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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Schmidt, Wilhelm: Ein Altarwerk in der Münchener Pinakothek
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0048

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KunstMeratur. — Nekrolog. — Kunsthistorisches.

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bereits jetzt, wo das neue Pinakothekbild Gelegenheit
zur Diskussion giebt, den Kennern des Schorel, vorab
Herrn vr. Scheibler, uuterbreiten. Zu dieser Ge-
seüschaft dürfte anch das schvne Bildnis des Brixener
Kanonikus Gregor Augerer von 1519, im Ferdinandenm
zn Jnnsbruck, gehören, das Jakob Bnrckhardt dem
jüngeren Holbein, H. Semper jedoch im Hinblicke auf
den Augsburger Altar vou 1517 dem Altdorfer zu-
schrieb. Auch dieses wäre von Schorel. Wie übrigens
lliula. oxslliplu trulillllt., beweist die Thatsache, daß
ich, das Augsburger Werk als Altdorfer im Kopfe,
deu Altar im historischen Verein zu Regensburg
(vgl. Künstlerlexikon I, 546) aus dem Werke des
Meisters strich. Er trägt ebenfalls die Jahreszahl
1517; war aber das Bild in Angsburg von Altdorfer,
so konnte er nicht von ihm sein. Jch gebe ihn hier-
mit reuig dem Meister Albrecht zurück.

X. - „BildcratlaS zui Einfühiuug in dic Kunstgcschichtc"
vou R ichard Graul betiteltsich ein stattlicherQuartband, der
auf t04Seiten 489 Abbildungen vereinigt uud als Neben-
titel die Bezeichuung „Schulausgabe der kunsthistorischen
Bilderbogen" führt. Es haudelt sich somit uiu einen für das
Anfangsstudium der Kunstgeschichte angelegten Auszug aus
dem weit verbreiteten Bilderwerke des E. A. Seemannscheu
Verlages. Das darin gebotene Anschauungsmaterial, welches
durch einzelne in das beigegebene „Textbuch" eingestreute
JUustrationen noch ergänzt wird, reicht für deu ersten Be-
darf vollkommen aus und wird sich bei dem ungemeiu billü
gcn Preise zweifellos überall einbürgern, wo'sich Lehrer
finden, die beim Geschichts- oder Zeicheuuuterricht Veran.
lassung nehmen, ihre Schüler auf die denkwürdigsten künst-
lerischen Zeugen vergangener Kulturzustcinde hinzuweisen-
Das Textbuch umfaßt 7 Oktavbogen und entspricht voll-
kommen dem Zwecke, den der Verf. im Augs gehabt hat.
Der Jnhalt beschränkt sich auf die zum Verständnis er-
forderlichen sachlichen Erklärungen, charakterisirt kurz die
einzeluen Perioden, Schulen und Richtungen und hebt
die wichtigsten Daten scharf und deutlich 'heraus. Eine
dankenswerte Vergünstigung gewährt die Verlagshandlung
deu Käufern des Werkes, indem sie ihnen das Recht ein-
räunit, bei späterer Anschaffung der großen Ausgabe der
„Kunsthistorischen Bilderbogeu" dasselbe unter Anrechnung
des gezahlten Preises zurückzugeben.

Aunstlitteratur.

Ewerbcck, Frauz, Die Renaissance in Belgien uud

Holland. Hest 2I/L2. (Band III, Lief. 5/ti.) Leipzig

1887, E. A. Seemann.

II. 6-. Ewerbecks veidienstvolles Unternehmen schreitet
rüstig weiter; bald werden wir den Schatz an hervorragen-
den Reuaissancewerken der Ifiederlande überblickeu können.
Die vorliegenden Lieferungen sühren uus nach Holland, nach
Utrecht (Blatt 10—12,16—24), Nymwegen (1—6, 16), Venlo
(7—9), Arnheim (lZ—15, 7), Delft (6). P. van Dulckens
Schöffensitze und Schranken iui Nymweger Rathaus werden
besonders den vergleicheuden Kunsthistoriker interessircn
durch den Grotteskeu- und Kartuschenschmuck in der Art des
Floris; das Werk, welches Heuri Leeuw trefflich aufgenom-
men hat, muß gegen Ende der fünfziger Jahre des 16. Jahr-
hunderts entstandeu ssin. Die Kartusche steht auf der Stufe
der Entwickeluug, welche die Jeversche Decke zur Schau
trägt. Aber das Werk hat auch hohen künstlerischen Wert
und bietet dem Architekten mannigfache Anregung. Von der
einst glänzenden Residenz des Maarten van Nossem (1478
bis 1555) vermögen wir uns nur aus einigen Be-
schreibungen, Zeichnungen und Stichen eine annähernde
Vorstellung zu verschasfen; heute, nachdein sie zum Arnheimer
Rathause ausgcbaut worden ist, siud nur geringe Mahner
an die einstige'Pracht übrig geblieben. Sie wurde um 1586
erbaut, Leeuw, Ewerbecks Mitaibeiter, giebt die Reproduktion
eiues Stiches und der noch erhaltenen Details. Ein übcr-
aus reizvolles Denkmal niederländischer Frührenaissance ist
ein Epitaph der Arnheimer Eusebiuskirche, als dessen Nr-
heber Ewerbeck den Künstler annimmt, welcher den Kampener
Kamiu schuf. Die Grottesken der Pilasterfülluugen namcnt-
lich zeichuen sich durch gefällige Erfindung aus. Eine weit
reichere Ausbcute als dis genaunten Städte bot Utrecht, und
so dankbar wir dem Herausgeber auch sür die Mitteilung
der interessanten Louis XIV.-Fülluug Blatt 18 — nicht
Rocvco, wie der Text angiebt — siud, so möchten wir ihn
doch bitten, uns noch eiuige weitere Veranschaulichungen vou
krefflichen Renaissancewcrken, wie sie sich im Museum
daselbst vorfindeii, nicht vorzuenthalten. Kunsthistorisch
wichtig ist das ehemalige Rathaus, da es wie uur weuige
niederländische Frührenaissancebauten (z. B. auch in Brügge!
einen strengeren Auschluß an die italienische Palastarchitektur
zeigt. Das Haus existirt nicht mehr, uin so dankenswerter
iststie Reproduktion der im Utrechter Museum bewahrten
Zeichnung. Weit späterer Zeit gehören an: das kunstvolle
Messinggitter aus der Jakobskirche (11/12), dann die
Fülluugen des Chorgestühls aus dein Dome (17), die Möbel
(16/17)f das barvcke Portal vom Brunnenhof und schließlich
die bereits erwähnte Louis XIV.-Füllung.

Nekrolog.

llr. — George William Neid, der ehemalige Direktor
des Kupferstichkabinets im Britischen Museum, geb. in Lon-
don am 6. Juli 1819, ist ebenda am 26. Oktober gestorben.
Es wird ihm eine staunenswerte Fachkenntnis nachgerühmt,
dazu ein unerinüdlicher Eifer für die Vervollständigung der
Saminlung. Unter seiner Leitung wurden vollendet die
Kataloge üer Spielkarten, der sati'rischen Drucke und der
ältesten deutschen Drucke; er selbst bearbeitete dic bekauuten
Listen und Führer zu den Ausstellungen vou Stichen in
der King's Library und iu der Slade Kollektion, beteiligte
sich auch an den Katalogen der Dyce Collection, der Stiche
und Zeichriungen im South Kensington-Mussum, schrieb den
Text zu den von der Arundel Society im I. 1869 heraus-
gegebencn Holbeinschen Zeichnungen für Goldschmiede und
Juweliere, den vomBurlington Club im I. 1869 herausge-
gebenen Katalog der Werke Dürers und des Lukas van Leyden,
ferner zu Tizians Porträts (1876), zu den 6bsks ck'Osuvrs
ok Vrt (1872), Osms ok Outoli ^rt (1872). Sein Haupt-
werk war der im Jahre 187 l in Z Bänden bei Bell L Daldy
erschienens beschreibende Katalog der Werke George Cruik-
shauk's. Hinterlassen hat er den Anfang von Nbs Vporsts
ok tlis Italiau LuAravsrs ok tlis lötii. Osnturx, dessen erster
Band bei Quaritch erschienen ist.

Aunsthistorisches.

—j-. Dic Anbctung der hl. drei Könige von Riibens
ini Lonvre. Die Herren Goovaerts vom Generalarchiv des
Königreichs Belgien und Henri Stein vom Nationalarchiv
in Päris veröffentlichen im Lullstin äe Lubsus über dieses
Bild (Louvre Nr. 427) eine sehr interessante Notiz. Man
war der Ansicht, daß das Bild 1611 für den Erzherzog
Albrecht und dic Erzherzogin Jsabella gemalt worden sei.
Dies ist eine Verwechseluug mit der Verkündigung, welche
Rubens für die Gudulakirche gemalt hat. Das Bild tm
Louvre wurde zwischeu 1626 uiid 1629 vom Kanzler Peckins
bestellt und dcr Kirche Mariä Verkündiggung gewidmet, in der
Peckinsbegraben sein wollte, und wo die Anbetung der hl.
drei Könige den Hochaltar bis 1775 schmückte. Jn diefer
Zeit erwarb es ein Agent von Claude d'Angeviller, General-
Baudirektor des Königs Vvn Frankreich, von den Geistlicheu
im Namen Ludwigs XVI. für 14666 Brabanter Gulden,
zwei Fässer Burgunder und eiue Kopie des Werkes in Ori-
ginalgröße. Der Fiscal von Brabant legte gegen diesen
Handel sein Veto ein und verursachte dadurch einen lebhaften
Schriftwechsel, der aber den Verlust des Werkes für Belgien
nicht hindern konnte, denn Karl von Lothrinqen ebnete, uin
sich Ludwig XVI. angenehm zu machen, alle Schwierigkeiten,
 
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