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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 24.1889

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Die Sammlung Toman in Prag
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Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.6239#0345

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Bücherschau. — Neue Kunstblätter und Bilderwerke. — Todesfälle.

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des Geheimrats Zschille in Dresdcn clls Netscher.
Es erinnert allerdings in seinen feinen Tönen und
der außerordentlichen Zartheit der Ausführung an
diesen Meister. Bon der Hand des Jan Weenix sind
nur noch drei ähnliche Familienbilder nachweisbar.

Wir erwähnen vornbergehend Gemälde von
Dirk van Bergen, Berchem, Brakenburg, Brekelenkam,
Jan van der Meer von Haarlem d. ä., Claes Mo-
lenaer, Salom. Rnysdael, Hendrik Schook, D. Valken-
burg, Vertanghen u. a., dann eiu lebensgroßes meister-
haftes Bildnis eines jüngeren Mannes in schwarzer
Kleidung von unbekannter Hand, welches man Ter-
burg oder einem spanischen Porträtisten zuweisen
möchte.

Kunsthistorisch interessant ist eine große, brillante,
vollbezeichnete Landschaft, von Jakob Salomonsz
Ruysdael, diesem erst kürzlich als Neffen des großen
Ruysdael nachgewiesenen Meister; das Bild ist bereits
mehrfach von Abr. Bredius auch in dieser Zeitschrift
(20, 507) als ein Hauptbild des Meisters erwähut.
vr. Toman hat das auf einen Hobbema gefälschte
und über die Hälfte mit anderen Motiven übermalte
Bild von den Übermalungen befreit und als ganz
wohlerhaltenes Werk für die Kunstgeschichte gerettet.

Von vlämischen Meistern erwähnen wir einen
unbekannten Schlachtenmaler aus dem ersten oder
zweiten Jahrzehut des 16. Jahrhunderts, von dessen
Hand auch eine, allerdings nur fraglich, dem Simon d e
Vos zugeschriebene Jagd in Schleißheim (Nr. 357)
herrührt.

Eine kleine Perle der Sammlung ist ein Jan
Brueghel (Sammetbrueghel), Adam und Eva im Para-
diese. Auf dem spannbreiten Bildchen erscheinen etwa
50 verschiedenartige Tiere emailartig, äußerst fein aus-
geführt.

Ein großes Fruchtstück, bezeichnet und datirt
1656, von dem seltenen Willem Gabron, bildet das
Gegenstück zu einem brillanten Blumenstück von Daniel
Seghers. Gabron zeigt sich ganz italienisch in
Gegenstand und Behandlung, doch ist in Farbe und
Helldunkel der Niederländer zu erkennen.

Zwischen älteren und jüngeren vlämischen Land-
schaften komnit ein großer Jacgues d'Arthois mit
reichem Mittel- und Hintergrunde vor. Wir nennen
auch noch eine feine klare Marine (bezeichnet) von
Bonaventura Peeters d. ä.

Ferner sind Geldorp, Gortzius, Spranger,
Thielen, Huysmans, Breydel, Lambrecht n. a.
vertreten. Ein kleines Bildnis eines jungen Mannes
vom Jahre 1639 ist eines Gonzales Coques würdig;
fein und doch breit ausgefuhrt, erscheint es wie ein
van Dyck sn irnniaturo.

Von den in der Sammlnng befindlichen Prä-

raffaelisten heben wir ein kleines Bildchen heraus,
Christus im Grabe, welches sicher von einem großen
Meister herrührt; leider ist es nur eiu Bruchstück eines
großen Gemäldes, offenbar umbrischer Provenienz.

Von späteren Jtalienern erwähnen wir ein Doppel-
bildnis, Mann und Frau, von einem der Bassano,
und ein Rundbild, Mars und Venus mit Amoretten,
von Giambattista Tiepolo.

Eine Zierde der Sammlung ist eine „Ruhe auf
der Flucht" in schöner Landschaft von Domenichino.
Das Christkind wird von zahlreichen Putten bedient.
Einige steigen auf einen Apfelbaum, andere ziehen die
Frucht der Palme in den Bereich des Kindes, wieder
andere schöpfen Wasser oder sehen neugierig dem Vor-
gange zu.

Eine Reihe von Skizzen bekanuter und uube-
kannter Maler der Barockzeit, Altomonte, Daniel
Gran, Sebastiano Ricci u. a. bildet den Abschluß
der Sammlung.

Schließlich erwähnen wir noch einer kleinen, in
duftigen, feingefühlten Lichtton gehüllten Landschaft.
Sie stellt ein felsiges Flußthal mit Mühle und Wasser-
fall, links einen jähen Felsen mit Ruine, im Hinter-
grunde Berge dar uud ist von Claude Geläe. Es
ist ein Jugendbild des Meisters, welches sich in allen
Details an die Nr. 220 und 224 im Louvre an-
schließt. ck. R.

Bücherschau.

« Das Berliner Galeriewerk ist bis znr vierten Liefe-
rung vorqeschritten. Die Hauptzierde dieses Hestes bildet
die große Radirung von A. Krüger nach dem jugendlichen
Selbstbildnis von Rembrandt voni Jahre 1634, ein Meister-
werk der Radirnadel, gleich vortrefflich in der charakteristi-
schen Wiedergabe der Zeichnung wie im Schmelz der male-
rischen Behandlung und im zarten Helldunkel des Tones.
Von demselben hochbegabten Radirer rühren anch zwei ge-
lungene Textbilder zu derselben Lieferung nach A. v. Dyck
her. Von den sonstigen Tafeln des Heftes heben wir noch
das schöne Blatt von P. Halm nach der Madonna mit
Engeln von Raffaellino del Garbo und die qediegene Radi-
rung von I. M. Holzapfl nach den Puffspielern von
D. Teniers d. j. heroor. Jm Text der Lieferung behandelt
Bode die Bilder des van Dyck und die der übrigen hervor-
ragenden Historienmaler unter dem Einflusse des Rubens in
der Berliner Galerie mit gewohnter Sachkenntnis.

Neue Aunstblätter und Bilderwerke.

x. — Das allgemeine historische Porträtwerk ist bis zur
106. Lieferung gediehen, welche Bildnisse hervorragender
Naturforscher Kopernikus, Paracelsus, Leop. von Buch, des
Philosophen Locke und des Philologen Bentley enthält. Die
nächste Lieferung wird Kolumbus, Bernoulli, I. G. Fichte,
K. Lachmann, F. Bopp, F. W. Bessel vorsühren.

Todesfälle.

D Der Landschaftsmaler Professor Ferdinand Beller-
mann ist am 11. August zu Berlin im 76 Lebensjahre ge-
storben, nachdem er iioch m voller Frische des Geistes am
14. März seinen 75. Geburtstag gefeicrt hatte. Ein Schüler
von F. W. Schirmer, war er einer derjenigen Berliner
Künstler, welche auf Anregung Lllexander von Humboldts
nach Südamerika gingen, um die Wunder der Tropenwelt
 
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