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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Graul, Richard: Pariser Ausstellungen
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Hager, Georg: Wolf Traut und der Artelshofer Altar
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0308

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597

Wolf Traut und der Artelshofer Altar.

598

Nur bei den Holländern, in geringem Maße
auch bei den Spaniern und Jtalienern gewahren
wir selbständige Regungen: alles andcre erscheint mehr
und wenigcr und mehr oder minder gut in der Ge-
folgschaft Frankreichs. Daß die D eutschen hier auch
mehr zu den letzteren gehören, sagte ich schon, und
Pon dcn hier vertretenen Österreichern gilt es
ebenfalls. Nichts crweckt eine bessere Vorstellung
von der Bedentung der modernen französischen Kunst,
als dicsc sichtliche Abhängigkeit der Fremden von
ihnen im Geschmack und in der Tendenz ihrer
Malerei.

Mit diesen Ausstellungen ist dcr Anteil der Kunst
noch nicht erschöpft. Nbcrall stoßcn wir auf Wcrkc
der Kunst in den gewerblichen Gruppen, in verschie-
dcnen Pavillons und Panoramen im weitercn Um-
kreise des riesigen Ansstellungsfeldes. Die französischen
Aquarellisten haben sich einen eigenen, überaus
zierlichen Rokokopavillon errichtet, und die Pastelli-
sten thatcn desgleichen. Und dann auch außerhalb
der Ausstellung fehlt es nicht an Gelegenheit, noch
mehr Kunst zu sehen. Jch möchte nur noch hinweisen
auf die Ausstellung von Werken Barye's in der
Ueole äss lieaux-aicks und endlich auf die Uxposition
äe lu rsvolution lranyuiso in der 8aIIs äss Ötats
des Louvre. Bei dieser letzteren ist allerdings der
Anteil der Kunst ein mäßiger: hier überwiegt das
historische Jnteresse. Doch werden wir mehrmals
Gelegenheit haben, einen Blick der Vergleichung auch
auf Werkc in dieser Revolutionsausstellung zu richtcn.

Nichard Graul.

N)olf Traut und der Artelshofer Altar.

Von Georg lsager.

(Schluß.)

Ein minder günstiges Geschick waltetc über den
Wappen. Die Felder derselben waren seiner Zeit aus-
gekratzt und an ihre Stelle die obengenannter Wappen
gesetzt worden. Man sah sich daher, da der Stister
des Altares anderweitig nicht bekannt war, vor die
Wahl gestellt, entweder die Felder leer zu lassen oder
die Wappen des 17. Jahrhunderts wieder aufzumalen.
Es wurde letzteres vorgezogen. Mit Recht; denn es
bleibt so ein für die Geschichte des Altares merkwür-
diger Vorgang dem Gedächtnis erhalten.

Die Herrschast Artelshofen war in der zweiten
Hälfte des 15. Jahrhunderts im Besitze der von
Egloffstcin. 1508 vcrkauft Hanns von Egloffstein

1) Vgl. 22. und 23. Jahresbericht des histor. Vereins
in Mittelfranken, 1853 und 1854.

den Herrensitz seinem Vetter Jobst von Egloffstein.
Von diesem Geschlecht scheiut der Ort bald darauf
an Jörg Holzschuher gekommen zu sein.') 1534 ver-
kauft Frau Margareth, dcs Jörg Holzschuher Hans-
frau, aus ihrem Erb, dem Herrensitz zu Artelshofen,
mit der Tucherschen Eigenherrschaft Bewilligung Herrn
Hans Ebner 5 Gulden Gattcrgeld.

Am St. Stephanstag1572 erwarb eudlich Lazarus
Harsdörfer von Frau Barbara Ebner, Witwe des
Georg Ebner, das Schloß und 1576 für sich und seine
Nachkommen den Patronat der Kirche in Artelshofen,
dic in jenem Jahre zur Pfarre^) erhoben wurde.
Dcsscn Enkel Wolf IV. Harsdörfer (geb. 25. Mai
1590, gest. 16. Febr. 1652) führtc am 25. Mai 1625
die llrsula Viatis, des Bartholomäus Viatis von
Schoppershof und der Anna Viatis, geb. Hitzler Tochter
als Hausfrau heim (gest. im Dez. 1655). Die Wappen
dieser beiden sind es, die sich auf dem Altare findcu
und in ihre Zeit muß demnach die Übermalung des-
selben gesetzt werden.

Was war aber die Veranlassung dieser Über-
malung? Sicherlich nicht etwa der restaurationsbe-
dürftige Zustand des Bildes, denn nach der neuerlichen
Entfernung der damals aufgetragenen Farbenschicht
zeigte sich ja die alte Malerei sehr gut erhalten. Wer
sind ferner die Stifter des Altares?

Jch glaube Anhaltspunkte zu haben, um diese
beiden Fragen im Folgenden beantworten zu können.

Johann Neudörfer, der bekannte Schreib- nnd
Rechenmeister, der 1547 seine Nachrichten von Künst-
lern und Werkleuten in Nürnberg schrieb, erzähltch,
daß Wolf Traut 1502 dic Altartafel in der Kapcllc
bei St. Lorenzen malte, „so Cunz Horn erbauet".
Da aber nach andercn Quellen ch diese Kapelle

1) I. Chr. Gatterer,8ist. xsnsal äow. llvlWellnksrorum.
1755, S. 70.

2) Gg. E. Waldau, Nürnberg. Zion 1787, S. 114.

3) I. G. Biedermann, Geschlechtsregister des hochadelige»
Patriciats zu Nürnberg 1748, Taf. 150.

4) Quellenschristen sür Kunstgcschichtc X, S. 136.

5) 1511 als Erbauungsjahr sindet sich in velieias toxo-
^ Kraxbieas XoribsrAsnsss 1733, S. 9; A. Würsel, Aussühr-
j liche Beschreibung aller und jeder Kirchen rc. iu Nürnberg

1766, S. 390; Chr. G. Murr, Journal zur Kunstgeschichte,
V, 1777, S. 175; I. F. Roth, Verzeichnis aller Genannten
des größeren Rats 1802, S. 55. Dagegen setzt Chr. G.
Murr in „Beschreibung der vornehmstcn Merkwürdigkeiten
in Nürnberg" 1778, S. 132—133 und Journal zur Kunst-
geschichte XV, 1787, S. 42 den Bau ins Jahr 1513; I. F.
Roth, Geschichte des Nüruberger Handels 1. 1800, S. 127
sagt: Horn erbaute die Kapelle 1502, nach anderen 1511.
Maßgebend dürfte sein, daß die Annalen des Nürnberger
Ratschreibers Müllner (Manuskript im köuigl. Kreisarchiv
 
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