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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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Kunstaufträge des österreich. Unterrichtsministeriums
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Bücherschau / Verschiedenes / Inserate
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https://doi.org/10.11588/diglit.3773#0119

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227

Bücherschau.

228

Professor Josef MysJheck in Prag hatte vor zwei
Jahren im Auftrage des Unterrichtsministeriums das
Modell einer Reiterstatue des heil. Wenzel ausge-
führt. Nunmehr wurde die Kunstgießerei Masek in
Prag mit der Herstellung eines Bronzegusses dieser
Statue in der Größe des Modells betraut. Von drei
jüngeren Malern der Prager Schule, Josef Bolletschek,
Adalbert Bartonik und Ludteig Marold wurden Genre-
bilder angekauft und der Gemäldegalerie des Ru-
dolfinums in Prag gewidmet.

Für die Aula der technischen Hochschule in Lem-
berg wurde die Ausführung von elf Wandgemälden
allegorischen Inhalts beschlossen. Dieselben werden
nach den Entwürfen des Direktors Jan Matejko und
unter dessen Oberleitung von mehreren Schülern
dieses Meisters ausgeführt und dürften voraussicht-
lich binnen kurzem auf dem ihnen bestimmten Platze
angebracht werden. Endlich ist der Maler Tliaddäus
Rybkowski mit einem vom Unterrichtsministerium be-
stellten größeren Gemälde beschäftigt.

Für die nächste Zeit sind einige größere Auf-
träge an böhmische und galizische Künstler in Aus-
sicht genommen. Und zwar sollen zwei größere
plastische und ein malerischer Auftrag an Prager
Künstler erteilt, und die Anfertigung von sechs
Statuen für den Chor der Marienkirche in Krakan
und die Herstellung von Kartons zu Glasgemälden
in der Domkirche zu Lemberg durch einheimische
Künstler veranlasst werden.

Wie aus dem hier Mitgeteilten erhellt, umfasst
die Fürsorge des österreichischen Unterrichtsmini-
steriums eine beträchtliche Zahl von Aufträgen monu-
mentaler Kunst, welche den verschiedensten Rich-
tungen und Meistern in dem weiten Gebiete des
Reiches zu gute kommen.

BÜCHERSCHAU.

Restauration d'Olympie. L'histoire, les monuments,
le eulte et les fetes, par Victor Laloux et Paul
Monceaux. Ouvrage honore d'une souscription du
Ministere de l'Instruction publique et des Beaux-
Arts. Paris 1889, Maison Quantin. Folio.
Die Ausgrabungen in Olympia sind seit dem
Jahre 1881 beendet. Während man mit der Heraus-
gabe des deutschen Werkes, welches eine erschöpfende
Darstellung der olympischen Funde bringen soll, eben
erst beginnt, haben inzwischen zwei Franzosen ein sehr
ansprechendes Gesamtwerk zusammengestellt, dessen
wertvollsten Inhalt die Wiederherstellungen des Zeus-
tempels und der wichtigsten kleineren Bauwerke des
Festplatzes zu Olympia bilden.

Was zunächst das Äußere des vorliegenden
Buches betrifft, so ist dasselbe eines der ersten fran-
zösischen Werke, in welchem ausschließlich die mo-
dernen Reproduktionsmittel verwendet wurden. Der
Kupferstich und der Holzschnitt sind daraus ver-
bannt; an ihre Stelle sind die Heliogravüre und die
Zinkätzung getreten. Der Fortschritt gegen die
früheren Methoden besteht ja bekanntlich darin, dass
die zu Grunde liegenden Zeichnungen getreu wieder-
gegeben werden und nicht erst auf dem Wege durch
eine zweite Hand an Ursprünglichkeit einbüssen.

Der gute Geschmack der Franzosen hat sie in-
dessen davor bewahrt, nach der Natur aufgenommene
Photographien direkt zu reproduziren, wenigstens
ist dieses nur in bescheidenem Maße geschehen,
nur bei den Giebelfiguren des Zeustempels und der
Hermesstatue.

Der Text des Werkes giebt zunächst einen ge-
schichtlichen Abriss; derselbe behandelt den Ur-
sprung der olympischen Feste, den Aufschwung
Olympia's vom 8. bis 4. Jahrhundert und das Ent-
stehen des heiligen Bezirkes, die makedonische und
römische Zeit und das Herabsinken der heiligen
Stätte zu einem „depöt de reliques". Menschen-
hände und Erdbeben zerstören die Bauwerke, und
an ihrer Stelle erhebt sich eine christliche Stadt;
auch sie geht zu Grunde und der Schlamm des Al-
pheus bedeckt den Ort für Jahrhunderte.

Dann kommt die Geschichte der Ausgrabungen.
Seit dem Ende des 18. Jahrhunderts erzählen Rei-
sende von einzelnen Funden an der verödeten Stätte.
1815 veröffentlicht Quatremere de Quincy sein Werk
über den Jupitertempel und im Frühling 1829, zur
Zeit der „Expedition de Moree" gräbt eine franzö-
sische Mission unter Blouet sechs Wochen lang unter
den Trümmern von Olympia; ihre erfolgreichen Ar-
beiten, durch die Sonnenhitze unterbrochen, werden
nicht fortgesetzt und über Olympia breitet sich vou
neuem das Schweigen der Wüste, bis es Ernst Cur-
tius gelingt, das Interesse des preußischen Krön-
prinzen für die Ausgrabungen zu gewinnen.

Der zweite Teil des Werkes behandelt die Mo-
numente; die Herausgeber machten ihre Studien und
Aufnahmen während der Jahre 1881, 82 und 83, so-
wohl auf dem Ruinenplatze selbst und in den dort
befindlichen Museen als in den Berliner Sammlungen-
Ihre Quellen sind außerdem die Aufsätze, welche in
deutschen Blättern erschienen und die Berichte»
welche von Curtius, Adler, Treu und Dörpfeld 1876
bis 1881 veröffentlicht wurden. Dieser zweite T«"
ist mit ganz vortrefflichen Abbildungen geschmückt-
 
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