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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Graul, Richard: Pariser Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0306

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Nr. 38.

2H. Iahrgang.

l 888,89

Aunstchronik

27. Iuni.

Mochenschrift für Aunst und Aunstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Aunstgewerbevereine.

^erausgeber:

Larl v. Lützow und Arthur j)abst

wien WIn

Cherkstanumgaffe 25. Raiser-Wilhelmsring 24.

Lxpedition:

Leixzig: <§. A. Leemann, Gartenstr. >.5. Berlin: w. Ls. ALHl, Iägerstr. 73.


Jn den Sommcrmonateu Jnltz Angust und Septcmber erscheint die Kunstchronik nur aller vierzehn Tage.

gnhalt: Pariser Ausstellungen. — wolf Traut und der Artelshofer Altar. (Schluß.) — Franz Lwerbeck f. — Arnold Böcklin. — Alfred Lscher-
Denkmal in Zürich. — Geschenk des Freiherrn A. v. Gppenheim an das Runstgewerbemuseum in Aöln. — Zeitschriften. — vom Aunst-
markt: Auktion Ban s?appelendam in Amsterdam; j?ariser Aunstauktion. — gnserate.

pariser Ausstellungen.

Paris, 12. Juni 1889.

Überreich ist die Menge der Werke der Kunst,
die Paris heuer der Welt zur Schau darbietet, und es
wird dem ausstellungspilgernden Kunstfreunde schwer,
aus der erdrückenden Fülle mannigsaltigster Erschei-
nungen das seinen besonderen Jnteressen Naheliegende
herauszufinden, zu gruppiren und es seiner Erinne-
rung zu dauerndem Gewinue einzuprägen. Alte und
neue Kunst haben sich vereiut, um wieder einmal in
bedeutungsvoller Weise darzuthun, welche gewaltige
Stellung Frankreich im Reiche der Knnst einnimmt;
ja, überblickt man alles in allem, was die Frauzosen
im Laufe unseres Jahrhunderts geleistet haben und
gegenwärtig immer Neues erstrebend noch leisten in
den bildenden und gewerblichen Künsten, so will es
scheinen, daß ihnen die führende Rolle in der Kunst
in unserer Zeit von keinem der heutigen Kunstvölker
strittig gemacht werden kann.

Wir Deutsche haben sicher ein Recht, stolz zu
sein auf eine Reihe tüchtiger Meister und auf die
größere Selbständigkeit unserer kunstgewerblichen Be-
strebungen. Gewiß, die Anteilnahme unserer besten
Künstler an der Weltausstellung würde, wie im Jahre
1878, ohne Zweifel allgemeinem Beifalle begegnet sein.
Schade, daß auch die Künstlerwelt sichhat abhalten lassen,
in würdiger Weise sich an dem Wettstreite der Künste
aus dem Biarsfeld zu beteiligen. Sich zu beteiligen,
wie die hervorragenden englischen Künstler es gethan
habeu, oder aber sich ganz und gar jeder Anteilnahme
an der Weltausstellung zu enthallen. Denn eine Be-

teiligung Vereinzelter, wie sie im letzten Augenblick,
dank den Bemühungen Liebermanns, Uhde's und
einiger anderer, dennoch zu stande gekommen ist, will
wenig sagen, giebt ein fast lächerlich winziges und
im Grunde verkehrtes Bild von dem, was wir in der
Malerei unserer Tage bedeuten. Nichts wäre da
einmal gewiß mehr gewesen, als die eilig zusammen-
gewürfelte Menge, in der wir Menzel nicht von seiner
guten Seite erblicken und — wie wir das noch näher
ausführen müssen — wo wir ineist nur Leute ge-
wahren, deren künstlerische Richtung und Bildnng
mehr oder weniger abhängig erscheint vou der Kunst
der Franzosen. Aber verfolgen wir heute nicht weiter
so mißmutige Bemerkungen, werfen wir vielmehr einen
ersten orientirenden Blick auf die Gesamtheit dessen,
was gegenwärtig Paris seinen Besuchern bietet; wir
werden ohnehin in der Zeitschrift Gelegenheit nehmen,
auf einzclne Ausstelluugsgriippen des nähercn ein-
zugehen.

Der Salon im Jahre des Revolutionsjubiläums
erscheint im allgemeineu weuig hervorragend, wenn
er auch hinsichtlich der Menge des in Bildern, Skulp-
turen und graphischen Werken Aufgehäuften keines-
wegs hinter seinem letzten Vorgänger zurückgeblieben
ist. Der Salon vou 1889 giebt aber willkommene
Gelegenheit, die Eutwickelung der in der Malerei ton-
angebenden naturalistischen Richtungen schärfer im
Hinblick auf ihre Absichten zu präcisiren. Ja, was die
Dagnan-Bouveret, Carriäre, Fantin-Latour,
Lhermitte — um nur einige der Ersten zu nennen
— im Salon ausgestellt haben, verdient in mehr-
fachem Sinue aufmerksam betrachtet zu werdeu. Jm
 
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