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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Rosenberg, Adolf: Die Fresken der Casa Bartholdy in Berlin
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0124

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229

Kunstlitteratur und Kunsthandel.

230

krsorderliche Sicherheitsvorrichtungen war es möglich, die
Arbeiten ohne Gefährdung der Substanz des Gebäudes, sür
>velches die Königl. Preußische Regierung kontraktlich ver-
aniwortlich war, auszuführen. — Bardini ging nüt äußer-
ster Vorsicht zu Werke, indem er zunächst Vorbereitungen
^af, jm August 1886 zwei Bilder Probeweise adzunehmen.
^r wählte dazu die Gemälde, deren Entfernung verhältnis-
"räßjg am leichtesten zu bewerkstelligen war: die „Traum-
^rutung" von Cornelius und das Lünettenbild der „Sieben
sttten Jahre" von Ph. Veit. Er zeigte durch den Ersolg,
^aß er der Schwierigkeiten vollkommen Herr war. Nach ein-
Aehender Untersuchung der beiden abgenommenen Gemälde
hatten dieselben weder in der Struktur noch in der Farbe
t^gend welche nachweisbare Beränderungen erfahren. Seine
^eistung konnte nur dazu crmutigen, das Unternehmen
Zkgen alle Einwendungen vollständig zu Ende zu sühren."

Eine weitere Erläuterung hat das Verfahren
^ardini's dnrch einen Bericht des technischen Attachös
^er deutschen Botschaft in Rom, des Landbauinspektors
Küster, im Centralblatt der Bauverwaltung erhalten,
stein wir solgendes entnehmen:

„Zur Aufnahme des Fresko stellte sich Bardini eine
^ntsprechend große Holztafel her, durch welche er, immer in
Abständen von etwa 5 em., Holzpflöcke gleich Zähnen durch-
steckte. Die Pslöcke besaßen ungesähr 12 oin. Länge und
waren nach unten zugespitzt. Nachdem über die Bildfläche
E'ne Lage mäßig starken Holzpapiers gebreitet worden, stellte
jene Tafel vor die Wand, steifte sie durch Streben gcgen
den Boden so ab, daß sie fest aufrecht stand und schlug nun
^orsichtig sämtliche Zähne so weit gegen die Mauer vor,
b>s diese den Putz berührten. Auf solche Weise versuchte er
den Nnebenheiten der Putzfläche Rechnung tragend, sür die
späler umzulegende Wand eine sichere Auflage zu gewinnen.
Hiernach wurde damit vorgegangen, von rückwärls her die
Mauer von dem das Bild tragenden Putze loszulösen und
nbzutragen, eine Arbeit, die sehr schwierig war. Denn es
kain darauf an, den mit Sprüngen nach den verschiedensten
Richtungen hin durchsetzten Putz an keiner Stelle außer Zu-
sammenhang zu bringen. War die Mauer bis auf ihre ge-
^ingste zulässige Stärke verschwächt, so ging er daran, sie
llegen das Zimmer hin umzulegen Befand sich die Wand
wagerecht, so wurde der letzte Rest dcs an dem Putz noch
hastenden Mauerwerks entsernt und ersterer — immer von
rückwärts her — mit eincm eigentümlichen Mörtel begossen
s'er nicht allein die Aufgabe hatte, dem Putz eine größere
^tärke zu geben, sondern auch durch die Risse und Sprünge
bwdurch zu dringen, diese zu schließen und dabei die beiden
"ben näher bezeichnetcn Putzlagen mitsinander dicht zu ver-
binden. Jn diesem Vorgehen liegt offenbar die Haupteigen-
tümlichkeit des Verfahrens. . .. Es kam ein Käseleim zur Vcr-
wendung, dessen Zubereitungsart schon dem Cennino Cen-
dini bekannt gewesen. Man gebraucht dazu der Hauptsache
"ach njcht zu fetten Käse, der klein gestampft, gerührt und
wir etwas Kalkmilch vermischt wird. War so der Zusammen-
hang des Putzes in sich gesichert, so wurde auf lstzteren noch
E>n an einem Holzgestell befestigtes, feinmaschiges Geflecht
(tüe Maschen betragen etwa 1 em.) von galvanisirtem
tEisendraht gelegt und durch eine Lage Gips mit ihm so
Nerbunden, daß man nun ein gewissermaßen umrahmtes
^ild erhielt, das ohne Schwierigkeiten ausgehoben nnd sort-
T^schafft werden konnte."

Dank dieser sinnreichen Methode ist es gelungen,
die sieben nach diesem Verfahren abgenommenen Fres-
ken ohne die geringste Beschädigung nach Berlin zu
schasfen. Auf eine neue kritische Würdigung der
Gemälde wollen wir uns hier nicht einlassen, weik
wir der Meinung sind, daß sich dieselben der Kritik
des Tages entziehen und daß sie bereits in der Ge-
schichte der neueren deutschen Kunst ihren festen Platz
erhalten haben. Nur so viel sei hier noch bemerkt,
daß die beiden Fresken von Cornelius auch in der
neuen Umgebung, in dem neuen Lichte — und
hier vielleicht noch mehr als an ihrem ursprünglichen
Orte — ihr Übergewicht über die Leistungen der drei
anderen Meister siegreich behaupten.

Adolf Roscnberg.

Auustlitteratur und Auusthandel.

Max Lehrs, Katalog der im Germanischen Mu-
seum besindlichen deutschen Kupferstiche
des 15. Jahrhunderts. Nürnberg, 1887. 8. Mit
8 Lichtdrucktafeln.

Das Germanische Museum zu Nürnberg besitzt
eine ganz interessante Sammlung von deutschen Kupfer-
stichen des 15. Jahrhunderts. Wenn sie auch nicht
so reich ist wie die der großen Kupferstichkabinete, so
sind doch manche merkwürdige Blätter darunter. Es
war darum eine dankenswerte Entschließung des Herrn
Direktors A. Essenwein, diese Sammlung der ord-
nenden Hand des Herrn vr. Max Lehrs anzuver-
trauen, der als der beste Kenner dieser Art von
Kunstblättern zn gelten hat. Die Frucht seiner Be-
arbeitung liegt nun in obengenanntem Kataloge vor.
Es braucht wohl nicht eigens betont zu werden, wie
eingehend und scharf sichtend, mit wie gründlichem
Verständnisse das Schriftchen gearbeitet ist. Für jeden,
der die Werke von Lehrs kennt, versteht sich das von
selbst. Referent ist weit mehr in der Lage, den Ansichten
des Verfassers zuzustimmen als ihnen entgegenzutreten.
Daß es allerdings derartige Differenzpunkte giebt, ist
nur zu natürkich: man kennt in der neueren Kuust-
geschichte nur wenig Partien, die an Dunkelheit und
Schwierigkeit der Entzifferung sich mit der frühesten
Kupfeistichzeit messen könnten. Man ist manchmal
versucht, eher von Jnkurabeln als von Jnkunabeln zu
sprechen. Daß es hier immerhin bedeutend heller ge-
worden ist, verdanken wir vorzngsweise den mühsamen
und entsagungsreichen Forschungen von Lehrs. (Auch
ich habe das Meinige dazu beizutragen gesucht, be-
sonders iu der Studie „Zur Geschichte des ältesteu
Kupserstiches", Repertorium f. K. X, 1887, S. 126 ff.
und in dcr Veröffentlichung „Die Jnkunabeln des
Kupferstiches im königl. Kabinet zu München, Mün-
chen 1887").
 
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