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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

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Das Kaiser Otto-Denkmal in Magdeburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0079

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine.

HERATJSGEBEB:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN

Heugasse 58.

KÖLN
Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. II. KÜHL. Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 10. 26. Dezember.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" ertialten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Eud. Mosse u. s. w. an.

DAS KAISER OTTO-DENKMAL IN
MAGDEBURG.

Das alte Wahrzeichen der Stadt Magdeburg,
welches sich hoch über dem Getümmel des Alltags-
lebens vor dem Rathause auf dem Marktplatz er-
hebt, das aus dem 13. Jahrhundert herrührende Rei-
terstandbild des Gründers der Stadt, Kaiser Otto L,
hat es wohl nur seinem die Raublust nicht reizen-
den Baumaterial zu verdanken, dass es unversehrt
unsere Zeit erlebt hat. Als die Stadt an jenem furcht-
baren 10. Mai 1631 in wenigen Stunden in einen
qualmenden Schutthaufen verwandelt wurde, da blieb
von all der beispiellosen Verwüstung das alte Stand-
bild, zu dessen Füssen bei dem Nahen der Re-
formation die ersten Lutherlieder in brausendem
Chor von der zusammengeströmten Volksmenge ge-
sungen worden waren, unberührt.

Als die Glut des grossen Brandes, welche die
Plünderer aus der Stadt verjagt hatte, niedergesun-
ken war und die beutegierigen Feinde es wieder
wagen durften, unter den qualmenden Trümmern
nach verborgenen Schätzen zu suchen, da häufte
man auf dem Markte alle Metallmassen, die man
fand, bei dem Kaiserdenkmal zusammen, die Glocken
aus den Kirchen, die grossen Braupfannen aus den
Bürgerhäusern, Kupfer aller Art in ungeheuren
Mengen, welches dann an Handelsleute verkauft und
auf vielen Schiffen nach Hamburg verfrachtet wurde.

So sank das alte reiche Magdeburg, „unseres
Herrgotts Kanzelei", wie es immer genannt wurde,
aber das Denkmal seines Gründers blieb unangetastet

stehen und ist all die Zeiten hindurch sorgfältig
unterhalten und zeitweise restaurirt worden.

Eine sehr eingehende Wiederherstellung und
Erneuerung einzelner schadhafter Teile ist soeben
unter der kunstverständigen Leitung des Stadtbau-
rats Peters durchgeführt worden, welche sich nicht
nur auf die Reitergestalt des Kaisers und die beiden
rechts und links von dem Pferde stehenden, mit Wap-
penschild und Fahne versehenen reich gekleideten
Frauen, sondern auch auf das von feinen Säulchen
getragene und von massigem Pfeiler gestützte Ge-
häuse erstreckt hat. Das Sandsteinmaterial des
letzteren musste teilweise erneuert werden, was
unter sorgfältigster Anlehnung an das Vorhandene
geschehen ist. Namentlich bedurften die Postamente
unter den Säulen mit den fein ornamentirten Füllun-
gen einer sehr eingehenden künstlerischen Ausbes-
serung, nicht minder die feinen oberen Säulenkapitäle
und das von goldener Spitze gekrönte und mit golde-
nen Ornamenten ausgemalte Dach des Baldachins,
welcher über den Figuren sich erhebt. Alle diese
Reparaturen sind mit grosser Sorgfalt und Diskretion
ausgeführt. Sie fallen naturgemäss weniger ins Auge
als die strahlende, neue Vergoldung, welche den drei
Figuren zu teil geworden ist.

Ob zu einer solchen Vergoldung geschritten
werden solle, war anfangs eine viel umstrittene Frage.
Es wurde aber aus allen städtischen Akten ermittelt,
dass eine Vergoldung durchaus dem geschichtlichen
Charakter des Denkmals entspricht und dass mehr-
fache im Laufe der Jahrhunderte erfolgte Instand-
setzungen desselben immer mit einer Neuvergoldung
der Figuren verbunden gewesen sind. Es war eine
 
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