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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Norden, J.: Die französische Gemäldeausstellung zu St. Petersburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0275

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Nr. 3H.

2Z. Iahrgang. ^ ^ tzL

Aunstchronlk

lVochenschrift für Runst und Runstgewerbe»

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine-

Herausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur spabst

Wion Aöln

Chcrostanumgaffe 2S. Flandrische Straße ilst.

Lxpedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: w. y. Anhl, Iägerstr. 73.

Dke Runstchronik erscheint von Oktober bis Lnde Iuni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindnng
niit dem Runstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — Inserate, a 30 j)f. sür die dreispaltige j)etitzeile,

Inhalt: Die französische Gemäldeausstellung in St. vctersburg. — Zeitschrift für christliche Aunst. — j)reisverteilung beim Wettbewerb für den
Bremer Dom. — R. Dohme. — Das Museum Filangieri; B. vautiers Bild „ein neues Gemeindemitglied"; Amerikanische Badir-
künstlerinnen. — Neue panoramen in Berlin; Gin neues Bild Matejko's; Das 2<nochenhauer Amtshaus; ^lors Imperator; Ld. Schulte;

für Aaiser goseph II.; Schliemanns Ausgrabungen auf Lerigo; Rekonstruktion des römischen Lorums; Heine-Denkmal. — L. da vinci's
Iungfrau mit dem Basrelief; Zrankfurter Runstauktionen. — Zur 2lbwehr. — Zeitschriften. — Inserate.

Die französische Gemäldeausstellung zu
5t. petersburg.

ll'art u'a pg.s äs pg.tris, sagte eimnat Victor Hugo
irgendwo. Die Kunst ist internationat nnd hat ihrem
Wesen nach mit der Politik ilichts zu thun.

Daß dem nicht nberall und nicht immer so ist,
davon hat sich der Petersburger iiberzeugen können,
gclegentlich der dieser Tage geschlossenen Ausstellung
französischer Bilder der in gewisser Beziehung inter-
essantesten nnter den vielen Kunstausstellnngen, die
uns der hinter uns licgende Wintcr gebracht hat.

Man kennt die Sympathie, die heute zwischen der
rnssischen nnd franzvsischen Gesellschaft besteht, eine
Sympathie und eine Freundschaft, die bei jeder Ge-
legenheit von der Presse beider Lttnder nach Krttften
gentthrt nnd gepflegt werden, wenn sie nicht dieser gar
iiberhaupt ihre heute so lebhafte Bethätignng ver-
dnnken. Phrygische Mütze und Zarenscepter sollten
schlecht zn einander stimmen nnd der rationalistische
Atheismus nnd die starre Orthodoxie haben nichts mit
einander zu thun, aber dennoch steht der Kultus der
französisch-russischen Freuudschast namentlich seit den
Tagen eines Skobelew und Döroulsde in schönster, sich
immer üppiger entfaltender Blüte.

Warum? — Das können wir natnrlich hier ebeu-
sowenig untersuchen, wie uns mit der Schildernng all
der verschiedenen Dinge befassen, in denen er sich be-
thtttigt. Hat er doch schon zur Begründung einer be-
sondereu ksvus lrunoo-russs geführt; ist doch alles
Russische heute in Paris moderner fast, als hier all-

zeit das Französische war; hat doch Zola's letzter Ro-
man „llu Isrrs", hier mehr Bewunderer (!) gefunden,
als in der Heimat des Vaters des modernen Natu-
ralismus, wie umgekehrt des Grafen Leo Tolstoi
Drama „Die Macht der Finsternis" an der Seine
noch piel mehr von sich hat reden macheu, nls an
der Newa. . .

Genug — zu dcn Dingen, die in der Pyramide
russisch - französischer Freundschaftsversicheruugen der
Presse beider Lttnder eine große Rolle gespielt haben,
gehört nunmehr auch die iu Rede stehende Aus-
stellung .

Alljährlich im Frühling veranstaltet das Cura-
tvrium der Schwesterschaft vvm „Roteu Kreuze" zum
Besten seines Fonds fashionable Bazars und Kirmesse,
Monstrekonzerte u. dgl. Vor zwei Jahren z. B. war
der Wiener Walzerkönig Johann Strauß der Lock-
vogel dieser philanthropischen Festlichkeit; im vorigen
Jahre diente St. Saens als Arsat attrs.otion, um-
geben von einigen anderen namhaften Pariser Ton-
künstlern; in diesem Jahre — uun, in diesem Jahre
wollte man an Stelle französischer Musik französische
Malkunst setzen nnd sollte sie den Köder bilden zum
Besten eines Wohlthtttigkeitszweckes, der geschickt auf
den Saiten uationaler, oder richtiger, tendenziöser
Neigungen und politischer Sympathien herumzuklim-
peru weiß.

Übrigens hat das „Rote Kreuz" selbst nicht die
Juitiative ergriffen, sondern das that, wie im vorigen
Jahr, ein findiger Jmpresario der Philanthropie, der
sür eigene Rcchuung und Gefahr das ganze Arrange-
 
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