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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 23.1888

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https://doi.org/10.11588/diglit.6193#0342

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671

Kunstlitteratur und Kunsthandel. — Nekrologe. — Ausgrabungen und Funde.

672

Aunstlitteratur und Aunsthandel.

8eli. Das Meyersche Künstlerlexiko» hat ausgelitten.
Es war das umfänglichste Künstlerverzcichnis, das je er-
schicncn oder wenigstens geplant wordeu ist. Jeder Künstler,
auch der, von dem uian 'nur dcn Äiamen wußte, fand Auf-
nahme, alle Kulturländer wurden beriicksichtigt, es gingen
sozusagen alle anderen Künstlerlexika in ihm auf. Freilich
gehörte zn einem solchen Werke eiu rüstiger Obcrleiter, und
der fehlte ihm; es erschien etwa nach dem Rezepte: aller zwei
Jahre cin Eßlöffel, und unparteiischs Beobachter berechneten
das voraussichtliche Stlter dcs Werkes auf mchr als hundert
Jahre. Bis jetzt sind drei Bäude und einige Hefte — von
L—öia, — erschienen. Bor zwei Jahreu erhielt das Werk
einen neuen Oberleiter in llr. von Tfchudi in Berlin, der
verständiger Weije das allzuweitschichtige Programm erheblich
einschrttnkte, und vermöge eines umfangreichen Stabes von
Mitarbeitern war inzwischen der Stoff zn etwa 12 Heften
sür den Druck vorbereitct. Da sollte der Tod des Verlegers
der ncubegonuenen Arbeit wieder ein Ziel setzen. Nachdem
der Begründer des Unternehmens, der als Sammler und
Kunstkenuer in hoher Achtung stehende Wilhelm Engel-
mann, schou vor fastleinem Jahrzehut das Zeitliche gesegnet
hatte, erlag sein Svhn und Ilachfolger vr. Rudolf Eugel-
mann vor etlichen Monaten einer Herzlähmnng. Die Erben
und jetzigen Besitzer der Firma W. Engelmann haben sich
alsdann entschlossen, von der Fortführüng des allzugroße
Geldvpfer erforderuden llnternehmens ülbstand zu nehmen.
Jm Jnteresso der Wisseuschaft ist dieser Eutschluß sehr zu
bedaueru, aber es steht kaum zu hoffen, daß sich ein
andcrer Berleger der Sache annimmt, wofern nicht aus
öffentlichen oder privaten Mitteln für don Fehlbetrag Rat
geschafft werden kann.

ö. 8. Fcstschrist zuin Bologneser Jubiläum. Aus Anlaß
der jüngst von der Bologneser Universität bcgangenen Jubi-
läumsfeier erschien bei F-ratelli Treves zu Mailaud eine
Festschrist in Folio, deren hervorragende künstlsrische Aus-
stattung einen Hinweis nicht minder gerechtfertigt erscheinen
läßt, als der von Enrico Panzacchi, Corradv Ricci uud
Eduardo Aümenez verfaßte Text, der unter Bezugnahme auf
die eiuschlägigen Arbeiteu deutscher. Forscher wie Fittiug,
Merckel u. s. w. in anziehender Form die EntstehuugS-
geschichte der berühmten Ilniversität, uamentlich die Enl-
ivickclung der alten Rechtsschule, und das Wirken ihrer be-
deutendsten Gelehrteu beleuchtet. „ker l'Vlll esntsnario
ckollo 8tuckio öolotz-llsss" lautet der Titel des stattlichen
Heftes, der im Stile gotischer Miniaturen gehalten uud Vvn
einer gleichfalls farbigcn Darstellung des unter einem Bal-
dachin'studirenden Rechtslehrers Jrnerius begleitet ist. Außer
den trefflichen Holzschnittporträts, die sich über die gesamte
Zeit der llniversität erstrecken — wir erwähnen nur die
Bildnisse des Accorso da Bagnolo, Zanotti, Aldovrandi,
Malpighi, der gelehrten F-rauen Laura Bassi, Gaetana Aguesi,
und Clotilda Tambroni, unter den Lebcuden den derzeitigen
Rektvr Giovanni Capellini, Aurelio Saffi, Augusto Biurri
und den gefeierten Lpriker und Litterarhistoriker Giosus
Carducci — sind von hcrvorragendem kulturhistorischen
Jnteresss zwei Abbildungen aus den Akten der deutschen
Nation, die bekanutlich im vorigen Jahre von Friedländer
uud Malagola veröffeutlicht wurden, die Reproduktionen von
Miuiaturen aus den sogen. „Jnsignia", jcnen im Bologneser
Staatsarchiv ausbewahrten Pergamenttafeln, auf denen die
wichtigsteu Ereignisse in Wissenschaft und Pvlitik verzeichnet
wurdeu, ferner ein Prächtiger großer Farbeudruck, der einc
anatomische Borlesung im 18. Jahrhundert veranschaulicht.
Unter den zahlreichen Holzschnitten, die kunstgeschichtlich wich-
tiges Material darbieten, uennen wir die Ansichten des llni-
versitätsgebaudes, den Hof und den schöuen Portikus des
Archigiiinasio, die Piazza Galileo mit den Grabdenkmälern
des Egidio Foscherari und Rolandino Passagerio, den Hof
des Museo Civico und die Reliefs der dvzirenden Professorcn
cbendaselbst, die unseres Wissens hier zum erstenmaie voll-
stttudig gesammelt sind, sowie das Grabmal des 1477 ver-
storbenen Rechtsgelshrten Alessandro Tartagni, däs, von dem
F-lorentiner Francesco di Simone herrühreud, sich deu besten
Denkmttlern der F-rührenaissance iu Sta. Croce und anderen
Florentiner Kirchen anreiht.

Nekrologe.

x.— Henri de Braekcleer, der berühmte Antwerpener
Maler, ist am 2l. Juli gestorben. Er war mit Jeau Stob-
baerts, dem bckannten Tiermaler, der letzte Meister der
älteren Antwerpener Schule. Jm Jahre 1830 geboren,
hatte Henri zuerst seinen Vater Ferdinand de Braekeleer,
den letzten liebenswürdigen Schilderer vlämischer Kirmesseu
und Wirtshausscenen, zum Lehrer und trat dann in ein
engeres Berhttltnis zu Hendrik Leys, dem Schwager seines
Vaters, der auf seiue Entwickelung von großem Eiufluß war
und ihn auf Rcmbrandt führte. Seine eifrigen Studien und
seine scharfe Beobachtuug der Natur gaben ihm bald eine
feste Richtung. Sein Bild ,,Der Schuster", das er 1862 iu
Gent ausstellte, erregte bereits d!e Aufmerksamkeit und An-
erkennung von Kuustfreunden und Kritikern in hohem Grade.
Jhm folgte 1863 zu Brüssel „Die Schneiderwerkstatt", die
bcreits den Meister in seiner ganzen liebenswürdigeu und
naturwahren Eigsnart zeigte. 1864 findeu wir B'raekeleer
auf der Antwerpcuer Ausstellung uüt eiuem „Blumengarten",
1866 mit dem „Jnnern einer Kirche" und 1860 uiit ciner
„Spinnerin" in Brüssel wieder. — Aus diese Gemttlde fvlgten
in den siebziger Jahren, teils in Brüssel, teils in Antwerpen,
„Der Borleser", „Die Unterrichtsstunde", „Das Fest der
Großmutter", „Die Rückkehr des Seemanns" und 1878 auf
der Pariser Ausstellung „Der Mann am Fenster". Jn
allen diesen Werkeu Braekeleers zeigt sich seine peinliche
Sauberkeit in der Ausführung, der F-leiß seines Piusels,
wie das eifrigste Studium der alten, grvßen Niederländer.
Er ist ihr eifriger Schüler, aber kein geistloser Nachbeter,
svndern ein feinsinniger Meister voll Gründlichkeit und Ori-
ginalität, wie sein Vater.

x.— Frank Holl ist kürzlich im Alter von 44 Jahren
Verstvrben. Die englische Kunst erleidet durch den Tod dieseS
geschätzten Porträtmalers einen schweren Verlust. — Von
Holls °bedeutendsten Porträts seien crwtthnt das des Lord
Spencer und das Gladstone's —, das diesem von seineu
F-reunde kürzlich zur goldenen Hochzeit geschenkt wurde.

8. N. I. Noed -st. Am 8.August starb in Kopenhagen ciuer
der ttltesten und angesehensten dttnischen Künstler, der Maler
Jörgen Roed. Er wurde am 13. Januar 1808 geboren,
trat 'als vierzehnjähriger Knabe in die Akademie zu Kopen-
hagen und finq gleichzeitig an ün Atelier seincs ausgezeichneten
Lehrers C. Ä. Eckersberg zu arbeitcu. Bon 1824 an be-
teiligte er sich regelmäßig an den Ausstellungen in seincr
Heiinat und erwarb sich bald ciuen geachteten Nameu als
Genre- und Portrtttmaler; spätcr führte er eine größere
Zahl von kirchlichen Gemälden aus. Von 1839—42 besuchte
er zuin erstenmal Jtalien, wo er besonders feine Studien
von Architektur und Landschaften malte; 1862—85 war er
Professor an der Kunstakademie zu Kopenhagen. Ein sehr
genialer Künstler war Roed keineswegs; seine Arbeiten zeich-
iien sich besonders durch ungemein tüchtige Formgcbung
aus, uud als Porträtmaler hat er oftmals Treffliches ge-
leistet.

Ausgrabungen und ^unde.

^ Über dic Auffindung eincs römischen Amphithcatcrs
in dcr Nähe von Wien berichten die dortigen Blätter Fol-
geudes: Mit Uugeduld erwartete mau diesmal den Augen-
blick, wo dis Feldfrucht nächst Dcutfch-Illtenburg eingeheimst
uud den gePlautenGrabungen nicht mehr hinderlich sein würde.
Es hatte sich dem Leiter der Ausgrabungen in Caruuntum,
Baurat Professor Alois Hauser, die Vermutung ausgedrängt.
daß man auf der Arena zwischen der Nordostecke des Lagers
und Deutsch-Altenburg auf ein rönnsches Amphitheater stoßen
werde. Diese Vermutung hat sich nunmehr, da der Spaten
an jener Stellc angesetzt wurde, vollkommen bestätigt. Die
bisherigen Grabungen,' welche mit großem Eifer sortgesetzt
werden, habeu ein überraschendes Resultat ergeben. Bian
stieß auf solide, gut erhaltene Mauern, welche sich alsbald
als die elliptische Außen- und Jnucnmauer der aniphithea-
tralischen Sitzreihen und weiter als die verbiudenden Ra-
dialmauern präsentirtcn. Ebenso kvnnte man die ejgentliche
Nrena bloßlegen, dercn Pflaster uoch im besten Zustands
ist. Gleichzeitig wurde die an der Arena vorbeigehende, aus
dem Lager koinmende rvnüsche Straße gefuuden. Es ist dies
 
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