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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Die Enthüllung des Maria-Theresia-Denkmals in Wien
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0267

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Iahrgang. ^ ß tzL Nr. 3

Aunstchronlk

Wochenschrift für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des !)erbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

k)erausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien Aöln

Cheresianumgasse 25. Flandrische Straße

Lrxedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. ls. Berlin: W. Ls. Aiihl, Iägerstr. 73.

Die Runstchronik erscheint von Mktober bis Gnde Iuni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
mit dem Runstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, ä 30 j)f. für die dreispaltige ssetitzeile,
nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von ^aasenstein 6c vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

Inhalt: Die Lnthüllung des Maria-Theresia-Denkmals.— Der neue Rupferstich nach Leonardo's Abendmahl von Bud. Stang. — Adolf Iebens f
Lastagnaryl-.— Staatspreis der Berliner Runstakademie. — Iubiläumsgewerbeausstellung in wien; Aunsthiflorische Ausstellung in Salz
burg; weichardts Aquarellausstellung in Leipzig; Ausstellungen der östlichen Runstvereine. — Denkmal für Adam Arafft; Tichendorff
Denkmal; Gedenkhalle für Aaiser wilhelm in Görlitz; jDfannschmidts vaterunser. — Aölner Aunstauktionen. — Inserate.

Dic Lnthüllung des Nlaria-Theresia-Denkmals
in Wien.

Auf eiuem der herrlichsten Plätze Wieus, dem
Burgthor gegeuiiber, zwischen den beiden Hofmuseeu
fand am 13. Mai die feierliche Enthüllung des
Maria-Theresia-Denkmals von Prof. Kaspar Zum-
busch statt. Gauz Wien war auf den Bcineu, die
Monarchie hatte ihre glänzendsten Vertreter auf dem
Fcstplatz vereinigt. Auf mächtigen Tribünen hatte
die offizielle Welt Platz genommen, die Herren in
prunkenden Uuiformen, die Damen in ihren eleganten
Frühjahrstoiletten wie leichte Flockeu, zart gctvnt, in
der farbenstrotzendeu Buntheit reicher Kostüme. Und
anf dem weiten Plan um das Monument, dns ja-
lousieartige Draperien an sechzehn hohen Masten ver-
hüllten, erschienen, geschmackvoll in Grnppen und
Zügen verteilt: die Leibgarden, die Zöglinge der Aka-
demien, Knaben und Mädchen aus den Stiftshäusern
der großen Kaiserin, Militärs und Deputationen end-
lich, — sie alle boten dem Auge ein anziehendes Bild,
in dem die festlich geschmückten Menschen inmitten der
Parkanlagen des Platzes, auf den die Frühjahrssonne
herablachte, wie farbenprächtige Ornamente erschienen.
Als das kaiserliche Paar unter dem klingenden Spiel
der Truppen das Zelt vor dem Denkmal betreten
hatte, und bald darauf die Hülle fiel, war der Ein-
druck des Werkes ein überwältigender. Als eine Er-
innerung gleichsam an die glorreiche Vergangenheit
Österreichs, ermutigeud für die Gegenwart und nls
Wahrzeichen für die Znknuft, bot es den Blickcn
sich dar.

Fünfzehn lange Jahre hat Kaspar Znmbnsch an
dem Werke gearbeitet. Die Anfgabe ivar keine ge-
ringe. Zwischen den mächtigen Museen, über deren
langen Fronten' schlank emporstrebende Kuppeln sich
erheben, muszte ein Monumeut in kolossalen Verhält-
nissen erstehen, um zu seinem Rechte zu gelangeu. Wie
Rauchs Friedrichsdcnkmal in Berlin, sollte die große
Fürstin, umgeben von den hervorragendeu Männeru
ihrer segensreichen Regiernug, in volkstümlichem Sinne
zur Darstellung gebracht werden. War man auch
hinlänglich vertraut mit der Lösung der einzelnen Anf-
gaben, wie mit der Komposition des Gauzen, mau
war doch im höchsten Grade gespauut, wie das vollcndete
Werk in seinen Verhältnissen, in sciuem Stile zu der
llmgebung passen würde.

Kaum hatte die Hülle sich zu seuken begonuen,
da imponirteallen sofortdiesitzendeGestalt der Kaiseriu,
welche von der Höhe eines edclgeformten Throusessels
den weiten Platz beherrschte. Sic hült das Scepter
und eine Rolle, die Pragmatische Sanctiou, in dcr
Linken, die Rechte hat sie wie grüßend zum Volke vorbe-
wegt, und freundlicher Ausdruck belebt ihre.ZügeZ.
Die Hülle sinkt tiefer, und vicr kleine, allegorische
Gestalten zu ihren Füßen werden sichtbar: die Ge-
stalteu der Weisheit, Beharrlichkeit, Gerechtigkeit und
Milde haben sich an den Stufen des Thrones nieder-
gelassen. Diesc Frauengestalten, in deren Verkörpe-
rung der Künstler alle Freiheit hatte, gehören ohne
Zweisel zu dem Besten, was Znmbusch je geschaffeu

t) Man vergleiche die Abbildung auf Spalte 529 u. 530.
 
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