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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Die Münchener Kunstausstellung
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0291

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Nr. 36.

25. Iahrgang.

1887/88.

Aunstchronik

sls. Iuni.

Wochenschrift für Runst und Aunstgewerbe»

Ankündignngsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

L)erausgeber:

Larl v. Lützow uud Arthur

Wien Aöln

Tlieresianumgliffc es. Flandrische Siraße l'.

Lxpeditioi::

Leipzig: L. A. Seemann, Gartcnstr. iss. Berlin: w. L;. Aühl, ILgerstr. 72.

Die Kunstchronik erscheint von Mktober bis Lnde guni wöchentlich, im )uli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
niit dem Aunstgewerb eblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, ä 30 pf. für die dreispaltige petitzeile,
nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von ^aasenstein 6c vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

gnhalt: Dritte internationale Runstausstellung in München. — Auffindung eines Bandes ^andzeichnungen von Du Lerceau. —Gesanitansicht von
Nürnberg, rad. von Riegel; Mannfelds „Aufbahrung Raiser wilhelms". — preisverteilung des pariser Salons. — vr. paul Seidels
2llexander Aips; Sir Frederic Leighton; Akademie der Rünste in Berlin; Aestnerniuseum in ^annover. — Archäologische Gesellschaft in
Berlin; Runstverein in posen. — Internationale Runstausstellung in München; Ausstellung des oercls artistlciue in Brüssel; Aus-
stellung von Münzen und Medaillen aus der Zeit Maria Theresia's in wien. — Lnthüllung des Mazzini - Denkmals in Lhiavari;
Restauration des Nordportals am Lübecker Doni; Zur Aunststatistik; Raiserdiorama in Berlin. — versteigerung von Rartons von
Lornelius. — Zeitschriften. — Inserate.

Dic Ntünchener Aunstausstellung.

München, 1. Juni 1888.

Lltbr. Soeben ist die dritte internationale
Knnstausstellung seierlich eröffnet worden. Wie
bekannt, ist noch niemals die Konknrrenz eine so große,
die Stimmung vorher eine so gedrückte gewesen, wie
in dieseni Jahre. Jn Barcelona, Wien, Briissel,
Kopenhagen, im Pariser Salon und in der Londoner
Akademie sind gegenwärtig Tausende von Werken ver-
einigt. Und dennoch ist die Münchener Ansstellung
zu frohem Gelingen geführt, ja, das Gesamtbild der- ^
selben so glänzend gestaltet worden, wie dasjenige
kanm einer früheren. Wie sehr die räumliche Tren-
nung von der gleichzeitigen Schwesterausstellung, der
deutsch - nationalen Kunstgewerbeausstellung
geboten gewesen, wird uns jetzt klar, nachdem jeder
nur irgendwie verwendbare Raum des Glaspalastes
noch für die Aufstellung von Kunstwerken herange-
zogen werden mnßte. Über 3200 Nummern sind
schon jetzt in neunzig Sälen und Kabineten vorhanden,
obwohl noch immer, anßer Österreich, die Spanier und
die Franzosen sehlen. Man betritt zunächst einen
vornehmen Kuppelsaal, der dem bewährten Erbauer
der Synagoge, Albert Schmidt, seine architektonisch-
dekorative Schönheit verdankt. Kolossale Karhatiden,
von Kramer und Maison modellirt, tragen die ge-
wölbte Decke, deren Fresken — Triumph der Schön-
heit und der Künste — von C. A. Geiger her-
rühren. Drei mächtige Portale führen zn den
langgestreckten Flügeln des Palastes, von denen der

mittlere die historische Abteilung, der rechte die aus-
ländischen Werke, der linke die deutschen Erzeng-
nisse birgt.

Um „den Kunstfleiß zu reizen und bei dem
Pnblico die Neignng für die Kunst immer allgemeiner
zu machen", war am 4. Nov. 1788, dem Namens-
tage des Kurfürsten Karl Theodor, die erste Gemälde-
ausstellung in München eröffnet worden. Und nm
hieran zu erinnern, hat man in der historischen Ab-
teilung äußerst zahlreiche, aus Privatbesitz zusammen-
gebrachte Werke verschollener Münchener Meister auf-
gestellt — freilich im Grunde eine verlorene Liebesmüh,
da das Ansstellungspubliknm bekanntlich für derartige
kunstgeschichtliche Kollegien wenig zugänglich ist und
auch der Fachmann nur notgedrnngen Sammlungen
im Stile der Neuen Pinakothek zn betreten Pflegt.

Den fremden Gästen, die gegen alle anfänglichen
Befürchtnngen sich in überraschender Zahl und vor-
züglicher Qualität beteiligt haben, sknd 38 Säle im
rechten Flügel eingeräumt. Neun kommen auf Österreich,
sechs auf Frankreich, je fünf auf Jtalien und Amerika,
vier auf England, je drei auf Holland, Schweden und
Spanien, zwei auf Belgien.

Holland nnd Belgien, deren Ausstellung von dem
berühmten Tiermaler I. C. de Haas arrangirt wurde,
sind ganz besonders gnt vertreten. Außer den zwei
vorznglichen Bildern dieses Meisters findet man da
ein größeres Bild von Fos. Jsraels, ein altes Weib,
das am Kamin sich die erstarrten Httnde wärmt.
Zwei weibliche Bildnisse von großer Feinheit giebt
dl. H. Bakkerkorff, ein ebenfalls kleines aber wert-
 
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