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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Hellmers Denkmal zur Erinnerung an die Türkenbefreiung Wiens (1683)
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0298

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Nr. 37.

2H. Iahrgang.
4888/89.

Aunstchromk

*

20. Iuni.

Mochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

b)erausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j?abst

wien Aöln

Cheresianumgaffe 25. Raiser wilhelmsring 24-.

Lxpcdition:

Leipzig: L. A. Seemann, Gartenstr. zs. Berlin: W. H. Aühl, Iägerstr. 75.

Die Runstchronik erscheint von Oktober bis Gnde Iuni wöchentlich, im guli, August und September nur aller 14- Tage und kostet in verbindung
mit dem Aunstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — gnserate, L 30 für die dreispaltige j)etitzeile
nehmen außer der verlagshandlung die 2lnnoncenexpeditionen von Haasenstein ch vogler, Rud. Mosse u. s. w. an.

Ausstellung im Aunstgewerbemuseum zu Berlin: Rocholls Lpisode aus der Schlacht von Vionville: Liebermanns „Netzeflickerinnen":
2lusstellung in Düffeldorf. — gung St. sseterskirche in ^traßburg: Herzog - Thristof-Denkmal in Stuttgart; Neubau des Landesbades in
Baden-Baden. — gubiläumsgeschenk der Deutschen Londons. — Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels. — Zeitschriften. — Auktion
Aschille-j)agenstecher-Fechenbach rc. in Aöln, 27.—29. Mai (Schluß). — Inserate.

hellmers Denkmal zur Lrinnerung an die Türken-
befreiung Wiens ss683).

Bekanntlich wurde im Jahre 1883 bei Gelegen-
heit der 200 jährigen Feier des ruhmvollen Türken-
entsatzes von Wien der Beschluß gefaßt, zur Erinnerung
an das denkwürdige, weltgeschichtliche Ereignis in der
Turmhalle der Stefanskirche ein Monument zu setzen,
in welchem die Helden nnd Dnlder jener Tage in
plastischen Bildern verewigt werden sollten.

Aus der Preisbewerbung ging Prof. Edmnnd
Hellmer als Sieger hervor, und nach nuumehr fünf-
jähriger Arbeit ist das vollendete Modell des Werkes
in dem Atelier des Künstlers (dem ehemaligen Ama-
teurpavillon der Weltausstellung im Prater) zur all-
gemeinen Besichtigung ausgestellt. Hellmer hat die
große Aufgabe, welche für den Architekten fast ebenso
bedeutende Schwierigkeiten bot, wie solche der Bildner
zu überwinden hatte, glänzend gelöst. Der Grund-
gedanke, der Sieg des Christenheeres über die Scharen
der Osmanen, der damals vor den Mauern Wiens
ausgefochten wnrde, bildet den Mittelpunkt dcr Kom-
position, während in einer Anzahl fein durchgebildeter
Einzelgestalten deren Beteiligung an der großen That
gekennzeichnet erscheint. Die Gesamtanordnung be-
wegt sich in der Form eines großen Altarbaues mit
Anklängen an die Wandgräber der italienischen Hoch-
und Spätrenaissance. Die Hauptgrnppe in der Mittel-
nische bringt den Einzug des Grafen Rüdiger von
Starhemberg nach dem Siege lebensvoll zur An-
schauung. Das Reiterbild des Helden ist einerseits
von dem Fahnenträger der Bürgerinnnngen, anderer-

seits von einem Wiener Studenten mit dem Schwerte
in der Rechten (hinter ihm Paul Sorbait) und zahl-
reichem Gefolge begleitet. Über dieser Gruppe schwebt
ein weiblicher Genius mit Lorbeerkranz und Palmen-
zweig; zur Kennzeichnnng der gebrochenen Türken-
macht gewahren wir unter dem Pferde einen gefallenen
Osmanen und Kriegsembleme des Feindes. Jn ge-
lungener Anordnung sind auf dem Unterbau die
Wappen Starhembergs nnd der Stadt Wien ange-
bracht. Das Gebälk, welches von gekuppelten korinthi-
schen Säulenpaaren getragen wird, enthält in goldenen
Lettern die Anfschrift „6!oeia, Viotoribus". Jn dem
giebelförmigen Aufbau ist, von zierlichen Pntten ge-
tragen, das Wappen des Kaiserhauses mit den Kron-
insignien angebracht, während den bildnerischen Ab-
schluß nach oben die Madonna mit dem Kinde und
die knieenden Gestalten Kaiser Leopolds I. und Papst
Jnnocenz' XI bilden. Über den Säulen zu beiden
Seiten der Hauptgruppe erheben sich die Standbilder
der Heerfiihrer des Entscheidungskampfes: Karl V.,
Herzog von Lothringen, Johann Georg, Kurfiirst von
Sachsen, Sobieski, König von Polen und Max
Emanuel, Kurfürst von Bayern. Den seitlichen Ab-
schluß des Denkmals bilden die auf den breit durch-
laufenden Sockel gestellten Bilder des Biirgermeisters
Liebenberg und des Bischofs Kolonitsch, letzterer mit
seiner „Beute", den Kindern. Die von Genien ge-
tragene Jnschrifttafel des Sockels enthält die Namen
der am Befreiungskampfe beteiligt gewesenen Regi-
mcnter und dcren Führer.

Es wäre lebhaft zu wiinschen, daß das bedeutende,
für Wien geschichtlich und kiinstlerisch gleich rnhmvolle
 
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