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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Die Entwürfe für die Dombaukonkurrenz in Bremen
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0303

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593

Korrespondenz ans Dresden.

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würfe eingehend kritisirt und schließlich über den Rest
einfach summarisch den Stab gebrochen. Es wäre
wünschenswert gewesen, daß sie anders verfahren und
bei der geringen Anzahl der Projekte entweder jedes
kurz oder nur die prämiirten Arbeiten motibirt hätte.
Die noch besonders kritisirten Entwürfe entsprechen
auch nicht dem Programme, sie treten aber in meister-
hafter Darstellung der Perspektiven recht vorteilhaft
auß und dieses mag wohl der Grund sein siir die ein-
gehendere Berücksichtigung derselben. Wir behaupteten
eingangs, daß die Aufgabe schwer zu lösen war, und
die Jury bestätigt diese Ansicht, indem sie an allen
drei prämiirten Entwürfen noch Aussetzungen macht
von großer Wichtigkeit. Die Schwierigkeiten der
Lösung lagen namentlich in der Neubilduug der zwei
obersten Turmgeschosse mit ihren Spitzen. Die
Rhombendächer der Türme bei dem mit dem ersten
wie auch bei dem mit dem dritten Preise beglückten
Entwurfe sind zu plump, nnd es dürften dafür
achteckige Turmspitzen eintreten. Bei dem Entwurfe,
welchem der zweite Preis zuerkannt wurde, sind die
Spitzen schlanker und ansprechender gelöst, aber die
Nordfassade zeigt unbedeutende Mängel, welche die
beiden soebeu erwähnten Arbeiten nicht aufzuweisen
haben. Jn der richtigen Lösung der 9tord- oder
Längsfassade lag auch noch eine weitere Schwierigkeit,
da diese mehr einen gotischen Charakter gegenüber
dem romanischen Stil der Türme zur Schau tragen
muß, wenu sie sich an das schon Vorhandene eng an-
schließen soll. Schließlich sei noch erwähnt, daß in
der Anbringung des Dachreiters über dem Chor-
ban verschiedentlich gesündigt wurde, indem derselbe
meist zu schwer in der Architektur gehalten wurde,
wie dies selbst bei dem ersten Preise der Fall ist.

Wir kommen bei der vftmaligen, eingehenderen
Betrachtung der Ausstellung zu dem Schlusse, daß die
Arbeiten erfrenlicherweise ganzhervorragendeLeistnngen
nnserer Architekten zeigen nnd die begeisterte Hingabe
an die Kunst, verbunden mit einer vollendeten Technik
dokumentiren. R.

Rorrespondenz.

Dresden, im Juni 1888.

8. rl. 8. Da die seit Anfang Mai dem Besuch
des Publikums zugüngliche akademische Ausstellung
in den Skulpturensälen des zum „Albertinum" uni-
gewnndelten alten Zeughauses bereits ihreni Ende ent-
gegen geht, müssen wir uns damit begnngen, den
Lesern der „Kunstchronik" mit wenigen Worten die
Bedeutung des Unternehmens klar zu legen. Dieselbe
besteht weit weniger in dem künstlerischen Wert der
zur Besichtigung gelangten Werke der Malerei und
Plastik, als in der Thatsache selbst, daß der akademische

Rat durch die Veranstaltung der Ausstellung seine
Absichten deutlich kundgegeben hat, auch innerhalb der
noch mehrere Jahre wührenden Zeit des Neubaues der
Akademie und der Ausstellungshalle den Dresdener
Kunstfreunden nach besten Kräften Gelegenheit zu
geben, sich über die Entwickelung der modernen Kunst
auf dem Laufenden zu halten. Dieses Bestreben ver-
dient nnter allen Nmständen Anerkennung, selbst wenn
es nur von einem mäßigen Erfolge gekrönt sein sollte,
wie das bei der diesjährigen Ausstellung der Fall,
die weder qnalitativ noch quantitativ genügend beschickt
worden ist. Trotz der ansehnlichen Summe, welche
zum Ankauf von Gemälden aus den Mitteln der
Pröll-Heuer-Stiftung bereit'steht, haben sich hervor-
ragende Künstler nnr sehr spärlich eingefunden, und
die wenigen, welche die Ausstellnng beschickt haben,
sandten meist nur Bilder, die seit längerer Zeit auf
der Rundreise von Ausstellung zu Ausstellnng be-
griffen sind, da offenbar alle neueren Erzengnisse von
Bedeutung für die Jubiläumsausstellungen zu Wien
nnd München aufgespart worden sind. Zum Glück
traten zwei Lkunsthändler, Fritz Gnrlitt in Berlin
und Fleischmann in München, in die Lücke ein, und
deckten mit einer Anzahl von Gemälden aus ihrem
Lager den sonst zn peinlich hervortretenden Ausfall
an besseren Nummern. Auf dlese Weise wurde es
möglich, den Dresdenern die Charakterköpfe Moltke's,
Heyse's nnd Böcklins von Lenbachs Meisterhand
vorzuführen und sie mit einer Probe von Lieber-
manns Freilichtmalerei bekannt zu machen. Vermut-
lich wurde nns auch Albert Kellers in der Gesamt-
wirkung vorzügliche Jnnenansicht des Junotempels zu
Präneste von Berlin aus zugesendet, während das
kleine, reizende Bild von de Nittis in Paris, welches
das Boulognergehölz im vollsten Glanz der Sommer-
sonne zeigt, Eigentum von Fleischmann in Miinchen
ist. Zu den schou seit längerer Zeit bekannten besseren
Stücken der Ansstellnng gehören Kaufmanns humo-
ristische Genrescenc: „Gefangen", ein echtes Kabinets-
stück für feinsinnige Sammler, Riefstahls „Kinder-
begrübnis in Passeier", Matthias Schmidt „Auf der
Wallfahrt" nnd Skarbina's „BelgischeFischanktion".
llnter den wvhl zum erstenmal in Dresden znr öffent-
lichen Besichtigung gelangten Bildern nehmen die
beiden Damenporträts Leon Pohle's, die „Wüsten-
räuber" Richard Friese's (zwei Löwen in der Wüste
einer Karawane anflauernd), je zwei kleinere Land-
schasten von Joseph Wenglein und Ernst Schleich
in München durch die Sicherheit ihrer Technik und
ihre malerische Vollendnng unser Jnteresse lebhaft in
Anspruch. Jm höchsten Maße ist dies bei der erst
nachträglich angelangten „Botenfrau" von Ludwig
Knaus der Fall, die zu den vollendetsten Einzel-
 
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