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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 1.1889/​90

DOI Artikel:
Rosenberg, Adolf: Ausstellung der kunstgeschichtlichen Gesellschaft in Berlin, [4]
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https://doi.org/10.11588/diglit.3772#0211

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HEEAUSGEBEE:

CARL VON LÜTZOW und ARTHUR PABST

WIEN

Heugasse 58.

KÖLN

Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. I. Jahrgang.

1889/90.

Nr. 26. 22. Mai.

Die Kunstekronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, a 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Ver-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, ßud. Mosse u. s. w. an.

DIE AUSSTELLUNG DER KUNST GSCHICHT-

LICHEN GESELLSCHAFT IN BERLIN.

IV.

Aus der Blütezeit der holländischen Landschafts-
malerei vereinigt die Ausstellung eine stattliche Reihe
ausgezeichneter Werke, unter denen sich sogar einige
ersten Ranges befinden. Es ist bekannt, dass der
Eifer der deutschen Privatsammler sich in neuerer
Zeit, vielleicht nicht unbeeinflusst von den Neigungen
der Engländer und Franzosen, besonders auf die
Schöpfungen der holländischen Landschaftsmaler ge-
worfen hat, und dass unter ihnen diejenigen bevor-
zugt werden, in denen ein Stimmungsmoment inner-
halb eines schlichten Naturausschnitts möglichst
scharf zum Ausdruck gelangt. Es ist auch bekannt,
dass der grosse Jakob van Ruisdael auf den Listen
der Auktionsbesucher und in den Kabinetten der
Sammler längst den Ehrenplatz wieder erhalten
hat, der ihm vorübergehend von Hobbema, in ge-
ringerem Grade auch von Everdingen streitig ge-
macht worden war. Dieser Sachverhalt spiegelt
sich auch in unserer Ausstellung wieder. Während
sie nur ein zweifelhaftes Bild von Hobbema, eine
wenig reizvolle Dorfstrasse (Bes. Herr 0. Wesen-
donck), die der Katalog wohl mit grösseren Rechte
dem Haarlemer van der Meer zuweist, und von
Ällaert van Everdingen eine mit Tannen bewachsene
Felslandschaft von mittlerer Qualität (Bes. General
C. von Strantz) enthält, ist Jakob van Ruisdael mit
neun, sein Oheim Salonion van Ruysdael mit drei,
van Qoyen mit acht und Aart-van der Neer mit drei
Werken vertreten, die fast ausnahmslos durch Mo-
nogramme, Namensinschriften und Jahreszahlen be-

glaubigt sind. Die datirten Landschaften des älte-
sten von ihnen, van Goyens, stammen sämtlich aus
den vierziger Jahren, also aus der besten Zeit des
Meisters, in der er die Fertigkeit seines Pinsels in
der Wiedergabe aller atmosphärischen Erscheinungen
über Wasserläufen, Flussufern und Strandpartien
zur höchsten Virtuosität, zur vollen Beherrschung
der Licht- und Luftreflexe vom wärmsten goldigen
Ton bis zum kühlen silbrigen Flimmer entwickelt
hatte und geraume Zeit trotz fruchtbarster Produk-
tion auf der Höhe erhielt. Es sind eine Winter-
landschaft von 1642 (Bes. L. L.), eine Eisfläche mit
Schlittschuhläufern von 1643 (Bes. Herr A. Thiem),
eine Strandpartie mit Fischern, die mit der Ver-
ladung ihres Fanges beschäftigt sind, von 1646
(Bes. Herr J. Simon) und ein von Segelbooten be-
fahrener Fluss mit einer Burgruine am Ufer von
1648 (Bes. Herr C. Bernstein). Aus dem Ende der
vierziger oder dem Anfang der fünfziger Jahre
scheint auch die nicht bezeichnete Flusslandschaft
mit einer kleinen Stadt mit gotischem Kirchturm im
Mittelgrunde (Bes. L. L.) zu stammen, während die
mit dem Monogramm und einer unleserlichen Jahres-
zahl versehene Fischerhütte am Ufer eines Wassers
(Bes. Herr C. Hollitscher) etwa um die Mitte der
dreissiger Jahre anzusetzen ist. — Von den drei
Landschaften des Salonion van Ruysdael ist die „hol-
ländische Kanallandschaft" von 1667, eigentlich eine
kleine Meeresbucht mit einem Fischerboot, die aus
der Galerie Gsell in Wien in den Besitz des Herrn
Carl Hollitscher übergegangen ist, deshalb von be-
sonderem Interesse, weil sie die letzte datirte ist,
die wir von der Hand des 1670 verstorbenen Meisters
kennen. Gerade dreissig Jahre früher sind die beiden
 
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