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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Lier, Hermann Arthur: Die Wettiner-Jubelfeier zu Dresden im Lichte der Kunst
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0314

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Nr. Zc,.

Iahrgang. ^ ^ ^

^ Aunstchronlk

U)ochenschrift für Runst und Runstgewerbe.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Runstgewerbevereine.

k)erausgebcr:

Larl v. Lntzow und Arthur j?abst

wien Aöln

Clieresianumgaffe 25. Naiser-Wilhelmsring 2g.

Lxpedition:

Leixzig: L. A. Seemann, Gartcnstr. gs. Berlin: w. ls. Lüstl, Iägerstr. 73.

Die Kunstchronik erscheint von Vktober bis Lnde guni wöchentlich, im Iuli, August und September nur aller ^ Tage und kostet in verbindung
mit dem Aunstgewerbeblatt halbjährlich 6 Mark, ohne dasselbe ganzjährlich 8 Mark. — Inserate, L 30 für die dreispaltige Letitzeile
nehmen außer der verlagshandlung die Annoncenexpeditionen von ^aasenstein 6c vogler, Rud. Ulosse u. s. w. an.

Das Julihcft dcr Zeitschrift für bildende Knnst und Kunstchronik Nr. 40 crschcinc» am 25. Juli.

gnhalt: Die wettiner-gubelfeier zu Dresden im tichte der Aunst. — Anleitung zur Benutzung der Bibliothek des Berliner Aunstgewerbemuseums:

Münchener Ausstellungswerk: Festschrift zur Leier der Lrneuerung der Aatharinenkirche zu Gppenheim. — w. R. Beverley; ^ohn
V'Tonner; L. A. lkude; A. Boetticher. — Aonkurrenzentwürfe zum Garibaldidenkmal; Reklanrebild für die tebensversicherungsgesellschaft
Utrecht. — Staatspreis der Berliner Aunstakademie; ^)reise im „Salon". — Stipendien des Archäologischen gnstituts. —- Aunstverein zu
Bremen. — Ausstellung der Entwürfe des Aaiser-Wilhelnt-Denkmals zu Berlin; Aus Halle. — Denkmal für Fr. Th. vischer; Aaiser-
Wilhelm-Denkmal für Görlit;; Lossa-Denkmal in Rom. — Der Großherzog von Baden über das Aaiser-Wilhelm-Denkmal für Aarlsruhe;
j)orträt der Aaiserin Augusta viktoria von Angeli; Zur Geschichre der altchristlichen Mosaikdekoration; Die Gesellschaft Lelix Meritis;
Der Oom zu Trier; Aus Rom. — versteigerung d'Vultremont in j)aris; Auktion jDappelendam; j)ariser Bilderxreise; versteigerung
SecrLtan. — Zeitschriften. — ^nserate.

Die Wettiner-Iubelfeier zu Dresden ini Nchte
der Nunst.

Die Wettiner-Jubelfeier ist in Dresden in den
Tagen vom 16. zum 19. Fnni begangen worden und
über Erwarten glänzend verlaufen, so glänzend, daß
man sagen muß: Dresden hat in diesem Jahrhundert
noch kein solches Fest gefeiert und wird voraussicht-
lich auch kein solches Fest mehr feiern. Allerdings
war die Wettiner-Jubelfeier kein spezifisch Dresdener
Fest, wie etwa die vorjährige Centenarfeier des Ge-
burtstages König Ludwigs I. in München zunächst
ein Mnnchener Fest war. Dresden gab vielmehr nur
als Landeshauptstadt den naturgemäßen Schauplatz ab,
auf dem sich die Hauptaktionen der Huldigung für
das Königshaus vollzogen.

Jn richtiger Würdigung dieses Verhältnisses
hatte die Stadtverwaltung die hervorragendsten Plätze
und Straßen der Stadt nach einem einheitlichen Plane
in zum Teil prachtvoller Weise dekoriren lassen und
damit den Beweis geliefert, daß sie sür derartige Fälle
über eine stattliche Anzahl tüchtiger künstlerischer
Kräfte verfügt. Die zu diesem Zweck errichteten
Bauten bestanden aus farbigen Säulen, Obelisken
und Fahnenmasten, welche zum Teil mit bildnerischem
Schmuck ausgestattet waren. Am gelungensten er-
schien die Ausschmückung des Schloßplatzes durch
Schilling und Gräbner. Neben dem Haupteingang
zur katholischen Kirche erhoben sich zwei mächtige, als
Monolithe von grünem Marmor bchandelte Obelisken,

ausgestattet mit vergoldeten kriegerischen Trophäen
nnd mit großen Lorbeerzwcigen im Barockgeschmack.
An ihrem Sockel waren zwei von Schilling flott
modellirte und in der Gewandung vortrefflich ge-
ratene, leider aber iu Bezug auf die Richtigkeit der
Größenverhältnisse zu flüchtig behandelte allegorische
Figuren angebracht, das Alter und die Jugend dar-
stellend, mit den Jahreszahlen 1089 und 1889. Einen
höchst vorteilhaften Eindruck hinterließ auch der große,
von einem mächtigen goldenen Stern bekrönte granit-
artige Obelisk auf dem Kaiser-Wilhelm-Platz, ent-
worfen nnd ausgeführt von den Architekten Sommer-
schuh und Grumpcl. Wer es noch nicht gewnßt
hätte, daß dieser Platz sich wie kein zweiter Dresdens
zur Aufstellung eines großen Denkmals oder einer
umfassenden Brunnenanlage eignet, dem mußte die er-
wähnte Festdekoration die Richtigkeit dieser Thatsache
mit zwingender Deutlichkeit klar legen.

Zu dem Festschmnck der Stadt durfte man auch
die zahlreichen auf Anordnung des Rates errichteten
Tribünen für die Zuschauer des Huldigungszuges
rechnen. Sie waren von ihren Erbauern nicht nur
mit Rücksicht auf das möglichst bequeme Sehen und
Sitzen ausgeführt, sondern mit Recht so angelegt wor-
den, daß sie sich auch künstlerisch höchst befriedigend
in den Rahmen der Festdekoration einfügten.

Jn dieser Hinsicht verdienten namentlich die von
dem Baumeister Bruno Adam, einem der Hauptarchi-
tekten an der unlängst vollendeten König-Johannstraße,
entworfenen beiden Tribünen auf dem Altmarkt gegen-
 
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