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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Die Pariser Austellungsbauten
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0212

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405

Korrespondenz.

406

der große Rundbau für das Panorama der 6om-
pagnis transatlaniigus crhebt, besinden sich einerseits
an der Seine die Hallen für die Ausstellung der
See- und Flußfischerei und oberhalb derselben die
großen Galerien für die einzelnen Gruppen der Land-
wirtschaft und für die Nahrungsmittel. Die große
Esplanade der Jnvaliden, welche mit dem Marsfeld
durch eine über den Quai d'Orsay sich hinziehende
Eisenbahn für die Ausstellungsbesucher verbunden ist,
umfaßt die Ausstellungen der Kolonien, des Kriegs-
ministeriums, der Unterrichtsverwaltung, des Post-
und Telegraphenwesens. Auf der einen Seite der
Esplanade breitet sich eine ganze orientalische Stadt
aus mit Minareten, Kuppeln und Terrassendächern,
gebildet durch die Pavillons von Algier, Tunis, Ma-
dagaskar, Anam, Tonking, Neu-Kaledonien, Kochin-
china, Guyana u. s. w. Gegenüber befindet sich der
großartige Bau des Kriegsministeriums, umgeben von
den Ausstellungsgruppen für das Rettungswesen, die
Verwundetenpflege, die Volkswirtschaft, das Post- und
Telegraphenwesen. Auch auf dem Marsfelde ist ein
großes Panorama errichtet worden, welches ein
kolossales Rundgemälde von Paris aufnehmen wird.

Die Gesamtkosten der Ausstellung sind in dem
hierfür erlassenen Gesetze vom 6. Juli 1886 auf
43 Millionen Francs veranschlagt worden, wozu der
Staat 17 Millioncn und die Stadt Paris 8 Millionen
beigetragen haben, während der Rest von 18 Millionen
durch Zeichnungen eines Garantiefonds aufgebracht
werden sollte. Thatsächlich haben aber die Subskrip-
tionen für den Garantiefonds mehr als 22 Millionen
ergeben. Andererseits haben dic auf 32664518 Frs.
veranschlagten Kosten sür die bisherigen Bauten und
Anlagen thatsächlich »ur 29432160 Frs. betragcn, so
daß bereits cine Ersparung von mehr als 3,2 Mill. Frs.
erzielt worden ist und der von der Ausstellungskom-
mission des Pariser Gemeinderates erstattete Bericht
mit der zuversichtlichen Hofsnung auf einen günstigen
finanziellen Erfolg der Ausstellung, durch den das
Defizit von 1878 wettgemacht werden wird, schließt.

Aorrespondenz.

Dresden im März 1889.

8. ll. Verhältnismäßig nur selten findet sich
in unserer von den Anforderungen des praktischen
Lebens überreichlich in Anspruch genommenen Zeit die
Gelegenheit, den Künstlern, deren Wirken wir die besten
Stunden der Erholung und Erynickung in diesem
unseren aufreibenden Thun und Treiben verdanken, in
umsassender Weise einen Beweis unserer Erkenntlich-
keit und unseres Vertrauens zu geben und dadurch zu
bezeugen, daß wir ihre Thätigkeit als ein unentbehr-
liches und vollwertiges Moment im Kreise unserer

Bestrebungen anerkennen. Nm so beklagenswerter ist
es, wenn solche nicht häufig wiederkehrende Gelegen-
heiten versäumt und die Künstler in Fällen, wo ihnen
unstreitig die Führerschaft gebührt, aus Rücksichten
irgend welcher Art in den Hintergrund gedrängt
werden.

Leider sind wir heute genötigt, aus Dresden von
einer solchen Unterlassung berichten zu müssen. Die
Leser dieses Blattes werden sich erinnern, daß wir
vor einiger Zeit melden konnten, daß das sür den
Juni dieses Jahres anberaumte Wettiner-Jubi-
läum auch durch künstlerische Darbietung ausgezeichnet
werden sollte. An einem der Festtage sollte das Vvn
Schilling entworfene Reiterdenkmal König Johanns
auf dem Platze vor dem Altstädter Hoftheater und vor
der Königl. Gemäldegalerie enthüllt werden; für den
zweiten war die Vorführung eines historischen Fest-
zuges in Aussicht genommen, welcher die Geschichte
Sachsens unter der achthundertjährigen Regierung der
Wettiner in einzelnen hervorragenden Momenten ver-
anschaulicht haben würde. Durch den am 19. Febr.
gelungenen Guß des Hauptstückes des Denkmals, d. h.
des Rumpfes des Pferdes und des Mittelstückes dcr
Reiterfigur, in der hiesigen Erzgießerei von Albert
Bierling ist die Möglichkeit, den ersten Teil des an-
gedeuteten Programmes rechtzeitig zur Ausführuug
zu bringen, gesichert worden. Dagegen ist in den ersten
Tagen des März urplötzlich, ohne daß das Publi-
kum eine Ahnung davon hatte, die Abhaltung des
historischen Festzuges aufgegeben worden, und gleich-
zeitig hat der für denselben eingesetzte Ausschuß, in
dem die ersten Dresdener Künstler vertreten waren,
seiu Mandat für erledigt erklärt. Diese Nachricht
mußte um so verblüffender wirken, je höher die Er-
wartungen durch die von dem Preßausschuß in Menge
in die Offentlichkeit gebrachten Mitteilungen gespannt
warcn. Es hieß, Dresden wolle einmal zeigen, daß
es über genügende künstlerische Kräfte verfüge, um
auch auf diesem Gebiete den Wettkampf mit anderen
deutschen Städten aufzunehmen. Jedenfalls werde der
Dresdener Festzug dem vorjährigen Münchener gleich-
kommen, wenn nicht ihn sogar übertreffen. Bald darauf
brachten die iu Dresden erscheinenden Zeitungen das
vollständige Programm des Festzuges, welches srei-
lich, wie nachträglich bemerkt wnrde, nur durch eine
„Jndiskretion" bekannt geworden ist. Aber man ging
noch weiter: sogar die Entwürfe einzelner Künstler
gelangten öffentlich zur Ausstellung. Und nun regte
sich schon die Eifersucht, und die Privatinteressen fingen
an mit dem Anspruch auf Berücksichtigung hervorzu-
treten. Die Bürger der bei allen derartigen Gelegen-
heiten allerdings häufig im Hintertreffen stehenden
Neustadt wandten sich mit der Bitte an den Fest-
 
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