Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe (N.F. 2.1890/91)

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Sammlungen und Ausstellungen.

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Offenbar hat der verstorbene Besitzer dieser Ab-
teilung sein besonderes Interesse zugewandt, denn was
bier vereinigt ist, sind alles Perlen, Stücke von höch-
ster Schönheit und Vollendung. Namentlich sind
eine große Menge von Meißener, Ludwigsburger,
Frankenthaler und Höchster Figuren vorhanden, wie
sie nur selten wieder auf den Kunstmarkt kommen
dürften. Diese köstlichen Erzeugnisse der Plastik
des 18. Jahrhunderts, die getrost mit den besten
Terrakotten des Altertums konkurriren können, fin-
den jetzt erst in Kreisen der ernsten Sammler ihre
Würdigung, eine Würdigung, die sich vermutlich
auch in den bei der Versteigerung zu erwartenden
Preisen aussprechen wird. Unter den Porzellan-
geräten zeichnet sich vor allem eine Sevresplatte
aus, die zu den schönsten Erzeugnissen dieser Fabrik
zählen dürfte.

So werden Kunstfreunde, Sammler und Museen
jeder das Seine bei dieser Versteigerung finden. Und
sieht man auch mit Bedauern wiederum eine Samm-
lung, die Liebe zur Kunst und Freude am Schönen
geschaffen, auseinandergehn, sich in wenigen Stun-
den in alle Winde zerstreuen, was Sammeleifer in
einer langen Reihe von Jahren zusammengebracht,
so muss man sich damit trösten, dass alles seine
Zeit hat, dass die einzelnen zerstreuten Stücke an
anderen Orten als Samenkörner aufgehen, Früchte
tragen und anderen Menschen Freude bereiten wer-
den. Die Erinnerung aber an den trefflichen Sammler
wird die schöne Publikation dauernd erhalten, für
welche den Herausgebern daher doppelter Dank ge-
bührt. P.

SAMMLUNGEN UND AUSSTELLUNGEN.

*% Aus dem Museum zu Reimes in Frankreich sind,
wie der deutsche „Reichsanzeiger" bekannt macht, die nach-
stehend näher bezeichneten Gemälde entwendet worden:
1) David Teniers der Jüngere: Inneres einer Schenke mit
Kartenspielern und Rauchern; auf Holz gemalt; 2) Francesco
Primaticcio: Bacchuszug, auf Leinwand gemalt; 3) Annibale
Carracci: Ruhe auf der Flucht nach Ägypten (die heil. Jung-
frau, der heil. Joseph und das Jesuskind), auf Leinwand ge-
malte Landschaft mit Figuren; 4) Willem van Mieris: Bild
auf Holz mit Namenszug und Datum, eine Dame bei der Toi-
lette darstellend; im Vordergrunde Vase auf einem Fuß-
gestell, im Hintergrunde männliche Figur mit breitrandigem
Filzhut und Reiterstiefeln. Außerdem wird noch die Nach-
bildung einer goldenen Opferschale (patera), deren Original
sich in Paris befindet, vermisst. Da es nicht ausgeschlossen
ist, dass die Thäter versuchen, die gestohlenen Kunstgegen-
stände in Deutschland zu verwerten, so wird vor Ankauf
dieser Gegenstände gewarnt.

P. R. Kunstausstellung in Nürnberg. Am 1. Juni wird
die schon früher von uns kurz erwähnte Ausstellung von
Werken Nürnberger Künstler, veranstaltet von der Gesell-
schaft Künstlerklause in Nürnberg, eröffnet werden. Der

Regierungspräsident von Mittelfranken, Herr Ritter von
Zenetti, hat das Ehrenpräsidium übernommen, der Bürger-
meister von Nürnberg, Herr Freiherr von Stromer, die Stelle
des zweiten Ehrenpräsidenten. Die Ausstellung verspricht
ein höchst lebendiges und reiches Bild von der künstleri-
schen Kraft und Wirksamkeit zu geben, wie sie sich in den
letzten Jahrzehnten sowohl in Nürnberg selbst offenbarte,
als auch von hier ausgehend an anderen Orten bethätigte,
denn nicht nur die augenblicklich in Nürnberg thätigen
Meister nehmen daran teil, sondern von nah und fern laufen
Anmeldungen ein, sowohl von solchen, welche in Nürn-
berg geboren sind, aber anderswo den Kreis ihres Wirkens
gefunden haben, als auch von solchen, welche durch eine
mehr oder minder lange Thätigkeit zu Nürnberg in engere
Beziehung getreten sind. Von den verstorbenen Meistern wer-
den am besten Direktor August von Krcling und Professor
Karl Jäger vertreten sein. Künstler und Kunstfreunde wett-
eifern miteinander, die Ausstellung mit gediegenen Arbeiten
zu beschicken, und wir zweifeln nicht, dass selbst auf ver-
wöhnte Besucher von Ausstellungen diese Nürnberger Kunst-
ausstellung einen überraschenden Eindruck machen wird. —
Die Ausstellungsräume, welche das Bayerische Gewerbe-
museum in seinem Ausstellungsgebäude für Industrie und
Handel zur Verfügung gestellt hat, erhalten ihre künstle-
rische Ausschmückung von dem auf dekorativem Gebiete be-
währten Meister Franx Broehicr, Professor der Königl. Kunst-
gewerbeschule in Nürnberg. Der Direktor derselben Karl
Hammer hat den Entwurf zu dem reizvoll malerischen
Plakat geliefert, welches demnächst in allen Städten des
deutschen Landes die Freunde der Kunst auffordern wird, zu
kommen und zu schauen, was die alte Kunststadt Nürnberg
in unseren Tagen in der Kunst zu leisten vermag.

x. Kunstausstellung in Agram. In der herrlich ge-
legenen , durch Eisenbahnverbindungen allseits leicht zu-
gänglichen kroatischen Hauptstadt Agram findet im Herbste
dieses Jahres eine große land- und forstwirtschaftliche Aus-
stellung statt. Der Kunst-und Kunstgewerbeverein in Agram
benützt diese Gelegenheit, um gleichzeitig eine Kunstausstel-
lung zu veranstalten. Die Ausstellung wird in den eigens
zu solchen Zwecken erbauten Räumen der königl. Gewerbe-
schule, in unmittelbarer Nähe der land- und forstwirtschaft-
lichen Ausstellung, abgehalten werden und vom 15. August
bis 15. Oktober dauern. Die Ausstellung soll Werke der
Malerei (auch architektonische Zeichnungen und Pläne), der
Skulptur und des Kunstdruckes umfassen. Eine besondere
Abteilung soll Photographien oder andere Reproduktionen
von älteren kroatischen oder auf Kroatien bezüglichen Werken
der bildenden Kunst und des Kunstgewerbes enthalten.

• Der Münchener Kunstverein hat eine zeitgemäße
Umgestaltung und Verschönerung seines Lokals vorgenom-
men: unten dienen eine Anzahl mit lebendigen Blattpflanzen
ausgestatteter Kabinette zur Aufnahme von Bildhauorwerken,
oben eine Flucht von größeren und kleineren Salons mit
gutem Oberlicht für die Gemäldeausstellungen, Die letzten
Wochen brachten hier u. a. eine ganze Reihe von sehr
interessanten Kollektivausstellungen zeitgenössischer Künstler.
Zunächst eine große Sammlung von Werken Trübners, an
die achtzig Bilder und Studien, welche diesen einzigen
„Dunkelmaler" der modernsten Münchener Ära trefflich
repräsentirten. Dann eine Ausstellung von Werken Lieber-
manns, dessen großes Bild „In den Dünen" für die Neue
Pinakothek angekauft wurde, so dass nun auch er dort neben
Uhde würdig vertreten ist. Endlich Ausstellungen der Ra-
dirungen und auch einiger Gemälde Mm Klingers, sowie
einer Anzahl von Werken Franx Stucks und des Grafen