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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Eine Florentiner Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0139

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23. ^Zahrgang.

Nr. (7.

,887/88.

Aunstchronik

2. Februar.

Wochenschrifl für Runst und Runstgewerbe.

Zlnkündigungsblatt des verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine.

Herausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien Bcrlin, lV.

Lhoresianumgasse 25. «urfürstenstraßc 5.

Lxpedition:

Lcixzig: L. A. Seemann, Gartonstr. tZ- Borlin: w. ks. Aühl, Iägerstr. 73.


Das Mey A Edlichsche j)reisausschreiben. — Emile wauters. — Bildhauer Unger; Aus Düsseldorf; Verniächtnis der Lrau Boucicault;
Das neue Buchhändlerhaus in Leixzig; Das städtische Museum zu Halle; Nachlaß der Runsthändler Fr. u. g. Meyer, Millets /b.'llomme
ä la lroue. — Briefkasten. — Aeitschriften. — Inserate.

Line ^lorentiner Uunstausstellung.

Ll. Jn den ersten Tagen des Januar wnrde in
Flvrenz die Jahresausstellung der Looista ä'In-
oornAZiainsuto äslls bslls ^.rti eröffnet, auf
der meistens jüngere Florentiner Künstler ihre Werke
dem Publikum vorführen. Ölgemälde und Skizzen,
Pastelle, Aquarelle, einige Federzeichnnngen, anch
wenige Skulpturen nnd Modelle sind vorhanden
und geben Aufschluß über die moderne italienische,
resp. Florentiner Kunstrichtnng, die anf Wahrheit,
anf treues Abschreiben der Natur in möglichst vor-
züglicher Technik, ihr Hauptaugenmerk zu richten
scheint. Der Jnhalt der Darstellungen spricht erst
in zweiter Linie mit. Es berührt eigentümlich, bei
einem Gange dnrch die Säle dieser Ausstellnng hier
in Jtalien, unter italienischem Himmel, umgeben von
italienischer Schönheit, in den Kunstdarstellungen fast
nichts wiederzufinden von allem Glanz und Licht und
Zauber, durch den das Land so reich bevorzugt ist
nnd der unwillkürlich auf uns einwirkt, sobald wir
nns in der Natur umschanen. Die trüben Stim-
mungen der Landschaft werden heute mit Vorliebe
hier gemalt, Regentage, grauer Herbsthimmel und
dazu schmutzige, nasse Wege, elende Dorfstraßen mit
alten Bretterzäunen, melancholischen, halbzerfallenen
Häusern, kahlen Bäumen, an denen höchstens die aller-
ersten Frnhlingsblüten oder Blättchen schüchtern auf-
brechen und einen helleren Ton in das Bild bringen
u. dergl. Wie in der Landschaft, so scheint auch in
der Genre-, fast könnte man sagen auch in der Por-
trätmalerei die Wahrheit mit Vorliebe dort aufgesucht

und wiedergegeben zn werden, wo sie nicht mit der
Schönheit zusammenfällt. Natürlich giebt es auch
hiervon Ausnahmen; als eine solche berührt z. B.
unter den Pastellen der Ausstellnng änßerst shm-
pathisch der reizend hübsche Kinderkopf, den Nnnes
Vais, einer der talentvollsten auf der Florentiner
Akademie ausgebildeten jungen Künstler, ausstellte; die
zarten Pastellfarben in der feinsten Ausführung sind
hier von großer Wirknng, während sie anf dem
größeren Bilde desselben Malers: eine Dame in
Lebensgröße (Kniestück) mit Kind, lange nicht so an-
ziehend wirken, und das in großem Format ausge-
führte Pastellbild nicht lebensvoll und vertieft genug
erscheinen lassen. Derselbe junge Künstler stellte noch
das Ölbild eines alten Mannes (Kopf) aus, auf dessen
Gesicht der Schein eines Lichtes fällt. Die Floren-
tiner malen heutzutage mit Vorliebe Pastell und
Aqnarell; Professor Gioli, Ferraguti, Salvetti,
Meuta (der auch fein ausgeführte Federzeichnungen
briugt) stellten Werke dieser Art aus, doch wirken
viele der fast überlebensgroßen Porträts platt und
wie gemalte Photographien; bei vielen geht das
Charakteristische der zarten Pastellmalerei verloren
und die Farben wirken grell, aber nicht lebenswahr.

Den Hauptanziehungspunkt der diesjährigen Aus-
stellung bilden die Landschaften, unter ihnen die Dar-
stellungen der Brüder Adolfo und Lodovico Tom-
masi, die sich durch vollendete Naturwahrheit in
Zeichnung, Farbe und Ausführung ihrer Bilder aus-
zeichnen. Auch sie bevorzugen Herbststimmung, ein-
tönige Landschaft; aber auf der „Maremmenstraße"
oder der „Dorfstraße im April" glanben wir selbst
 
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