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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Chytil, Karel: Zur Kunstgeschichte Böhmens
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0231

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449

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

450

der Verfasser des Guten zu viel — man lese nnr
beispielsweise dic Besprechnng der Kirche zu Golden-
kron (S. 378) — wenn er für jedes, oft gar nicht
auffallende und in der Architektur der betreffenden
Periode überall übliche Detail ein Analogon in fernen
Gegenden, respektive bei Schnaase oder Ottc, sucht.

Noch ein Wort über die Miniaturmalerei des
13. Jahrhunderts; dieselbe ist nämlich nicht so arm
an Werken, wie sie der Verfasser darstellt. Jn der
Kapitel- nnd der llniversitätsbibliothek zu Prag sowie
auch in anderen Büchereien ist noch manches Werk be-
graben, welches ganz interessant ist. Der Vollständig-
keit wegen weise ich auf folgende Miniaturbücher
hin: den Codex Ostroviensis in der Kapitelbibliothek,
das schon von Waagen (Die vornehmsten Knnstdenk-
mäler in Wien) beschriebene Breviarium der Hof-
bibliothek in Wien (1939) und drei ähnliche Werke
in der Universitätsbibliothek zu Prag, darnnter zwei
Psalterien und ein Gesangbuch, die letzteren sämtlich
aus der Mitte und der zweiten Hälfte des 13. Jahr-
hunderts.

Der auch in anderer Beziehung wichtige Codex
Ostroviensis zeigt gleichfalls, wie das Antiphonar von
Sedletz, byzantinische Einflüsse, welche hier und da auch
in den übrigen kleineren Werken znm Vorschein kommem
die Miniaturen sind bei stark markirten Umrissen vor-
wiegend mit Deckfarben ausgeführt, eine Art, welche
auf kurze Zeit dcn nur leicht kolorirten Zeichnungen
vom Schlusse des 13. und Ansang des 14. Jahr-
hunderts weicht. Das Breviarium der Hofbibliothek
in Wien und ein ähnliches Werk der Universitäts-
bibliothek in Prag (VI. G. 15) sind dem Jnhalt nach
im Georgsklostcr entstanden, oder waren wenigstens
zum Gebrauche der Nonnen bestimmt.

Das Buch des Herrn vr. Neuwirth ist hübsch
ausgestattet und macht dem Verleger und der
Druckerei alle Ehre. Recht zahlreich sind die größten-
teils den Mitteilnngen der k. k. Centralkommission,
in einigen Fällen auch der böhmischen archäologi-
schen Zeitschrift entnommenen Jllustrationen. Be-
kanntlich sind die von Grueber herrührenden Ab-
bildnngen in seiner Geschichte der Kunst in Böhmen
sehr oft total unrichtig, und da hätte der Verfasser
bei der Wahl der Jllustrationen eine schärfere Kritik
ausüben können. So sind z. B. Fig. 10. 31. 52.
55. 56. 81. 82. 106. 122. u. a. m. in wissenschaft-
licher Beziehung völlig wertlos.

Für die kunsthistorische Litteratur ist das hübsche
und stattliche Buch gewiß eine willkommene Bereiche-
rung, für die weitere Forschung bietet es in manchen
Fällen eine feste Basis und in vielen anderen eine
fruchtbare Anregung.

K. Chytil.

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

Kunst u»d Kritik. Aesthetische Schriften von Ludwig Pfau.
Erster Band: Maler und Gemnlde. Zweiter Band: Biid-
und Bauwerke. 8. Stuttgart, Leipng, Berlin, Deutschc
Verlagsanstalt. 1888.

» Die zwei erstcn Bände von Pfau's artistischcn und
litterarischen Studien, deren Sammlung im Ganzen sechs
Bände umfassen wird, liegen uns hier in hübscher Aus-
stattung vor. Der erste Band ist fast ausschließlich das Er-
gebnis zahlreicher Ausstellungswanderungen und cnthält in
der Form von lose aneinandergereihten Berichten eine Ueber-
sicht über den Entwickelungsgang der französischen und deut-
schen inodernen Malerei, nebst einem Aufsatz über die Wieder-
geburt der belgischen, welchem dis gsschlossene Gestalt eines
Abrisses gegeben ist. Den zweiten Band füllen kritische Be-
trachtungen über eine Anzahl von Werken graphischer und
plastischer Kunst, insbesondere französische ünd italienische
Skulpluren, sowie eine Reihe von architekturgeschichtlichen
Studien von allgemeiner kulturhistorischer Färbung, zu denen
sowohl mittelalterliche als auch moderne Bauten den Anlast
gegeben haben, endlich eine Besprechung von Werken der
alten Illmer Malerschule, welche bei der Jubiläumsfeier des
Münsters 1877 in Ulm ausgestellt waren, und ein kurzer
Aufsatz über die Gemäldesammlung der Stadt Frankfurt.
Es ist' somit ein ziemlich bunter Jnhalt, der jedoch durch
die gleichmäßig populäre und geistreiche Behandlung eine
einheitliche Gestalt erhält. Man erkennt wohl überall die
Spuren der Entstehung der Aufsätze; man sieht, sie sind oft
schnell und resolut hingeschrieben. Allein dies verleiht ihnen
sben den frischen Reiz des Unmittslbarcn, Erlebten und Er-
schauten, und wenn auch das Ganze sich nicht zn der Höhe
streng wissenschaftlicher Darstellung erhebt, so ist es doch
sern von jeder Oberflächlichkeit und trägt überall das Ge-
präge eines reichgsbildeten, ernsten und selbständigen Geistes.
Besonders die Abschnitte über moderne deutsche, belgische
und französische Kunst werden dem Leser Belehnmg und
Gennß in Fülle gewähren. Für die nächsten Bände ist u. a.
der Wiederabdruck von Pfau's „Freien Studien" angekündigt,
mit welchen der Autor vor etwa zwanzig Jahren sich seinen
Ruf begründete. Ferner eine Anzahl 'von Studien zur
Aesthetik der gewerblichen Kunst und die zweite Auflage der
heliographischen Studien des Autors, wslche der Photo-
graphie und ihrer Anwendung auf die moderne Verviel-
sttltigungstechnik gewidmet sind. Ein Band mit litterarischen
und historischen Skizzen soll den Schluß der intercssanten
Sammlung bilden.

lü 8. Apotheosc Kaiscr Wilhelms in Farbcndruck. Unter
den künstlerischen Huldigungen, die das Andenken Kaiser
Wilhelms namentlich innerhalb des deutschen Hauses kom-
mendsn Geschlechtern zu überliefern bestimmt sind, darf ein
sosben in W. Hagelbergs Kunstverlag zu Berlin erschienenes
Kunstblatt eine hervorragende Stellung beanspruchen. Der
mit der Bildfläche 58: 73 em messende F-arbendruck giebt in
hoher technischer Vollendung eine Komposition des Berliner
Malers und Jllustrators Karl Röhling wieder und schil-
dert das Wiedersehen des verewigten Monarchen mit seiner
crlauchten Mutter. die, verklärt von Hoheit und Anmnt,
ihrem auf einer Wolke stehenden großen Sohne mit ausge-
streckten Armen aus der Borhalle eines dorischen Tempels
entgegsnschrcitet. Sie ist umgeben von zwsi kleinen Genien,
von denen der eine einen Lorbeer-, der andere einen Palmen-
zweig trägt: zu ihrer Linken gruppiren sich die srühere»
Herrscher aus dem Hohenzollernhause, der große Kurfürst,
die Könige Friedrich I., Friedrich Wilhelm I., Kriedrich dcr
Großs, Friedrich Wilhelin II., die Königinncn Sophie Ehar-
lotte und Sophie Dorothea, außerdem Derfflinger, der alte
Dessauer, Graf von Schwerin, von Seydlitz nnd Ziethen,
welchen sich dann weiterhin die verstvrbencn Helden der
neueren Zeit, Prinz Friedrich Karl, Graf von Wrangel, von
Steinmetz. von Goeben, Großherzog Frisdrich Franz II. von
Mecklenburg - Schwerin, Graf von Werder, Freiherr von
Mantsuffel u. a. anschließen. Zur Rechten der Königin
Luise erscheint ihr Gemahl niit seinem Sohn nnd Nachfolger,
hinter ihnen die Prinzen Albrecht, Karl und Adalbert von
Preußen, während die äußerste Gruppe links von den Helden
> der Befreiungskriege, Blücher, Scharnhorst, Gneisenau, Stein
! und Aork sowie den Brüdern von Humboldt gebildet wird.
 
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