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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Der Bau und die Ausschmückung des deutschen Volkstheaters in Wien
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0215

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Kunstlitteratur und Kunsthandel.

418

417

Für die Fassade sind, abgesehen von dein Schninck
des Giebelfeldes und der Akroterien, u. a. drei Ko-
lossalbüsten Schillers, Grillparzers und Raimunds in
Aussicht genommen. Der Malerei bieten der Vor-
hang, die Decke des Proszeniums und die Fläche über
dem Amphitheater größeren Spielraum zur Ent-
wickelung figürlicher Kompositionen dar. Wir besitzcn
in jüngster Zeit sür Aufgaben, wie sie sich hier dem
Plastischen Künstler und dem Maler ergeben, in Wien
eine Reihe vorzüglicher Kräfte. Unter den Bildhauern
seien zunächst Friedl und Weyr, unter den Malern
vor allem Berger, Fux, die Gebrüder Klimt und
Matsch genannt, welchen sich E. Charlemont und
Hynais von den in Paris ansässigen Österreichern
anschließen. Mehrere von den Genannten haben ihre
Kräfte neuerdings beim Wiener Burgtheaterbau nnd
auswärts, z. B. beim Theater in Karlsbad und bei
den neuen Theaterbanten in Prag, anfs glänzendste
bcwährt. Es steht nur zu hoffen, daß den opfer-
sreudigen Gründern des Deutschen Volkstheaters in
Wien die Mittel in hinreichender Fülle zu Gebote
stehen, um die Dekoration des iu so edlem Geiste
geplanten und von Meisterhand entworfenen Ganzen
auch in wahrhaft künstlerischer Weise dnrchzuführen!

L.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

It. (1. Von dcr Renaissancc in Bclgien und Holland, welche
Franz Ewerbeck im Verein mit Henri Leeuw und Emile
Mouris herausgiebt (Leipzig, E. A. Seemann), sind die zwei
ersten Lieferungen des vierten Bandes erschienen. Das
malerische Schloß Oydonck im Südwcsten von Gent hat
eine sehr detaillirte Aufnahme gefunden. Es ist mehrfach
restanrirt worden, zuletzt im Jahre 1864; immerhin weist
es noch viele für die vlämische Renaissance charaktcristische
Formen auf und zeigt im Detail auch französische Einflüsse.
Eine Anzahl Blätter sind den hervorragenden Baudenkmälern
Furne's gewidmet, einem kleinen Städtchen, das in West-
flandern, nahe der Küste der Nordsee verloren liegt. So
klein es auch ist, es bietet in seinem Marktplatz mit dem
Rathaus und Justizpalast, mit den an Upern geinähnenden
Bürgerhäusern und der mächtigen Kathedrnle von St. Wal-
Purgis im Hintergrunde einen unvergleichlich altertümlichen
Anblick. Jn Einzelheiten der Fassaden wird der Architekt
ebenso wie der Kunsttischler an Mvbel- und Tafelwerk inannig-
fach beachtenswerte Motive finden. Das Chorgestühl der
St. Walpurgiskirche ist dem Aperner verwandt; nicht nur in
dem benachbarten Nieuport auch in Dixmude, dessen Kirche
so reich an weniqgekannten Denkmälern isi, finden sich ver-
wandte Werke. Den Kunsthandwerker machen wir aufmerk-
am auf mehrere treffliche Schlosserarbciten, die aus dem
Genter Llnses llss ^.ntiguitss nütgeteilt werden, und auf
eine gcfällige kupferne Theekanne aus derselben Sammlnng.
Noch sei hingewiesen auf das Gestühl und dis Bertäfelungen
auS der Gertrudiskirche zn Nivelles. Derselben, arg mo-
dernisirten, aber denkmalreichen Kirche ist im Text ein Epi-
taph entlehnt, das offenbar der von Floris vertretenen Stil-
richtung der Renaissance um die sechziger und siebziger Jahre
des 16. Jahrhunderts angehört. Schade, daß der Zeichner
bei der Aufnahme der Jnschrift kems Beachtung schenkte, die
das Datum jedenfalls genauer bestimmcu läßt. Jnteressant
ist der stilistische Vergleich zweier Holztafeln aus eiuer Seiten-
kapelle derselben Kirche init den herrlichen Skulpturen van
der Scheldens in Audenarde; die Verwandtschaft der Formen-
sprache ist allerdings grvß, und offenbar steht das Niveller

Wsrk der Weise van der Scheldeus nahe, wenn es auch bei
näherer Ilntersuchung sich kaum ats ein Werk dieses Meisters
wird beanspruchen lassen.

2. Grundzügc dcr Kunstgeschichtc vo» Anton Springer

II. Das Mittelalter. Das unter diesem Titel iin Seemann-
schen Verlags erscheincnde Werk ist zwar keiu ueues, svndern
wie das Titelblatt besagt, eine dritte Bearbeituug des „Text-
buches zu den kunsthistorischen Bilderbogen"; diese Bearbei-
tung ist indes eine so tief eingreifende gewesen, daß im
Grunde genommen ein ganz nenes Buch aus derselbeu her-
vorgegangen ist. Wie aus dem Jnhaltsvsrzeichnis zu ersehen,
ist schon die Gesamtanordnung des Stoffes und die Gliede-
rung der einzelnen Abschnitte eine andere gewvrden. Aber
abgesehen von dieser äußerlichen Aenderuug, ist auch die Er-
örternng derjenigen Momenle, die für den Wandel der Kunst-
anschauuugen und für das Steigen und Sinken des künst-
lerischen Vermögens von entschiedener Bedeutung siud, eine
viel eingehendere und läßt überall jene sichere Beherrschung
der einsäjlägigen Litteratur, jene hiitorische Gewissenhaftigkeit
erkennen, die Springers gesamte schriftstsllerische Thätigkeit
auszeichnet. Der Vortrag selbst — und das ist kein gerin-
ger Vorzug der Nenbearbeitung — hat einen freieren Zug,
eine bequemere Fassung erhalten als ehedein. Das erklärt
sich zum Teil wohl aus dem Umstande, daß für die neue
Bearbeitung nicht die bereits vorhaudene, in den „kunst-
historischen Bilderbogen" gegebene Jllustration maßgebend
war, die „Handausgabe" der „Bilderbogen" vielniehr die be-
qleitende Rolle zu spielen hatte, Wahl und Ordnung der
Jllustrationen dem Gange dcr Darstellung genau augepaßt
wurden. Auf einzelne besonders interessänte Ausführuiigen
des Verfassers werden wir später zurückkommen.

8n. B. Mannfclds einzig dastehende Begabung für die
inalerische Wiedergabe architektonisch interessanter Veduten
ist aufs Neue bezeugt durch die beiden jüngst erschienenen
Blntter: „Der Dom zu Erfurt" und „Das Schloß von
Merseburg" (Berlin, R. Mitscher). Die beiden Schöpfungen
seiner ebenso fruchtbaren wie virtuosen Radel sind, nebenbei
bemerkt, keine Seitenstücke; das erstgenannte Blatt ist ein
Hochbild von 57:43 em, das andere ein Langbild von
39:29 sm Bildfläche. Das eine wie das andere zeigt einen
winterlichen Prospekt bei tiefstehender Soniis und schwerem
Wolkenhimmel. Der Schnee, der auf Straßen und Fluren
lagert und auch an den schrägen Dachflüchen hängen ge-
blieben ist, bringt fcharfes Licht in die Landschaft und ist
voin Vordergrund bis in die Tiefe mit feiner Beobachtuug
der Luftpsrspektive voni Weiß zum Grau abgetönt. Jn
wirksamster Weise sind die dunkeln Massen der Gebäude, das
kahle Bauin- und Buschwerk gegen die Schneeflächen abge-
setzt, hin und wieder, will uns bedünken, mehr der maleri-
schen Wirkung zu Liebe, als der wirklichen Erscheinimg
entsprechend. Wer den Erfurter Dom kennt, weiß dessen
ungemein malerische Lage zu würdigen, nicht niinder seine
baulichen Rsizs, die durch die auf Rundbogen ruhende, im
Halbkreis vorspringende Terrasse in wirksamer Weise ge-
steigert werden. Hier brauchte der Künstler nur zuzugreifen,
um mit seinen Kunstmitteln ein ungemein fesselndes iilrchi-
tekturbild zu schaffen. — Schwieriger war die Ausgabe bei
derMerseburger Baugrnppe, die keinen so nahen Standpunkt
zuläßt, um ein Gesamtbild der mächtigeu Llnlage von Dom
und Schloß zu erhalten. Mannfeld hat den Standpunkt vor
der Saalebrücke gewählt, die sich in drei Bogen über dem
Flusse wölbt. Sie giebt als dunkle Masse in 'der Mitte des
Bildes den Ton an. Ueber ihr erhebt sich die vieltürmige
Baugruppe, in einen silberigen Dunst getaucht und nur in
den allgemeineu Umrissen gekennzeichnet. Der leider ctwas
eintönige Vordergrund mit ber eisbedeckten Saale bietet in
der von dem Turm der Thomaskirche überragten Häuser-
grnpps der Vorstadt Nenmarkt eine prächtige Kulisse, welcher
jenseits der Saale das hohe, mit Pappeln besetzte llfer und
die zum Schloßthor hinaufführende steinerne Treppe ent-
spricht.

Dcr cnglische Maler I. E. Millais hat für zwei
Landschaften von dem Londoner Kunsthändler C. Wertheinier
den Preis von 9ü»ü Psd. Sterl. (I89üü0 Mk.) erhalten.

(D Professor Wilhclin Hecht in Wien hat im Berlage
von W. Auniüller in INünchen und Stiefbold L Co. in
Berlin ein Bildnis des Kaisers Friedrich in halber
Figur erscheinen lassen, welches er vor etwa einem Jahrc
 
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