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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0327

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641

Kunst- und Gewerbevereine. — Sammlungen »nd Ausstellungen.

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x. — I)r. Herm. Lücke, bisher Professor au der Kunst-
akademie in Düsseldorf, ist zum ordentlichen Professor der
Kunstgeschichte am Polytechnikum, sowie an der Slkademie
der bildenden Künste in Dresden ernannt wvrden.

Aunst- und Gewerbevereine.

8. AichäologischeGcsellschast in Berlin. Junisitzuug. Herr
Trend elenburg legte die neueste Veröffentlichung der „Ge-
sellschast für nützliche Forschungen in Trier" vor i „Römische
Mosaiken aus Trier und dessen Umgebung." eiu hinterlassenes
Werk des verdienten Domknpitulars v. Wilmowsky, welches
anf neun trsfflich ausgeführten farbigen lithogrcchhischen
Taseln eine Reihe anziehender, meist rein vrnnmentaler
Mosaike enthält, welche zu verschiedenen Zeiten und an ver-
schiedenen Orten gesunden, heute entweder Vvllig verschwunden
vder doch nur in geringen Resteu erhalten sind. Eiu Text-
heft enthält Erläuterungen und chronologische Untersuchungen
über die Trierer Mosaike aus der Feder v. Wilmowskii's,
deren allerdings sehr bedingten wissenschaftlicheu Wert der
Herausgeber, der Direktor des Trierer Provinzial-Museums
Or. F. Hettner, in einer inhaltreichen nnd für die Chrono-
logie der gallischen Mosaike wichtigen Einleitung treffend
beleuchtet. — Herr A. Senz sprach unter Borlage vou
Zeichnungen und Skizzen über ein rvmisches Denkmal zu
Schweinschied (bei Meisenheim). Dasselbe besteht aus grob-
körnigem Sandstein und krönt die Kuppe eines Abhanges,
aus dessen welligem Boden mehrfach wunderlich geformte
Felskuppen aufragen. Das Dsnkmal enthält an der'Vorder-
seite drei, an jeder Nebenseite zwei Nischen, die Rückseite ist
glatt bearbeitet. Jn der Mittelnische der Vorderseits sieht
man eine Kämpfergruppe, ähnlich der des Dexileosreliefs;
in der rechtcn ein stab- oder fackelähnliches Gerät iumitten
einer Umrahmung. über welcher ein Seepferdchen erkennbar
ist; die linke ist verwittert. Von den Nebenseiten ist die linke
bis zur Unkenntlichkeit zerstört, die rechte zeigt eine Artemis,
welche ausschreitend mit der Rechten über die S.chulter nach
dem Köcher langt, und in der zweiten Nische eine bis auf
die Waden verloren gegangene männliche Figur. Spuren
eines Obergeschosses finden sich an der rechten Nebenseite.
Der Zweck des Denkmals, dns bisher nur einmal (Bericht
des histor. Vereins für Nahe und Huudsrück 1867/6^) be-
sprochen worden ist, läßt sich bei der starken Zerstörung
schwer erkeunen: der Vortragende neigte dazu, darin eiii
Grabmal zu sehen. — Herr O. Kern erlciuterte mit Bezug
auf Benndvrfs und Furtwänglers Deutung des Lxbem.
areb. III, Tas. 10 abgebildeten eleusinischen Kopfes auf dem
Eubuleus des Praxiteles Wesen und Bedentung dieses Gvttes,
wie sie eleusinische uud drei Jnschriften voii den ionischen
Jnseln kennen lehrcn. Aus diesen ergiebt sich in Ueberein-
stimmung mit Diodor, Hesych u. a. Zdas; Eubuleus Zeus
„der Wohlberather" ist, der erst später mit Hades identifizirt
wird. Streng zu sondern davon ist der orphische Eubuleus,
eine unklare, aus philosophischer Spekulation hervorgeqangens
Gestalt. Danach wird man sich Eubuleus nur als härt'igen
Mann denken können, nicht als weichlichen Jüngling, wie ihn
der eleusinische Kopf zeigt. Ob Kaibels Deulung der vati-
kanischen Hermeniuschrift (wenn dieselbe ccht ist) auf „Eubu-
leus. ein Werk des Praxiteles" zutrifft, schien dem Borredner
sraglich: auf jeden Fall wird man den Praxiteles der
augusteischen Zeit nicht außer acht lasscn dürfen. Auch ist
der praxitelische Charakter des eleusiuischen Kopfes nicht so
schlagend, daß man ohne die Verbindung mit der Jnschrift
ein Originalwerk des Praxiteles darin erkannt hätte. Eine
Wiederholung des Typus zeigt nach einer Bemerkung A.
Brückners cin Relies aus Samothraks (Unters. I. Taf. 5l).
— Herr Hübner lcgte zwci ncu gefundene Inschrifteu auS
Spanien vor, deren eine sich auf den Bau von Mauern
und Thvren durch Gemeindebcamte zu beziehen scheint;
die andere lehrt zum ersten Mal die Namen eines der
Konsulpaare des Jahres 40 vollständig kennen. Derselbe
zeigtc eine römische Thonperle mit Lem Niamen Fortis
(linksläufig, zweimal) vor, deren Zweck bisher nicht fcst-
gestellt werden konnte. — Herr Eurtius sprach über
einige antike Städte, deren Anlage ueuerdings untersucht
wordcn ist, und legte der Gesellschaft die von R. Koldewey
aufgenommenen Stadtpläne von Arisba und Eresos auf
Hesbos vox. Di? Altstadt pon Eresos ist von eiuer fünf-

thorigen Polygonmauer umgeben, welche die Abhänge des
Berges mit einschließt; sie solgte dem Kamme der unteren
Höhen, welche den Fuß des Berges bilden, che er in die
Niederung auslänft; ein lehrreiches Beispiel einer den Berg-
fuß umgebendeu Gürtelmauer, wie sie nach Ansicht des Vor-
tragenden auch das neunthorige Pelargikon in Athen war.
Er wies auch auf Polymedien iu Troas hin. dessen merk-
würdige Ruinen neuerdings von Herru Clarke entöeckt und
aufgenommeu worden sind.

5amiitlungen und Ausstellungen.

x. Pariser Salon. Am 2. Juli faud unter dsm Vorsitz
des Unterrichtsministers Lockroy die diesjährigs Preisver-
teilung des Salon statt. Die Medaille erstcr Klnsse für
Architektur erhielt Girault, die für Malerei Paul Louis
Delance und Nils Forsberg, wührend diese Medaille für
Skulptur und Kupferstich nicht crteilt wurde. — Ein Bankett
vereinigte am Abend Preisrichter und Künstler im Hotel
Continental. — Die Reineinnahme des Salon belief sich in
diesem Jahre auf l6000V Frs., so daß die Socists des Ar-
tistes nunmehr über ein Kapital von mehr als 900000 Frs.
verfügt, dessen Ertrügnisse lcdiglich zur Förderung der Kunst
oder zur Unterstützung armer, hilfsbedürstiger Kunstgcnossen
verwandt werden. Von den Aukäufen der Stadt Paris auf
dem diesjährigen Salon seieu erwähnti Brnder undSchwester,
Grupps von Albert-Lefeuvre (6000 Frs.), Mutterliebe,
Gruppe von Cordoniiier (7000Frs.), die Fahne, Gruppe
von Gardst(4000Frs.),chie verwundeteLöwin, von Valton
(5000 Frs.), die Holzfäller, Gemälde Vvn Baudouin
(4000 Frs.), die Gobelinsfärberei, Gemälde vou Gilbert
(4000 Frs.). — Wie ersichtlich. sind die gezahlteu Preise nicht
allzuhoch Lemessen, weshalb auch einer der Küustler. die bei
der Auswahl in Fragc kamen, das ihin gemachte Gebot
vou 2000 Frs. zurückgewiesen hat. Uebrigens hat die Kom-
mission noch über einen Restbetrag vou 25000 Frs. zu
verfügen. —

x. — Jn Brüsstl ist soeben eine Ausstellung von Kunst-
gegenständen eröffnet wordsn, dis einen vortrefflichen Ueber-
blick überdie Entwickelung der Goldschmiedekunst, beson-
ders der Belgiens und Deutschlands, gisbt.

8. ll. Aus Karlsruhc. Bildhauer Professor Heer stcllte
in diesen Tagen in seinem Atelier eine überlebensgroße
Gruppe aus,' bestimmt zum Schmnck des Nordportals der
von Durm erbauten Festhalle. Die Gruppe ist gebildet
aus zwei Figuren, einer schönen, majestätischen Frauenge-
stalt, thronend, mit dem bacchischen Traubenkranz geschmückt,
und von reicher Draperie umhüllt, ihr zur Seite, auf ihr
Knie gestützt, eine elastische Knabenfigur, cin Genius mit
einer 'Posaune. Die beiden allegorischen Figuren mögen
nach der Jntention des Künstlers wohl Festessreude und
Nuhm bedeuten, dies stimmt am besten zum künftigen Stand-
ort des Kunstwerks. Professor Heer, früher in'Rom. be-
kundete viclfach große Begabung für monumentale Ilufgaben.
Wiederholt durch Aufträge des Fürsten von Fürstenberg
ausgezeichnet, hat der Künstler für dissen Mäcen eine Reihe
wertvoller Werke geschaffen. Jn hiesiger Stadt ist es be-
sonders der plastische Figurenschmuck des Palais Schmicder,
der durch feinen Fvrmensiun, maßvvlle Anordnung und gc-
lüuterten Geschmack jeden Kunstsreund erfreut Zu erwähnen
bleibt uoch, daß der Künstler eine glückliche Hand sür Por-
trätbiisten besi.tzt, und dah wir in 'jeiuem Atelier eine vor-
treffliche Büste des Dichters Joseph Viktor v. Scheffel
sehen, ohne Frage die beste Lösung dieser Aufgabc, unter
allen, die uns bis jetzt bekannt wurden.

-st. N. Dic 60. Ausstclluug dcr königl. Akadcmie der
Künstc in Bcilin ist am 15. Juli im Landesausstellungs-
gebäude feierlich eröffnet worden. Weder die schweren Schick-
salsschläge dieses Jahres noch die Ausstellungen in Wien,
München, Kopenhagen, Brüssel, Melbourue u. f. w. haben
die Akademie bewogcn, in diesem Jahre von der alljährlichcn
Veranstaltung abziisehen, die freilich bereits ein integrircnder
Bestandteil der Lustbarkeiten des Ausstellungsparkes ge-
worden ist. Ansangs waren die Aussichten aus zahlreiche
Beteiligung der Künstlcr allerdings ziemlich trübe. Aber in
letztsr Stunde mehrten sich dis Eiusendungen dergestalt, daß
schließlich zu allgemeiner Ueberraschung ein erhsb'liches Mehr
gegen die Gesamtsumme des vorigen Jahres herausgekommen
 
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