungen.

?l»s Anlaß der akadcmischen Kunstausstellung in
Berli» sind folgende Auszeichnungen erteilt worden. Die
große goldene Medaille haben erhalten: der Maler
Professor Ernst Hildebrand in Berlin, der Bildhauer
Adolf Hildebrand in Florenz; die kleine goldene Me-
daille: die Maler Robert Ruß in Wien, Karl Saltz-
mann in Berlin, Friedrich Kallmorgen in Karlsruhe,
Professor I. Scheurenberg in Berlin, Otto Friedrich in
München, der Bildhauer Adols Brütt in Berlin. Durch
ehrenvolle Erwähnung sind ausgezeichnet worden: die
Maler Lonis Spangenberq in Berlin, Heinrich Moßler-
Vallenberg in Düffeldors, Ernst Koerner in Berlin,
Emil Schwabe in Berlin, Heinrich Bürck in Berlin,
Fedor Encke in Berlin, Konrad Kiesel in Berlin, Otto
Rasch in Weimar, Ludwig Herterich in München, V.
Valentini in Weimar, Julius Bergmann in Karlsruhe,
Georg Meyn in Berlin, Professor B. Woltze in Blasewitz,
der Radirer Ernst Moritz Geyger in Berlin; die Bildhauer
Max Klein und Nobcrt Baerwald in Berlin; die Archi-
tekten Hartel und Neckelmann in Leipzig.

jOersonalnachrichten.

Der Maler Ludwig Scitz in Rom ist, wie der „Frankf.
Ztg." gemeldet wird, vom Papste zum Jnspektor der vati-
kanischen Galerie ernannt worden.
 
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