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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Schmidt, Wilhelm: Ein Altarwerk in der Münchener Pinakothek
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0047

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23. Iahrgang.

Nr. 6.

s887/68.

Aunstchronik


s7. November.

Wochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des vcrbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

k)erausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

N)ien Berlin,

Lxpedition:

Leixzig: E. A. Leeinann, Gartenstr. H5. Berlin: w. kst Aüstl, Iägerstr. 73.

Aunstchronik erscheint von Gktober bis Lnde Iuni wöchentlich, im Iuli, August und Lextember nur oller ^ Tage und kostet in verbindung
üiit dem Aunstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — Inserate, ä 30 pf. für die dreispaltige petitzeile,
uehuren außer der Verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von ^aasenstein 6c vogler in Leixzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

A^lalt: Ein Altarwerk in der Münchener pinakothek, von w. Schnlidt. — Aunstlitteratur: Everbeck, Die Renaissance in Belgien und
Holland ; Bilderatlas zur Linführung in die Runstgeschichte von R. Graul. — Reid f. — Die Anbetung der heil. drei Könige von Rubens.
— Der Louldsche preis. — Grnennung von Kaempfen und Gastagnary. — Mstermeßausstellung in Leipzig. —vom Kunstmarkt: Auktion
der Sammlungen Münchhausen, Reichardt und wexer in Röln, von A. Bredius. — Lagerkatalog von Amsler 6c Ruthardt. — Zeit-
schriften. — Inserate.

Altarwsrk in der Münchener Pinakothek.
vcm lvilhelm Schinidt.

Die Münchener Pinakothek erhielt leihweise
aus dem Besitze der dortigen llniversitat einen höchst
iuteressanten Flügelaltar. Dns Mittelbild stellt den
^il. Narcissus als Bischof und den heil. Matthüus
einer Landschaft stehend dar; auf dem linken Flügel
ll't Maria mit Kind, auf dem rechten Johannes der
^dangelist abgebildet; die Rückseiten dieser Flügel
^igen grau in gran links den heil. Christophorus,
^^chts die heil. Margareta. Das Gemalde ist von
deinselben Künstler, der den mit 15l7 bezeichneten
^ehlingeraltar in der Augsburger Galerie (Katalog
Nr. 47—geschaffen hat. Waagen, Kunstwerke
und Künstler in Bayern und Schwaben, 1845, S. 38,
brwähnt diesen als Albrecht Altdorser und zwar ohne
irde Reflexion. Auch alle anderen Kunstschriftsteller
geben diesen Namen; ich selber, der ihn für authen-
iisch gesichert und beglaubigt hielt, bestimmte danach
"ndere Bilder als Altdorfer, so den obigen llniversi-
tätsaltar und die Beweinung Christi in dcr Pinako-
thek (Nr. 292 des neuen Kataloges), die ehedem in
^chleißheim war. Vgl. Zeitschrift f. bild. Kunst II,
t867, S. 245, und Meyers Künstlerlexikon I, S. 545.
-^ch hatte ohne Zweifel recht, diese Bilder einem
iNeister zuzuschreiben: war der Augsburger Altar von
-tltdorfer, so mußten es auch die anderen sein. Es
Icheint aber, daß die Benennung nur anf der An-
^ahme Eigners beruhte, der anch einen Altdorfer in
seiner Galerie haben wvllte. (Die ebenfalls auf

Eigners Zuschreibung basirende Angabe Waagens,
Kunstw. und Künstler II, S. 76, daß die Fresken im
Hofe eines der Fuggerhänser von Altdorfer seien,
inuß anf eincm Jrrtnm beruheu; ich vermute nämlich,
daß die Wandmalereien in einem Renaissancehofe der
Maximilianstraße gemeint sind, die Arabesken und
Schlachten darstellen; dieselben, die jetzt sehr unkennt-
lich sind, habe ich noch in besserem Znstande gekannt,
sie trngen unverkennbar den Stempel der Bnrgk-
mairschen Kunstweise.) Keines dieser Bilder ist be-
zeichnet, während Altdorfer sonst sich zu bezeichnen
pflegte. Nach den Photographien des Obervellacher
Altares von Jan van Schorel zu fchließen, ergeben
sich daraus mit unsern Bildern so viel Analogien in
jeder Beziehung bis auf die Banmbehandlung im
Hintergrunde, daß sich niir die Vermutung aufdrängte,
auch diese Bilder seien von Schorel. Allerdings ist
hierbei zu bedenken, daß zwischen dem Augsburger
Werk von 1517 nnd dem Obervellacher von 1520 ein
Zwischenraum von drei Jahren liegt, der bei einem
so jungen Künstler, wie Schorel war (1517 zählte er
21 bis 22, 1520 24 bis 25 Jahre) bezüglich der Ans-
bildnng eine bedeutsame Zeit darstellt. Man denke
z. B. an dcn Rembrandt von 1629 und 1632 u. s. w.
Daß das Obervellacher Werk reifer und die Dürer-
schen Einflüsse mehr zurückzutreten scheinen, kann da
nicht verwuudern. Bestätigt sich diese Hypothese, die
ich gelegentlich vor dem Kärntener Bild selbst nach-
zuprüfen, bezw. bestätigen oder verwerfen zu können
hoffe, so würe ein interessantes Kapitel der altdeutschen
Kunstgeschichte neu zu schreiben. Jch möchte sie daher
 
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