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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Stiassny, J.: Die Glasgemälde der Landauerschen Kapelle
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0078

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KUNSTCHRONIK

WOCHENSCHRIFT FÜR KUNST UND KUNSTGEWERBE.

Ankündigungsblatt des Verbandes der deutschen Kunstgewerbevereine,

HERAUSGEBER:
UND

CARL VON LUTZOW

WIEN
Heugasse 58.

ARTHUR PABST

KÖLN

Kaiser-Wilhelmsring 24.

Verlag von E. A. SEEMANN in LEIPZIG, Gartenstr. 15. Berlin: W. H. KÜHL, Jägerstr. 73.

Neue Folge. II. Jahrgang.

1890,91.

Nr. 9. 18. Dezember.

Die Kunstchronik erscheint als Beiblatt zur „Zeitschrift für bildende Kunst" und zum „Kunstgewerbeblatt" monatlich dreimal, in den
Sommermonaten Juli bis September monatlich einmal. Der Jahrgang kostet 8 Mark und umfasst 33 Nummern. Die Abonnenten der „Zeit-
schrift für bildende Kunst" erhalten die Kunstchronik gratis. — Inserate, ä 30 Pf. für die dreispaltige Petitzeile, nehmen ausser der Yer-
lagshandlung die Annoncenexpeditionen von Haasenstein & Vogler, Eud. Mosse u. s. w. an

DIE GLASGEMÄLDE DER LANDAUER-
SCHEN KAPELLE.

Dürers Thätigkeit für die künstlerische Aus-
schmückung der Kapelle des Landauerklosters in
Nürnberg ist bekannt. Im Auftrage des Stifters
Matthäus Landauer malte Dürer die Altartafel, das
.letzt in der Wiener Gemäldegalerie befindliche Aller-
heiligenbild vom Jahre 1511, von ihm rührt die
Zeichnung zu dem in Holz geschnitzten Ramen her,
"er das Bild früher umgab. Durch einen zufälligen,
glücklichen Fund lernen wir jetzt noch ein weiteres
Kunstwerk, das einst die Landauersche Kapelle
schmückte, kennen, dessen Entwurf auf Dürer zu-
rückzuführen ist.

Dem Vorsteher des Ateliers für Glasmalerei der
"■gl- Akademie der Künste in Leipzig, Professor
lliixfiii, rger, wurden kürzlich von Herrn Rittmeister
'"" Philipsborn in Breslau mehrere in dessen Besitz
befindliche alte Glasgemälde zur llestaurirung über-
sandt, deren dieselben leider in hohem Grade be-
würfen, Dass sie mit Dürer und der Landauerkapelle
n Zusammenhang stehen, wurde von Professor
aselberger sofort erkannt. Eine genauere Unter-
teilung kann diese glückliche Entdeckung nur
bestätigen.

Von den sechs Fenstern befinden sich zwei in

0 zertrümmertem Zustand, dass ihre Zusammen-

•etzimg bis jetzt noch nicht einmal soweit geglückt

,8ti dass man die Darstellung erkennen kann. Die

Ier besser erhaltenen stellen dar:

*) Matthäus Landauer wird durch Engel ins
Paradies aufgenommen.

2) Vier Engel treiben mit Schwertern und Spiessen
den Teufel in die Hölle.

3) Die thörichten und klugen Jungfrauen vor Gott.

4) Die Trinität.

Unterhalb der Darstellung befindet sich auf
jedem Glasgemälde eine Inschrifttafel mit einem
frommen Spruch, drei derselben tragen die Jahres-
zahl 1508.

Das erste Bild gab die Möglichkeit, die Herkunft
der Glasgemälde zu bestimmen. Das unten angebrachte
Landauersche Wappen (drei Blätter in Rot und Weiss)
giebt uns den Familiennamen des Dargestellten. Der
kniende Stifter hat dieselben Züge, wie die Figur
des Matthäus Landauer auf dem Wiener Allerhei-
ligenbilde und wie sie die Studie hierzu, die Kreide-
zeichnung im Städelschen Institut (früher in der
Sammlung William Mitchell in London), uns zeigen,
so dass — zusammengehalten mit dem Jahr 1508 —
nicht bezweifelt werden kann, dass auch auf dem
Glasgemälde Matthäus Landauer dargestellt ist. Er
erscheint hier sogar beinahe in derselben Stellung,
in scharfem Profil nach rechts gewendet, wie auf
dem Wiener Bild und der Frankfurter Zeichnung.

Das zweite Bild erinnert an die vier Engel der
Dürerschen Apokalypse (B. 70) und kann als freie
Umbildung dieser Komposition gelten.

Einzelne Figuren tragen unverkennbar den Stempel
der Dürerschen Herkunft, so ausser den erwähnten
Engeln des zweiten Bildes die im Vordergrunde des
dritten Bildes kniende kluge Jungfrau mit dem
Rosenkranz, auf dem ersten Bilde die Gruppe hinter
dem Stifter, ferner die auf allen Bildern vorkom-
menden Engelsköpfe. Auch die Faltengebung, die
 
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