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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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Heilbut, Emil: Der Salon von 1888, [2]
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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0323

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Nr. 40.

23. Iahrgang.

1887/88.

Aunstchromk

26. Iuli.

Tvochenschrift für Runst und Aunstgewerbe.

2lnkündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereiue.

^erausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien Aöln

Theresianumgasse 25. Flandrische Straße

Lxxedition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. 15. Berlin: w. Aühl, Iüserstr. 72.

Die Runstchronik erscheint von Vktober bis <Lnde guni wöchentlich, im Iull, August und September nur aller /sH Tage und kostet in verbindung
mit dem Runstgewerb eblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, a 30 für die dreispaltige petitzeile,
nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein 6c vogler in Leipzig, wien, Berlin, München u. s. w. an.

gnhalt: Der Salon von 1888, von H. Helferich. (Schluß.) — veuer Aatalog der Ltuttgarter Staatsgalerie. — Trenneville ch; L. ^erra-f. — vom
Augsburger Rathaus. — Ltruskischer Grabfund zu vetulonia. — Lntscheidungen über die Lntwürfe zu einem Denkmal für Schnecken-
burger; Deutsches volkstheater in wien; preisausschreiben für ein Raiser- und Rriegerdenkmal in Stettin. — Ed. von Gebhardt; peter
Ianssen; Ghrennritglieder der wiener Akademie; Stipendiaten des Archäologischen gnstituts; vr. ^erm. Lücke. — Archäologische Gesell-
schaft in Berlin. — pariser Lalon; Ausstellung in Brüssel; Aus 2<arlsruhe; Die 60. Ausstellung der königl. Akademie der Rünste in
Berlin; tzistorische Ausstellung in Düsseldorf; Dresdener Gemäldegalerie; Die ^udtwalcker-wesselhoeftsche Gemäldesammlung. — Ge-
nräldefabrik des Herrn Ian van Beers; Das Leipziger Siegesdenknial; Gin Gipsmodell der Burg Dankwarderode; Llaude Lorrain-
Denkmal in Nancy; Aus Salzburg. — Münchener Runstauktion; Auktion Rarl Graeb. — Berichtigung. — Zeitschriften. — Inserate.

No. 41 der Kmistchroink erscheint am i). Angnst.

Der 5alon von s888-
Von Hcrmann Helferich.

Nlit Abbildungen.

(Schluß.)

Fn Porträts ist der diesmalige Salon nicht sehr
bedeutend. Bonnat hat einen harten Kardinal La-
vigerie und einen durch seine Ähnlichkeit fast betrüben-
den Jules Ferry ansgestellt — man begreift, wie
leicht es wurde, Ferry den Namen: „der Tonkinese" zu
verleihen —; und von Paul Dubois gefällt besser
als ein lebensgroßes Porträt ein kleines, von der
bei Dubois gewohnten plastischen Kraft. Überhaupt
zeigen die Franzosen gerade in solchen kleinen Por-
träts neuerdings eine vorzügliche Meisterschaft; ab-
gesehen von dem mehr genrehaften, wundervoll ge-
zeichneten Kopf einer Bernerin, von Dagnan-
Bouveret, bemerkt man auf diesem Gebiet unter
anderen kleine Porträts von Wencker, Friant,
Pharaon de Winter; letzterer zeigt eine Dame als
kleines Kniestück, an einem schwarzen Klavier, mit dem
Körper in der Seitenansicht und das belebte Gesicht
dem Beschauer zugewendet; ihr Kleid ist schwarz, der
Hintergrund ist in einem dunklen matten Grün, und
ein feurig-roter schmaler Latz über dem Busen er-
gänzt aufs glücklichste das einfache Farbenbouyuet.
Raffaelli hat Edmond de Goncourt gemalt, den Er-
finder des Watteau-Genußes in Frankreich, den Er-
finder des Japonisme und einen der Väter des natu-
ralistischen Romans; der Hintergrnnd ist geeignet, die
Figur nnd der Kopf haben das Vibrirende, welches
dieser bedeutende Mann haben muß, de Goncourts

übergrvße helle Schleife giebt ihm etwas Kokettes
und seine aufsallend schlecht gemalte Hand Raffaelli
einen Verweis. Von Carolus Duran fieht man ein
scharmantes Porträt seiner Tochter, und von Aublet
werden wir mit einem Kreise, der sich nm Massenet
gesammelt hat, bekannt gemacht; der Komponist sitzt
am Piano, nnd Blumen, Frauen und Musik haben
wir auf diesem reizvollen Bilde zusammen.

Von nicht so freundlicher Artung ist die Gesell-
schaft, die von Pelez vorgeführt wird: „die Parade
der Seiltänzer". Eine lebensgroße Schaubude, mit
dem Besitzer, dem Clown, drei Musikanten nnd vier
unglücklichen Geschöpfen im Trikot. Der Geschmack
solcher realistischen Malerei bleibt zweifelhaft und
auch ihr Verdienst; nur der Zwerg der Gesellschaft,
von einer merkwürdig erfaßten Kraft der Miene, und
die jüngste der Töchter des Besitzers, welche mit un-
sagbar wahrem Ausdrnck einen Blick auf ihren über
der Panke weinend eingeschlafenen jüngsten Bruder
wirft, hat etwas, das Respekt gebietet. Sehr be-
wundert wird hier das „Milchmädchen" von Roll
und „tbs tnb" von Gervex; ich ziehe es vor, das
Talent von John-Lewis Brown zu rühmen, der
das Farbige von Jokeygrnppen in voller Glut und
ohne Buntheit zur bewegten Darstellnng bringt. Jn
einem ebenfalls nicht sowohl streng naturalistischen als
alles Wahre im Bilde frei zusammenfassenden Sinne
hat Jsraels die zwei liebenswürdigen Arbeiten ge-
schaffen, die er im Salon hat, ein kleines Mädchen als
Krankenwärterin in der dunklen Stube bei der Groß-
mutter; es muß ihr vorlesen und der Kater schleicht
 
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