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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Levin, Theodor: Noch ein Wort in Sachen des Städelschen Instituts, [2]
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0151

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289

Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Tvdesfälle.

290

Nr. 147. M. d'Hondecoeter. Ein Hahn ver-
^idigt eine Henne. Nr. 318 des Kataloges. Gekauft
Ut Paris sür 3266 Fl. Hondecoeter muß die Autor-
Ichaft entschieden ablehnen.

Nr. 148. Adriaen van de Velde. Hirt und Hirtin
am Brnnnen sitzend. Nr. 319 des Kataloges. Auch
cheser Wahn muß schwinden. Man werfe nur einen
Blick auf den Hund links von der Frau.

Nr. 149. W. Romeyn. Ochsen und Schafe. Nr.
321 des Kataloges. Falsche Signatur. Kein Romeyn.

Nr. 150. S. v. d. Does. Knabe und Mädchen,
die ihre Herde an einen Brunnen führen. Nr. 324
des Kataloges. Schwache Jmitation.

Nr. 151. D. v. Bergen. Landschaft. Nr. 326
des Kataloges. Hier ist wenigstens nur die Signatur
gefälscht.

Nr. 152. Vonk. Nr. 327 des Kataloges. Ganz
willkürliche Benennung.

Nr. 153. C. de Heem. Früchte und Küchen-
kräuter. Nr. 331 des Kataloges. Gefälschte Signatur.
Kein de Heem. Viel später.

Nr. 154. Derselbe. Blumen und Früchte. Nr.
332 des Kataloges. Falsche Signatnr. Kein de Heem.

Nr. 155. W. Kalf. Gefäße. Nr. 333 des Kata-
loges. Das Bild hängt so hoch, daß ein Urteil über
die Signatur nicht möglich ist. Bis man mir nach-
weist, daß Kalf je ein so unverstandenes Weißzeug
gemalt hat, bestreite ich die Echtheit des Bildes.

Znm Schluß noch einige deutsche Bilder, welche
in diesen Rahmen gehören.

Nr. 156. I. H. Roos. Jtalienische Landschast.
Nr. 349 des Kataloges. Trotz der Signatnr, deren
Falschheit gar nicht zweifelhaft ist, kein Roos.

Nr. 157. Derselbe. Jtalienischer Pferdestall.
Nr. 350 des Kataloges. Ebensowenig und sehr schwach.

Nr. 158. Derselbe. Zigeuner halten bei einer
römischen Rnine. Nr. 352 des Kataloges. Anch dieses
kein Roos.

Nr. 159. A. Mignon. Toter Hahn. Nr. 354 des
Kataloges. Daß man in der Vaterstadt des Meisters
diesem einen falsch signirten Hahn von gränlicher Glätte,
Härte und Kälte zumutet, ist eine Pietätlosigkeit.

Nr. 160. Derselbe. Früchtestück. Nr. 355 des
Kataloges. Die Signatur ist jedenfalls falsch. Wäre
das Bild ein Mignon, so wäre es der schwächste, den
ich kenne, und nicht würdig als einziger Vertreter des
sehr bedeutenden Künstlers im Musenm seiner Vater-
stadt zu hängen.

Die ernsten Männer werden nunmehr wohl er-
kennen, daß hier ein schwerer Fall vorliegt, nnd daß
sie sehr wenig berechtigt waren, mir eine so geringe
wissenschaftliche und moralische Festigkeit bei der Unter-
vehmung meines Angriffes zuzutrauen. Von einem

Manne, der in seinem Sachverständnis auf einem
etwas hohen Pferde sitzt, erhielt ich ein zurechtweisendes
Schreiben, in welchem er mir vorwirft, die Sache un-
nütz aufgebauscht zn haben. Die kleinen Schwächen
der interessanten Galerie seien ja in Fachkreisen längst
bekannt. Jch bitte von jetzt ab um etwas mehr Vor-
sicht. Jndem ich mich znr wissenschnftlichen Analyse
jedes von mir angefochtenen Bildes erbiete, kann ich
die Akten vorläufig mit dem Bewnßtsein schließen, daß
ich meine Pflicht gethan habe.

Theodor Levin.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Jäger, H., Gartenkunst sonst und jetzt. Handbuch für
Gärtner, Architekten und Kunstliebhab'er. gr. 8. L2g S.
mit 245 Abbild. Berlin, Paul Parey.

Wer kunstgeschichtliche Studien treibt, weiß, welche
Bedeutung der Gartenkunst als Anhängsel der Architektur-
geschichte zukommt. Jn deu letzten Jahren ist uns vvn ver-
jchiedenen Seiten über diese Kunst Belebrung geboten worden,
und über die Bestrebungen auf diesem Gebiete in Frank-
reich, in Holland und in England seit dem 17. Jahrhundert
sind wir nicht schlecht unterrichtet. Anders steht es mit der
Gartenkunst des Mittelalters und des Altertmns. Hier sind
wir auf dürftige litterarische Denkmale zumal angewiesen,
hier mnß der geschulte Philologe den Griffel des Historikers
führen. Der Verfasssr des vorkiegenden Buches scheint keine
Ahnung von diesen Schwierigkeiten gehabt zu haben; sonst
hätte er uns gewiß nicht eiu so unkritisches Ragout von
Kollektaneen, wie sie ihm die Lektiire sogenannter kultur-
historischsr Romane entgegenbrachte, vorgesetzt, unter dem
Vorwande, Gartenkunstgeschichte zu schreiben. Bnlwers, Robert
Hamerlings, Oskar Linke's, Georg Ebers', Richard Voß',
Ernst Ecksteins Romane, Märchen und Studien, dazu die
populären Bücher I. v. Falke's sind recht schwache Grund-
lagen für eine Geschichte der antiken Gartenkunst; und nur
der Umstand, daß es dem Verfasser bei der Bearbeitung des
Mittelalters an einer gleichgroßen Fülle angenehmen und
ähnlich gediegenen Lesestoffes gebrach, hinderte ihn, seinsn
Vortrag zu verbreitern. Daß die seltsamsten Mißverständ-
nisse und offenbaren Jrrtümcr bei solchem Studiemnaterial,
das „beim Lesen von Büchern und Zeitschriften zusammen-
getragen wurde", unterlaufen, ist selbstverständlich. Wenn ivir
vom modernen Kunsthistoriker eine Kenntnis der Gartenkunst
verlangen, so ist es nur billig zu fordern, daß sich der
geschichtschreibende Gartenkünstler im Gebiets der Kunst-
historie wenigstens eins allgemeine Ubersicht verschaffe. Sie
hat dem gewiß in der Litteratur umsichtigen und vielbelesenen
Verfasser leider nicht zu Gebote gestanden, und so müssen
wir uns auch bei der Schilderung der modernen Kunst die
seltsamsten Vergewaltigungsn gefallen lassen. Offenbar ist
der Bersasser ein besserer Hortologe als irgsnd etwas anderes,
und was er als Fachmann da vorbringt, muß der Beur-
teilung seiner Kollegen übsrlassen werden. Für uns liegt
der Wsrt des dicken Buches in der Jllustration, die für die
Gartenkunst der neueren Zeit (nur für diese) viel Gutss
darbietet.

Todesfälle.

8n. 1)r. Hennann Thcobald Petschke, der langjährige
Vorsitzende im Vorstande des Leipziger Kunstvereins, ist am
28. Januar im dreiundachtzigsten Lebensjahre gestorben.
Petschke gehörte zu den seltenen Männern, denen die Forde-
rung idealcr Zwecke Herzenssache und Lebensaufgabe ist.
Auf musikalischem Gebiete hat er sich als Liederkvmponist
einen hochgeachteten Namen gemacht, für die Pflege und
Förderung der öffentlichen Kunstinteressen seiner Vaterstadt
Leipzig war er rastlos bemüht, und die Anerkennung seiner
großen Berdienste um das städtische Musemn fand ihren
Ausdruck in der Verleihung des Ehrenbürgerrechts d» Stadt
Leipzig. Wie im Leben so bewährte er auch im Tode seine
 
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