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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Toman, Hugo: Mantuaner Schlachtenbilder aus dem 16. Jahrhundert auf Schloß Opočno in Böhmen, [1]
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Gurlitt, Cornelius; Berling, K.: Daniel Bretschneider
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0126

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239

Dam'el Bretschneidcr.

2-lO

Der Hintergrund des ersten Bildes nämlich bildet
gotische Architektur, welche nach Vergleichnng mit der
bei Carlo d'Arco ^.rti, Band I, Taf. 57 gegebenen
Zeichnung zweifellos di e Fassade des alten
gotischen Domes von Mantua zeigt.

So spielt auch nach der Landschaft des dritten
Bildes, namentlich aber nach dem mit vier Türmen
versehenen Palazzo San Sebastiano in der Nähe des
Thores der Stadt, der ganze Vorgang vor dem Thore
della Pusterla bei Mantna.

Das erste Bild stellt offenbar die Wahl, oder
vielleicht richtiger die Beschwörung der Stadtprivi-
legien bei Gelegenheit der Wahl irgend eines Gon-
zaga zum Capitano Mantna's vor. Der Maler
scheint in den älteren Kostiimen und Riistungen be-
strebt gewesen zu sein, die historische Treue zu be-
wahren. Der weißbärtige Capitano ist vielleicht der-
selbe Lodovico Gonzaga, dessen Wahl ein übrigens
schwaches und älteres Bild irgend eines Schülers
Mantegna's, welches angeblich in Mantua befindlich
ist, darstellt. Nach diesem Bilde, welches bei d'Arco,
^rti, Band I, Taf. 44 in Umrißlinien wiedergegeben
ist, überrascht die gleiche Auffassung eines ähnlichen
Vorganges: auf einem mit Gebäuden nmgebenen Platze
sitzt Lodovico Gonzaga mit Zepter und Mantel, legt
die Rechte anf ein Bnch, welches ihm von einem
Manne knieend hingehalten wird.

Auch dieser Vorgang wird im Hintergrunde dar-
gestellt, während der ganze Vordergrund mit einer
Reihe von Kriegern angefüllt ist. Unter diesen steht
eine riesige, jedoch fast nackte Herknlesgestalt nnd in
der Mitte anch ein Zwerg, wie auf nnserem Bilde.

Es scheint also, daß dieses ältere Gemälde in
Mantua nnserem Meister als Vorbild vorgeschwebt
hat, oder doch mindestens, daß beide Darstellungen
derjenigen Vorstellung entsprechen, welche über diesen
oder einen ähnlichen Vorgang in Mantna herrschten.

(Schluß folgt.)

Daniel Bretschneider.

Vor Kurzenl wurde in dieser Zeitschrift die Auf-
merksamkeit der Leser auf ein in der Königl. Öffentl.
Bibliothek zn Dresden befindliches, im Jahre 1585
gedrncktes Buch gelenkt, welches, betitelt: „Von den
losen Fnchsen dieser Welt" rc., von einem gewissen
v. 8. illustrirt worden ist.

Die reiche Ausbente, welche die seit einiger Zeit
von nns betriebene Dnrchforschung der Dresdener
Archive auf Künstler des 16. Jahrhunderts hin er-
geben hat, ermöglicht uns den erwähnten Anonymus
als den Dresdener Maler und Kupferstecher Daniel
Bretschneider den Älteren zu bezeichnen. Da der
Name dieses Künstlers, freilich nnr eine Größe

dritten oder vierten Grades, in den gebränchlichen
Handbüchern gar nicht oder doch nur sehr unvollkommen
erwähnt isti), mögen hier einige Daten über sein Leben
und Wirken folgen.

Daniel Bretschneider der Ältere, wie man
ihn zur Unterscheidung von seinem gleichnamigen
Sohne oder Neffen^) nennen mnß, wnrde als Sohn
des Banmeisters nnd Malers Andreas Br. Ende der
40er Jahre des 16. Jahrhunderts zu Dresden ge-
borenb). Letzterer ist nun keineswegs identisch mit
dem mehrsach, u. A. von Senbert (Allg. Künstlerlex.)
erwähnten Zeichner, Kupferstecher, Ätzer und Form-
schneider, der noch 1640 in Leipzig gearbeitet haben
soll. Jn einem ans dem Jahre 1583 datirten Briefe H
wird vielmehr der Vater Daniels, der den sächsischen
Kurfürsten „langezeit in der Baw vndt Maler Kunst
treulich gedient hat", als verstorben erwähnt. Man
muß mithin, wie beim Daniel, so auch beim Andreas
einen älteren und einen jüngeren Künstler gleichen
Namens unterscheiden, eine Erscheinung, die in dieser
Zeit so hänfig vorkommt, daß man wohl gut thun
wird, stets hierauf sein Augenmerk zu richten, wie
denn auch bereits die nicht scharfe Auseinanderhaltnng
von Vater und Sohn mehrfach zu Unklarheiten ge-
fnhrt hat.

Die Hauptarbeiten Daniel Bretschneiders des
Ältern, wenigstens diejenigen, von denen die Akten
fast ausschließlich melden, sind Darstellungen von in
jener Zeit bei seierlichen Gelegenheiten, wie Taufen,
Hochzeiten, Besnchen vornehmer Gäste und ühnlichen
Anlässen am sächsischen Hvfe stattgefundenen Scharf-
rennen, Ringrennen und Kostüniaufzügen, sogenannten
„Invsntionss", gewesen. Ob auch Kunstwerke anderer
Art seiner Hand entstammen, ob z. B. die früher im
Vorrat der Dresdener Galerie bewahrten 4 Ölbilder
(eine Bauernkirmes, ein h. Hieronymus, ein Orpheus
und eine Befreiung Petri) ihm oder deni jüngeren
Künstler gleichen Namens zuzuschreiben sind, mnß vor-
läufig unentschieden bleiben. Jedenfalls hat er dic
Darstellungen der erwähnten Festlichkeiten, die er meist
in Wasserfarben ausgeführt, dem Kurfürsten vorgelegt
zn haben scheint, um sie dann, wenn sie defsen Ge-
nehmignng erhalten hatten, fiir die weitere Verbrei-
tung in Knpfer zu stechen und zu ätzen, als Spe-
zialität getrieben.

Jnteressant ist das Privilegium^), welches er sich

1) Am ausführlichsten ist hier A. Andresen, d. D.
ksintrs Sinvsnr II, I ff.

2) Starb 1658.

3) H. 8t. 6amm8. 1622, Imo. 7327, lol. 6.

4) Ebd. tlonürmt. 1?rivlA. sto. 1572—82, vol. 11, loo.
14 275, tol. 55.

5) Ebd. lol. 541.
 
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