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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — N.F. 2.1890/​91

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267 Kunstlitteratur. — Todesfälle. — Personalnachrichten. — Ausgrabungen u. Funde. — Vermischte Nachrichten. 268

KUNSTLITTERATUR.

Pleinairstudien aus Spanien, Holland und Italien. Aus der
Mappe eines Malers, der das Malerische suchte. Von F.
Hopkinson Smith. Aus dem Englischen übersetzt von
Adelheid von Blomberg. Weimar, H. Böhlau. 1890. 8.
Ein köstliches kleines Buch, das wir allen unsern Lesern
und Leserinnen wärmstens empfehlen möchten! Es sind
Lebenserinnerungen, Studien aus der Natur und Menschen-
welt, aber nicht solche, wie sie aus der Feder oder dem
Pinsel mancher modernen Realisten stammen, die nur das
Unschöne und Abstoßende zu sehen scheinen, sondern Bilder
zugleich wahr und anmutig, die Äußerungen eines „edlen,
feinfühlenden Menschen voller Humor und Pathos." „Ein
Maler" — sagt der Autor — „hat besondere Vorteile vor
andern weniger begünstigten Mensehen. Sein Skizzenbuch
ist ein Pass und sein weißer Schirm eine Parlamentärflagge
in allen Ländern unter der Sonne, seien sie wild oder civi-
lisirt, ein „Öffne Dich, Sesam", das Frohsinn und Gastfreund-
schaft bringt und den Besitzer zu allen Vorteilen der Frei-
heit, Gleichheit und Brüderlichkeit berechtigt." Der Maler-
autor hat von dieser glücklichen Situation den ausgiebigsten
Gebrauch gemacht. Alles, was man sehen und hören kann,
„wenn man beide Augen und Ohren weit offen hat", giebt
sein meisterlich geführter Griffel wieder: im Originaltext
verziert mit den Aquarellen des Malers, hier in dieser treff-
lichen deutschen Übersetzung nur einfach durch die Mittel
der Sprache. Und diese beherrscht der Autor mit stets
gleich vollendeter Kunst, sei es nun, dass er Angeschautes
wiedergiebt oder Empfundenes ausdrückt. Aus der kleinen
Galerie der Menschenbilder, die das Buch enthält, sei nur
die Beschreibung der tanzenden Zigeunerin bei Granada,
aus der Reihe der Stimmungsschilderungen nur die ergrei-
fende Scene im Hause des venetianischen Gondoliers hervor-
gehoben. Rührend Schöneres und Schlichteres zugleich ist
kaum jemals geschrieben worden. C. v. L.

TODESFÄLLE.

,.% Der italienisclie Genremaler Girolamo Induno ist
Mitte Januar im 64. Lebensjahre zu Mailand gestorben.

,*, Der Maler und Radirer Karl Stauffer von Bern,
der von 1881 bis 1888 als Porträtmaler in Berlin thätig ge-
wesen und sich zuletzt der Bildhauerkunst in Florenz ge-
widmet hatte, ist daselbst am 25. Januar im 34. Lebensjahre
gestorben.

*** Der Porträtmaler und Steinzeichner Karl Siißnapp
ist am 26. Januar zu Berlin im 63. Lebensjahre gestorben.

*% Der französisclie Genre- und Porträtmaler Charles
Chaplin ist am 30. Januar zu Paris im 66. Lebensjahre ge-
storben.

y. Ernest Mcissonier ist, fast 76 Jahre alt, am 31. Jan.
plötzlich einem Schlagfluss e erlegen. Wir werden dem Leben
und Wirken des ausgezeichneten Meisters einen ausführlichen
Aufsatz in der Zeitschrift widmen.

A. L. Budapest. Am 22. Januar starb hier der Archi-
tekt Nikolaus Tbl. In ihm verliert die Hauptstadt und das
Vaterland ihren Altmeister der Architektur. Technisch und
konstruktiv vorzüglich geschult, schwang er sich vom Bau-
meister, der sein Handwerk verstand, durch unermüdliche
Arbeit und rastloses Schaffen zum Künstler empor. Seine
Thätjgkeit umfasst ein halbes Jahrhundert. In diesem Zeit-
raum schuf der geniale Mann jene vielen Gebäude und
Privatpaläste, die der realen Bestimmung sfets entsprechend,
— jene hervorragenden Monumentalbauten, deren Anlage,
Gliederung und Gestaltung von künstlerischem Geiste durch-

drungen, — dauernde Denkmale seines Schaffens sind. Die
namhaftesten sind die Föther Kirche, die gotische Franz-
städter Kirche, die Leopoldstädter Basilika, das imposante
Zollamtsgebäude, der zierliche Hochrenaissancebau der neuen
Oper, der reizende Burgbazar. Er starb siebenundsiebzig
Jahre alt als Ritter des Leopolds- und Franz Josephsordens,
als Mitglied der Magnatentafel, Präsident des Ingenieur- und
Architektenvereins u. s. w.

PERSONALNACHRICHTEN.

*% Der Maler Max Koner, Lehrer an der Hochschule
für 'die bildenden Künste in Berlin, hat den preußischen
Kronenorden vierter Klasse erhalten.

AUSGRABUNGEN UND FUNDE.

*** Für die Ausgrabungen in Delphi, die nunmehr
auf Kosten der französischen Regierung unternommen werden
sollen, hat die Budgetkommission der Deputirtenkammer
500000 Frs. bewilligt.

VERMISCHTE NACHRICHTEN.

3% Für die Berliner Nationalgalerie ist ein Cyklus von
Illustrationen zu Clemens Brentanos Chronika eines fahrenden
Schülers von dem in Frankfurt lebenden Maler W. Steinhausen
angekauft worden.

y. Porträtmedaille für Rudolf Virchoic. Am 13. Okt.
1891 feiert Rudolf Virehow seinen siebzigsten Geburtstag.
Es besteht der Wunsch und die Absicht, dem Gelehrten zu
diesem Tage eine Ehrengabe zu überreichen. Hierzu ist in
erster Linie eine goldene Porträtgussmedaille in Aussicht ge-
nommen. Dieselbe soll in ansehnlicher Größe (188 mm
Durchmesser) von einem hervorragenden Künstler gefertigt
werden. Jedem Mitgliede der Familie Virchows und, falls die
Mittel dies erlauben, einzelnen wissenschaftlichen Instituten
soll eine Bronzenachbildung der Medaille übergeben werden.
P. Sn. Meißen. Im Laufe des Jahres 1890 ist das be-
rühmte Altargemälde im hiesigen Dome von dem Kustos
der Dresdener Galerie Theodor Schmidt gereinigt und
wiederhergestellt worden. Dargestellt ist darauf bekanntlich
im Hauptbilde die Anbetung der Könige und auf den beiden
Flügeln je ein Apostelpaar: Jakobus d. ä. mit Bartholomäus
und Jakobus d. j. mit Philippus. In dem letzleren Joseph
den Zimmermann sehen zu sollen, wie Schmidt meint, liegt
außerhalb der Möglichkeit. Ebensowenig kann man ihm zu-
stimmen, wenn er als Maler des Bildes (in Nr. 263 des
Meißener Tageblattes) Friedrich Herlin, den Sohn des ober-
deutschen Malers Hans Herlin, bezeichnet; das Meißener Dom-
bild überragt an Freiheit in der Haltung und Bewegung der
Personen, in der Wucht ihrer Charakteristik, in der Sicher-
heit und Freiheit der Zeichnung auch das Beste, was Herlin
geschaffen hat. Wir bleiben daher vorläufig besser dabei)
dass ein unbekannter deutscher Meister, der in die Schule
der Niederländer gegangen ist, das Bild gemalt hat. Da-
gegen ist eine andere Vermutung Schmidts nicht von der
Hand zu weisen. Er sagt: „Der ehrwürdige bartlose Greis
im roten Mantel mit Hermelinkragen, der den goldenen
Kelch und den pelzverbrämten Kurhut zu den Füßen Maria
hingestellt hat, ist ohne Zweifel Sigismund, Herzog zu
Sachsen und Bischof zu Würzburg und Meißen, Sohn Kur-
fürst Friedrichs des Streitbaren, geboren am 28. Februa
1416, gestorben am heiligen Weihnachtstage 1457; er liegt
im Dome zu Meißen begraben, seine Gruft ziert eine Bronze-
platte mit dem Reliefbilde in ganzer Figur im bischöflichen
Ornate; die Züge ähneln hier völlig denen auf dem Bilde
 
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