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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Schneider, Friedrich: Heiltumsbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0163

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23. Iahrgang.

Nr. 20.

,887/88.

Aunstchronik

2Z. Februar.

Mochenschrift für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

Herausgeber:

Larl v. Lützow m,d Arthur j)abst

wien Berlin,

Cheresianunigcisse 35. Aurfürstenstraße 3.

Lxxedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartenstr. ,s. Berlin: w. Ls. Aühl, Iägerstr. 73.

nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein 6k vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

^nhalt: ^eiltumsbücher. — Liell, Die Darstellungen der allerseligsten Iungfrau rc.; j)ohl, Die altchristliche Lresko- und lNosaikmalerei
Strzygowski, Limabue und Rom; Rnackfuß, Deutsche Aunstgeschichte; Antike Denkmäler, herausgegeben vom deutschen archäol.
Institut. — Nordgren ch; Nikutowski f. -- Arthur jDabst; Hasselhorst; M. ^ommer. — Archäologische Gesellschaft. — Der verein der

heiltumsbücher.

Wie aus München gemeldet wird, steht die Ver-
öffentlichnng des hochbedentenden Heiltumsbuches der
St. Michaels-Hofkirche daselbst durch Prof. Gmelin
bevor. Bei dieser Gelegenheit wird auch auf das
nnvergleichliche Heiltumsbuch verwiesen, das Kardinal
Albrecht von Brandenburg von dem Halle'schen Kirchen-
schatze hat anfertigen lassen, das einst dem Dom zu
Mainz gehörte und nun in der Schloßbibliothek zu
Aschaffenburg sich befindet. Jm 16., 17. nnd 18. Jahr-
hundert entstanden zwar Wiedergaben von einem grö-
ßeren Teil seines Jnhaltes in Holzschnitt und Kupfer-
stich; allein die getrene, vollständige Nachbildung dieses
aus 344 foliogroßen farbigen Blättern bestehenden
Buches wollte bis jetzt nicht gelingen. Merkel versuchte
dieselbe, brachte jedoch unter ungünstigen Bedingungen
nur 16 Blätter zu stande, nnd v. Hefner - Alteneck
teilte bloß Proben mit. Jm Jahre 1880 trat ich
anf Anregnng des Kunstverlags von Panl Bette in
Berlin und nnter Beratung von P. Halm der Sache
gleichfalls nahe, indem ich hoffte, mit Zuhilsenahme
der Photographie die Veröffentlichung anzubahnen;
allein anch dieser Versuch scheiterte. Die nach dem
Rncken zu gebogenen Flächen der Blätter und deren
eigene, wellige Beschaffenheit, wie solche durch das
Pergament bedingt ist, lassen eine unveränderte,
namentlich für Lichtdruck brauchbare Anfnahme nicht
zu. Ein weiteres Hindernis liegt in den Größen-
nnd Gewichtsverhältnissen des mächtigen, mit schweren
Deckeln nnd Beschlägen versehenen Bandes. Die letzte,
nicht zn übersehende Schwicrigkeit erwächst aus dem

Durchschlagen der Schrift der Jnventnr, welche anf
der Rnckseite der bemalten Blätter sich befindet. Es
kamen zwar einige Aufnahmen zu stande, welche jedoch
alle an den bezeichneten Mängeln krankten und erst
recht zum Aufgeben des Versuches nötigten. Nur eine
durch stilerprobte Hand gefertigte Durchzeichnung ver-
möchte die Ilnterlage sür eine dann auf mechanischem
Wege herzustellende Wiedergabe zn beschaffen. Daß
dies eine nicht leichte nnd überdies kostspielige llnter-
nehmung wäre, liegt auf der Hand. Jmmerhin muß
es als in hohem Grade wünschenswert bezeichnet
werden, daß der unvergleichliche Schatz des Alberti-
nischen Heiltumes endlich der Benutzung in weiteren
Kreisen zugänglich gemacht werde.

Zur Kennzeichnung des Ganzen hinsichtlich des
vorbildlichen Wertes sei bemerkt, daß eine sachlich und
gar stilistisch trene Wiedergabe in den mit der Feder
umrissenen und ausgemalten Abbildungen nicht ge-
boten wird: die älteren Kunstwerke haben nnter der
Hand der Briefmaler oder Goldschmiede, welchen die
Herstellnng obliegen mochte, durchweg einen Zug der
Zeit angenommen, und selbst die Zeitgebilde erfahren
in vieler Hinsicht eine freie, dekorative Umgestaltung,
so daß für die weitaus größere Mehrzahl aller Stücke
nur die Gesamtform entnommen werden kann. Daß
die Darstellungen selbst nach ihrem künstlerischen
Werte erheblich von einander abweichen, braucht
kaum besonders erwähnt zu werden. Soll die Ver-
öffentlichnng unternommen werden, so kann sie meines
Erachtens nur in der Naturgröße der Blätter und
in der gleichen Strichstärke, kcineswegs in verminder-
tem Maßstabe geschehen; farbige Blätter dürften nur
 
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