Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Hinweis: Ihre bisherige Sitzung ist abgelaufen. Sie arbeiten in einer neuen Sitzung weiter.
Metadaten

Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

DOI Artikel:
Die Konkurrenz um das Kaiser Wilhelm-Denkmal in Düsseldorf
DOI Artikel:
Verschiedenes / Inserate
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0090

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
167

Bücherschau.

168

eröffnen und die Jury, die, wie ich höre, bis auf vier
Richter reduzirt war, angemessen zu verstärken.

Th. L.

BÜCHERSCHAU.
Imhoof-Blumer und Otto Keller, Tier- und Pflan-
zenbilder auf Münzen und Gemmen des klassischen
Altertums. XXVI phototypische Tafeln mit 1352
Abbildungen. Leipzig, G. B. Teubner, 1889. 4°.
X und 168 S. 26 Taf.

Der Imhoof-Kellersche Atlas, dessen Titel oben
verzeichnet ist und der zugleich als eine — übrigens
ganz selbständige — bildliche Ergänzung zu Kellers
vor zwei Jahren erschienenem Buche über „Tiere des
klassischen Altertums in kulturgeschichtlicher Be-
ziehung" *) gelten kann, bietet vornehmlich nach
zwei Seiten anregende Aussichten und Einsichten:
nach der kulturgeschichtlichen und nach der künst-
lerischen Seite. Die erstere, die kulturgeschichtliche
kann hier nur gestreift werden. Wir lernen aus den
Münzen und Gemmen, die hier zu Hunderten in ge-
treuen Abbildungen vorgeführt werden, den Umfang
der Tier- und Pflanzenkenntnis des Altertums, er-
sehen die Vorliebe für das eine und das andere
Geschöpf der Fauna oder Flora, können hier und
da den Zeitpunkt feststellen, in dem die Alten mit
diesem oder jenem Tiere zuerst genauer bekannt
wurden. So scheinen mir die Münzen von Tarent
und Rhegion aus dem Ende des V. Jahrhunderts vor
Chr. (vgl. Taf. I, 26) die seit Hehn 2) viel bestrittene
Frage nach der Bekanntschaft und Einführung der
ägyptischen Katze in Europa zu entscheiden — denn
dass hier eine Katze (kein kleiner Panther) dar-
gestellt, will nach Fr. Lenormants Vorgang mich
wieder unzweifelhaft dünken 3) Die Münzbilder,
etwa zwei Menschenalter früher entstanden als die
Vasenbilder, auf denen Katzen vorkommen (z. B.
Samml. Saburoff I, 65, 1; Annali 1878 Tur. P; Elite
cer. IV, 82; Lettre no. 1016), sind unverwerfliche
Zeugen dafür, dass die Katze schon zur Zeit der
Perserkriege in Europa bekannt und heimisch war.
Eingehendere Betrachtung erfordert die künst-
lerische Seite der Darstellungen, die auf dem klein-
sten Räume die grösste Fülle von Schönheit und

1) Innsbruck, Wagnersche TJniversitätsbuchhandlung,
1887 8. IX und 488 S. Mit 56 Abbildungen.

2) Kulturpflanzen und Haustiere in ihrem Übergang
aus Asien nach Griechenland und Italien. 2. Auflage.
S. 398 ff.

3) Anders freilich Keller, Tiere, S. 391, Anm. 110.

Vollendung vereinigen. Bewundernswert sind die
durchdringende Naturbeobachtung von seiten der
Künstler uud die grosse Sicherheit, mit der sie die
Eigenarten der Tiere wie der Pflanzen wiedergeben;
nicht minder bewunderungswürdig ist die Feinheit
und Zierlichkeit, welche diese kleinen raumbeschränk-
ten Kunstgebilde von Beginn an erstreben und mei-
stens auch erreichen. Besonderes Lob erfordert
auch die ungezwungene Raumfüllung, die durchgängig
herrscht. Bei dem Durchblättern der sechsund-
zwanzig Tafeln, welche die mannigfachsten Dar-
stellungen aus der Tier- und Pflanzenwelt zusam-
mentragen, summen die Worte vom „Mikrokosmos"
oder von der „Miniaturengalerie" der Münzen und
Gemmen beständig in den Ohren. Auffällig, aber
leicht erklärlich ist übrigens der Unterschied, der
im allgemeinen in der Vollendung der Münzen einer-
seits und der geschnittenen Steine andererseits zu
Tage tritt: jene sind eben öffentliche Arbeiten, welche
anerkannten Künstlern anvertraut zu werden pflegten,
während diese weitaus meistens für Privatleute ge-
fertigt sind, und von Händen, die nicht gerade (wie
z. B. der Münz- und Steinschneider Phrygillos) Mei-
sterhände waren. Zuweilen ist es freilich schwer ja
unmöglich, über die grössere Vollendung eines
Münzbildes oder eines Steinschnittes zu entschei-
den — man vergleiche nur z. B. den' dahinfliegen-
den Kranich des Dekamenos (XXII, 9) und die Adler
auf den Münzen von Akragas (IV, 28 ff.); u. a. m.

Auf einzelnes aufmerksam zu machen, ist fast
unmöglich: so gross ist die Überfülle an Schönem
und Anziehendem! Wir wollen wenigstens auf das
Hervorstechendste aufmerksam machen, um anzu-
deuten , welche Fundgrube sich in dem Werke den
Künstlern und Kunstfreunden aufthut. Man be-
trachte z. B. die bissige molossische Dogge auf den
Münzen aus Epirus (I, 31 und 32) und im Gegensatz
dazu die sorgsame windspielartige kretische Hün-
din *), welche den kleinen Kydon säugt (I, 42).
Neben dem vornehmen Pferde, dessen Schönheit
Münzen (II, 12 ff.) wie Gemmen XVI, 34 ff.) zu schil-
dern nicht müde werden, wird das Rind mit Vor-
liebe behandelt (III, 27 ff.; XIX, 1 ff). Dass diese
und andere Haustiere — z. B. noch der Widder
(besonders III, 22 und XVIII, 46 und der Ziegenbock
(zumal XVIII, 6) — in ihrer ganzen Eigenart auf-
gefasst wiedergegeben, ist nicht wunderbar: ihre

1) Von Keller, Tiere des klassischen Altertums, S. 174,
in-tümlich als „Wölfin" bezeichnet.
 
Annotationen